Verkehrskontrolle in Bayern. (Foto: imago/Olaf Wagner)
Verkehrsdelikte

Mehr als eine Million Raser

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann präsentierte die aktuelle Verkehrssünderstatistik und wies dabei besonders auf die Gefahren durch zu schnelles Fahren hin: Geschwindigkeitsübertretungen seien die Hauptursache für schwere Unfälle. Herrmann kündigte zusätzliche Kontrollen für Juli an - auch für den Schwerlastverkehr.

Mehr als 2,5 Millionen Mal kamen Bayerns Verkehrsteilnehmer im vergangenen Jahr mit dem Recht in Konflikt. Über 1,9 Millionen Verwarnungen und knapp 800.000 Bußgeldbescheide erließ das Polizeiverwaltungsamt im Jahr 2015. Etwa 60.000 Mal verhängten die Beamten ein Fahrverbot von ein bis drei Monaten.

„An erster Stelle der Verkehrsdelikte stehen mit knapp 1,1 Millionen die Geschwindigkeitsübertretungen. Sie sind Hauptunfallursache für schwere Verkehrsunfälle“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann anlässlich der Vorstellung der Jahresstatistik. 55 Prozent aller Fahrverbote gab es demnach für Raserei. „Besonders Motorradfahrer stechen hierbei negativ hervor: Sie belegen 2015 die führenden Plätze bei den Schnellfahrern“, so Herrmann. „Einer von ihnen fuhr mit 169 km/h sogar innerhalb einer geschlossenen Ortschaft. Trauriger Spitzenreiter ein 40-Jähriger außerorts mit 237 km/h.“ Die Quittung folgte auf dem Fuß: 2.000 Euro Geldbuße und drei Monate Fahrverbot.  Herrmann warnte anlässlich der neuen Zahlen alle notorischen Raser: „Fuß weg vom Gas, sonst wird es richtig teuer!“ Der Innenminister kündigte noch für Juli 2016 neue Geschwindigkeitsschwerpunktkontrollen an.

Mehr Verstöße gegen Abstandsregeln

Um knapp 26 Prozent auf 76.975 deutlich angestiegen sind die gefährlichen Verstöße gegen den vorgeschriebenen Mindestabstand. Herrmann: „Ursache hierfür dürften auch moderne neue digitale Messverfahren sein. Diese ermöglichen zum Beispiel auch eine Verkehrsüberwachung bei winterlichen Temperaturen.“ In 9.544 Fällen, in welchen die Autofahrer extrem nah auffuhren, mussten die „Sünder“ ihren Führerschein vorübergehend abgeben. 13.173 Mal war Alkohol am Steuer und Drogenmissbrauch der Grund für ein Fahrverbot.

Übermüdung und unsachgemäßer Transport gefährlicher Ladung etwa können stets zu brenzligen Situationen führen.

Joachim Herrmann

„Mit dem Schwerpunkt auf Geschwindigkeits-, Abstands- sowie Drogen- und Alkoholkontrollen trägt die Polizei wesentlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bei. Die Bekämpfung dieser Unfallursachen hat in den letzten Jahren zu einer stark rückläufigen Tendenz bei den Verkehrstoten geführt“, sagte Herrmann. „Hier dürfen wir nicht nachlassen, denn jeder Verkehrstote ist einer zu viel.“ Er kündigte bayernweite Schwerpunktkontrollen im Juli an. Wichtig sei ihm auch die Kontrolle des Schwerverkehrs, erklärte Herrmann. „Übermüdung und unsachgemäßer Transport gefährlicher Ladung etwa können stets zu brenzligen Situationen führen.“ So wurden 2.682 Bußgeldbescheide wegen Lenkzeitüberschreitungen und 1.026 wegen Verstößen nach dem Gefahrgutrecht erlassen.

Die meisten Verkehrssünder sind Männer

Herrmann wandte sich besonders an die männlichen Verkehrsteilnehmer: 76,91 Prozent aller Bußgeldbescheide wurden gegen Männer und 23,09 Prozent gegen Frauen erlassen.

Die Gesamteinnahmen aus Verwarnungs- und Bußgeldverfahren belaufen sich auf gut 117 Millionen Euro. Davon mussten rund  9,1 Millionen Euro zwangsweise eingetrieben werden. Rund 15 Prozent Vollstreckungsersuchen weniger als im Vorjahr bedeuten aber auch:  „Die Zahlungsmoral hat sich deutlich verbessert“, so Herrmann.

Auch im vergangenen Jahr registrierte das Polizeiverwaltungsamt Versuche einiger Verkehrssünder, falsche Fahrer zu benennen. Dadurch wird aus einer Ordnungswidrigkeit wegen eines Verkehrsverstoßes schnell eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe bestraft wird. 204 derartige Fälle wurden 2015 angezeigt.

Fahndungserfolge bei Verkehrskontrollen

Im Zuge der Verkehrskontrollen gelangen der Polizei im vergangenen Jahr zudem etliche Fahndungserfolge. Durch den Datenabgleich bei Ordnungswidrigkeitenverfahren mit Fahndungsnotierungen konnten 1.359 Personen erwischt werden, die zur Festnahme ausgeschrieben waren.