Damit hatte niemand gerechnet: mitten in den besinnlichen Osterferien meldet sich die bayerische SPD mit einem Vorschlag, der für Schlagzeilen sorgen wird: Sie will den Kalender ändern und den 1. April abschaffen! „Das ist moderner Verbraucherschutz“, ist in der Pressemitteilung der SPD zu lesen, „wir setzen uns für die Menschen in Bayern ein, die in den vergangenen Jahrzehnten tausendfach gegen ihren Willen in den April geschickt wurden. Damit muss endlich Schluss sein.“
Es sei unzumutbar, wenn Menschen mit Unwahrheiten getäuscht würden – dies sei nach dem Verständnis der Sozialdemokraten die ureigene Aufgabe der Politik. Zudem sei die Quote an Kalauern bei den Aprilscherzen einfach zu hoch. „Wir bevorzugen unter uns Genossen qualitativ hochwertige Witze mit einem gewissen intellektuellen Niveau“, erklärte Rinderspacher. „Lautes Lachen ist bei uns in der Fraktion ohnehin nur im Landtag gestattet, wenn wir Witze über die CSU machen. Wir haben hier über Whatsapp einen Heiterkeitsalarm eingerichtet, bei dem dann alle SPD-Abgeordneten sofort loslachen müssen.“
Aprilscherze kosten Arbeitszeit
Man habe angesichts des ernsten Hintergrundes des Themas auch schon über einen eigenen Straftatbestand für Aprilscherze nachgedacht, sich dann aber für die einfacher umzusetzende Möglichkeit der Datumsabschaffung entschieden. Eine Änderung des Strafgesetzbuches müsse durch den Bundesrat, wo es an den grünen Witzbolden scheitern könnte. Den 1. April könne jedoch der Freistaat wie einen Feiertag allein abschaffen.
Das Konzept ergänzt ideal unsere Idee der Rente mit 63 und ist ein weiterer Schritt zur Reduzierung der Lebensarbeitszeit.
Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef
Die Idee bringt nach der Argumentation der SPD zusätzliche Vorteile: Das Kalenderjahr habe künftig nur noch 364 Tage, damit falle für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch ein Werktag weg. „Wir sind die Arbeiter-Partei, wir setzen uns für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein“, so Rinderspacher. „Das Konzept ergänzt ideal unsere Idee der Rente mit 63 und ist ein weiterer Schritt zur Reduzierung der Lebensarbeitszeit.“ Von Seiten der Gewerkschaften kam diesbezüglich Unterstützung.
Die Arbeitgeber fanden das nicht lustig: „Das ist ja lachhaft!“, war von der bayerischen Wirtschaft zu hören. „Wir schaffen ja auch nicht Ostern ab, nur weil die Geschichte vom Osterhasen auf einer Täuschung beruht!“
Das ist ja lachhaft! Wir schaffen ja auch nicht Ostern ab, nur weil die Geschichte vom Osterhasen auf einer Täuschung beruht!
Bayerische Wirtschaft
Intern werden andere Gründe genannt
Wie der Bayernkurier aus internen SPD-Kreisen erfahren hat, ist die offizielle Begründung jedoch nur vorgeschoben. „Nach all den Wahlniederlagen der Vergangenheit gegen die CSU ist uns in der bayerischen SPD einfach das Lachen vergangen“, so ein Abgeordneter, der namentlich nicht genannt werden will. Da selbst beim Derblecken am Nockherberg die SPD praktisch keine Rolle mehr gespielt habe, werde man Humor nun an allen „Ecken und Enden bekämpfen, mit allen verfügbaren Mitteln“, betonte der Abgeordnete.
Verpflichtend soll es auch eine SPD-Witzquote geben, die sich jedoch nicht am Landtagswahlergebnis orientieren dürfe. „Sonst kommen wir bald gar nicht mehr vor“, so der Insider. Auch hierfür sei bereits ein Gesetzesvorschlag in Vorbereitung. „Wie eigentlich in jeder Lebenslage kann nach Auffassung der Sozialdemokraten nur der Staat alles vernünftig regeln. Wir haben insgesamt zu wenig Bürokratie und Vorschriften in Bayern, hier müssen wir nachlegen. Auch den Humor müssen wir wirkungsvoll kontrollieren und dem Bürger ein einheitliches Konzept für gute Scherze zur leichteren Anwendung vorgeben“, so der Abgeordnete weiter.
Wenn wir dem Bürger hier zu viel Eigenverantwortung und Handlungsspielraum zubilligen, wird die Bürokratiequote massiv darunter leiden. Irgendwann ist einfach Schluss mit lustig!
Anonymer SPD-Abgeordneter
(avd/mas)