Eröffnungs-Pressekonferenz des Sudetenduetschen Tages und der Landesausstellung "Karl IV.". V.l.: Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, die Geschäftsführerin der Metropolregion Nürnberg, Christa Standecker, der Ratsvorsitzende der Metropolregion und Landrat von Nürnberg-Land, Armin Kroder, Fabian Fiederer vom Haus der Bayerischen Geschichte. (Foto: Wolfram Göll)
Sudetendeutscher Tag

Goldene Brücken über die Goldene Straße

Unter dem Motto „Dialog verpflichtet“ steht der 67. Sudetendeutsche Tag in Nürnberg. Die deutsch-tschechische Freundschaft dominiert die Veranstaltung, so Volksgruppensprecher Posselt: Sie fällt zusammen mit dem 700. Geburtstag von Kaiser Karl IV. und der Eröffnung der binationalen Landesausstellung. Mit Kulturminister Daniel Herman spricht erstmals ein offizieller Vertreter der Prager Regierung.

Die Anlässe könnten kaum besser zueinenader passen: Der 700. Geburtstag des Kaisers Karl IV. fällt in kongenialer Weise genau in den Sudetendeutschen Tag 2016 in Nürnberg. Sogar der Ort des Geschehens passt hervorragend, weil Nürnberg und Prag eindeutig die Lieblingsstädte Karls IV. waren. Die Architektur beider Städte trägt unverkennbar seine Handschrift, er gründete die „Goldene Straße“ als bevorzugte Handelsroute zwischen den beiden Metropolen.

In der Goldenen Bulle sprach der Kaiser 1356 die Reichskleinodien der Stadt Nürnberg zu, in Prag gründete er 1348 die erste Universität Mitteleuropas und im Reich, außerdem gründete er Karlsbad im Egerland und die Burg Karlstein. Der Luxemburger war gleichzeitig König von Böhmen, gewählter deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation.

Deutsch-tschechische Landesausstellung zu Karl IV. parallel zum Sudetendeutschen Tag

Kongenial auch die Idee, den Sudetendeutschen Tag mit der Eröffnung der heurigen Landesausstellung zusammenzulegen. Auch diese befasst sich mit Karl IV. und ist erstmals binational zwischen Bayern und Böhmen, auch die Eröffnung der Landesausstellung findet gleichzeitig in Prag und Nürnberg statt.

Aus Anlass des 700. Geburtstags von Kaiser Karl IV. hat das Haus der Bayerischen Geschichte erstmals zwei Landesausstellungen binnen eines Jahres organisiert: Neben der Ausstellung zu 500 Jahren Reinheitsgebot und bayerischem Bier in Aldersbach eben eine – erstmals – binationale Ausstellung zu Karl IV.

Grandioses mitteleuroäisches Fest

Bernd Posselt, langjähriger Europaabgeordneter der CSU und Sprecher der Sudetendeuschen Volksgruppe, nannte es eine „grandiose Fügung“, dass der 700. Geburtstag von Kaiser Karl IV. im Jahr 2016 genau auf Pfingsten falle und damit in den Sudetendeutschen Tag. „Zusammen mit der Eröffnung der Landeausstellung in Prag wird das ein grandioses mitteleuropäisches Fest“, so Posselt. „In diesem Sinne verstehen wir den Sudetendeutschen Tag.“

Ich will nicht am Goldenen Steig wieder Grenzkontrollen und Zäune haben.

Bernd Posselt

Der langjährige CSU-Europaabgeordnete sagte weiter, der Sudetendeutsche Tag 2016 werde „auch politisch ein Durchbruch werden“. Denn erstmals werde mit Kulturminister Daniel Herman ein offizieller Vertreter der tschechischen Regierung ein Grußwort sprechen. Herman habe schon früher als Privatperson häufig beim Sudetendeutschen Tag als Gast besucht. Gut treffe es sich auch, dass Herman die tschechische Fachzuständigkeit für die Landeausstellung habe, so Posselt.

Europa ist älter als die Nationalstaaten

Der Sprecher der Sudetendeutschen erklärte weiter: „Europa ist viel älter als die Nationalstaaten.“ In der heutigen Krise brauche man nicht wengier, sondern mehr Europa. „Ich will nicht am Goldenen Steig wieder Grenzkontrollen und Zäune haben“, so Posselt. „Wir Sudetendeutsche, die wir 800 Jahre in Böhmen gelebt haben, wollen keine neuen Grenzen haben.“ Die Sudetendeutschen hätten mehrere hundert Jahre auch Österreich als Vaterland gehabt.

Wir bauen auf der Goldenen Straße goldene Brücken.

Armin Kroder

Posselt betonte den Wert der mitteleuropäischen Freundschaft. Karl IV. sei mit seinen vier Königskronen – Böhmen, Burgund, Lombardei und die deutsche Krone – sowie der Kaiserkrone „der oberste Repräsentant Europas“ gewesen. Die Sudetendeutschen seien schon seit 1958 besonders dem Kaiser verpflichtet, denn ihr jährlich verliehener „Karlspreis“ sei eben nach jenem großen Herrscher benannt.

Weniger Europa im Kleinen, mehr Europa im Großen

Der Ratsvorsitzende der Europäischen Metropolregion Nürnberg, Landrat Armin Kroder (FW), betonte: „Wir bauen auf der Goldenen Straße goldene Brücken.“ Die Metropolregion stehe für ein „Europa der Bürger, ein Europa der Regionen, des Miteinanders der Völker und der Religionen, der Freundschaft und des Friedens“. Kroder sagte, er empfehle der EU, sich aus Kleinigkeiten herauszuhalten: „Aber in großen Dingen wünschen wir uns mehr Europa.“ In Böhmen spiele Kaiser Karl IV. eine sehr prominente Rolle, in Deutschland herrsche da noch Nachholbedarf.