Skifahrer stehen am Kreuzwankl-Lift auf dem Garmischer Hausberg an. Insgesamt 420.000 Wintersportler kamen in das Skigebiet. (Foto: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG)
Skisaison

Katastrophen-Bilanz nach dem „Winter ohne Winter“

Wegen des Schneemangels haben die bayerischen Skigebiete in der abgelaufenen Saison bis zu einem Drittel ihrer Wintersport-Gäste verloren. Nur die Pistenbetreiber in Garmisch-Partenkirchen profitieren von der Not der Konkurrenz im Sudelfeld oder am Brauneck. Auf die Hänge zwischen Zugspitze und Hausberg kamen 655.000 Skifahrer und Snowboarder - fast zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Der Winter ist vorüber. Auf vielen Bergen in den bayerischen Alpen liegt jetzt so viel Schnee wie noch an Neujahr: nämlich kaum einer. Nachdem nun auch die Skigebietsbetreiber von Garmisch-Partenkirchen auf dem Zugspitz-Platteau ihre letzen Lifte abgeschaltet haben, bietet sich der abschließende Blick auf die Wintersaison 2015/16. Allzu begeistert klingen die Verantwortlichen zwischen Bayerischem Wald und Allgäuer Alpen nicht. Nur die Schneemacher von Bayerns höchstem Gipfel rühmen sich der Bewältigung eines Paradoxons. „Wir haben gezeigt, dass man auch ohne Winter einen Winter haben kann“, grinst Martin Hurm, Leiter Seilbahnen und Lifte bei der Bayerischen Zugspitzbahn.

Tatsächlich haben sie in Garmisch sogar von der Not anderer Skigebiete profitiert. Aufgrund der massiven Beschneiungskapazitäten konnten sie im Gebiet „Garmisch Classic“ an Hausberg und Alpspitze die Vorjahresmarke von insgesamt 420.000 Skifahrern während der gesamten Wintersaison halten. Dank der Schneesicherheit auf dem Gletscher kamen zudem 235.000 Carver und Snowboarder auf die Zugspitze – gegenüber 188.000 in der Vorsaison. Immerhin ein Plus von 20 Prozent.

Absturz am Spitzingsee, im Sudelfeld und am Brauneck

Die meisten anderen Liftbetreiber im Freistaat berichten freilich von stark rückläufigen Zahlen. Am Spitzingsee: minus 25 Prozent. Obwohl dieser Absturz noch glimpflich ausfiel, weil die Bergbahn aufgrund der Beschneiung an der Hauptabfahrt am Stümpfling wenigstens auf wenigen Pisten auch über Weihnachten ein Notprogramm anbieten konnte. Am Brauneck bei Lenggries dagegen: minus 30 Prozent.

Im Sudelfeld bei Bayrischzell, wo die Vergrößerung der Schneekanonen-Arsenale seit Jahren schwer umstritten ist, kamen insgesamt 150.000 Skifahrer. Gegenüber 200.000 in der Vorsaison. „Noch so einen Winter brauchen wir nicht“, sagt der Geschäftsführer der Bergbahnen-Sudelfeld, Egidius Stadler. Das fehlende Viertel Gäste reißt eine unangenehme Lücke in die Kalkulation.

Die Debatte um Schneekanonen geht weiter

Dennoch sieht Stadler keinen anderen Weg als den millionenschweren Ausbau des Gebiets – trotz Klimawandels. „Wenn wir wie die österreichischen Skigebiete Schneesicherheit bieten können, dann kommen die Leute auch“, glaubt er. Zwangsläufig werde es in Bayern einen Ausleseprozess geben: die kleineren, niedriger gelegenen Reviere werden mit der zu erwartenden Erwärmung langsam absterben. Übrig blieben die höheren Lagen, die besser ausgebaut seien. „Man hat’s ja diese Saison zu Weihnachten gesehen“, meint Stadler, „da waren nur drei bayerische Gebiete in Betrieb: Zugspitze, Spitzingsee und wir im Sudelfeld.“