Der Oberbürgermeister-Kandidat der CSU in Forchheim, Ulrich Schürr (Mitte). (Foto: Wolfram Göll)
OB-Wahl

Neues Kapitel für Forchheim

Am 20. März stimmen die Forchheimer in einer Stichwahl über den neuen Oberbürgermeister ab. Für die CSU kandidiert Ulrich Schürr für den Chefposten der 31.000-Einwohner-Kreisstadt im Süden Oberfrankens, dem Tor zur Fränkischen Schweiz. Schürr will Politik transparent machen, den Dialog mit den Bürgern suchen, aber auch die bisherigen wirtschaftlichen Erfolge konsequent fortführen.

In Forchheim hat der CSU-Kandidat Ulrich Schürr beste Chancen, in der Stichwahl am 20. März Oberbürgermeister zu werden. In der ersten Runde der Wahl erreichte er rund 34 Prozent der Stimmen, sein Gegenkandidat Uwe Kirschstein von der SPD 28 Prozent. Zwei Kandidaten von unabhängigen Wählervereinigungen sind nach dem ersten Wahlgang ausgeschieden, und zwar ohne für die Stichwahl eine Empfehlung an ihre Anhänger abzugeben. Nur die Grünen unterstützten von vornherein den SPD-Kandidaten.

Ich will ein neues Kapitel in der Geschichte dieser Stadt aufschlagen.

Ulrich Schürr

Aber die Stichwahl ist natürlich kein Selbstläufer. In ganz Bayern sind schon in vielen Fällen die favorisierten CSU-Kandidaten als Sieger der ersten Runde in die Stichwahl gegangen – wo sie dann aber das Nachsehen hatten, weil die Gegner eine Anti-CSU-Kampagne zustande brachten. „Alle gegen die CSU“, das ist hier der Klassiker. Zudem hatte der SPD-Kandidat Kirschstein bereits 2014 den überaus beliebten und langjährig amtierenden CSU-OB Franz Stumpf in die Stichwahl gezwungen – und das, obwohl er erst kurz zuvor nach Forchheim zugezogen war.

Neues Kapitel in der Geschichte Forchheims

Der OB-Kandidat der CSU, Ulrich Schürr, ist also gewarnt. Auch deshalb kämpft an diesem Samstagvormittag in der Forchheimer Hauptstraße um jede Stimme. Der 39 Jahre alte promovierte Rechtsanwalt hört den Sorgen und Meinungen jedes einzelnen Bürgers interessiert zu, geht darauf ein, skizziert aber auch seine Vision für die Zukunft Forchheims. „Ich will ein neues Kapitel in der Geschichte dieser Stadt aufschlagen“, so lautet sein Zentralmotiv.

Damit meint Schürr unter anderem ein neues, besseres Miteinander von Verwaltung und Bürgern. „Es geht mir darum, die Politik insgesamt transparenter zu machen“, betont der OB-Kandidat. Er will vor allem bei wichtigen Themen frühzeitig in einen Dialog mit den Bürgern eintreten. So wollen er und die CSU ein Protest-Szenario vermeiden, wie es derzeit stattfindet: Schon gegen ein neues Mini-Baugebiet von sage und schreibe 27 Bauplätzen hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die vor allem gegen den Lkw-Verkehr und den Lärm während der (überschaubaren) Bauphase vorgeht. Hier hätte die Stadt gewiss im Vorfeld besser mit den Bürgern kommunizieren können, meint CSU-Ortschef Werner selbstkritisch.

CSU will Spitzenplatz verteidigen

Die CSU ringt in Forchheim – strategisch betrachtet – um die Verteidigung der angestammten Führungsposition. 15 von 40 Stadträten stellt die CSU derzeit. OB-Kandidat Schürr selbst ist zwar schon seit 20 Jahren Mitglied der CSU, im Stadtrat aber ist er Vorsitzender der 2008 gegründeten, derzeit dreiköpfigen Fraktion „Junge Bürger“. Seit 55 Jahren regieren stets Oberbürgermeister der Christsozialen die 31.000 Einwohner zählende Stadt am südlichen Zipfel Oberfrankens, am Tor zur Fränkischen Schweiz: Zunächst von 1961 bis 1990 Karlheinz Ritter von Traitteur, seit 1990 bis heute Franz Stumpf. Im September 2015 machte Stumpf seine schwere Erkrankung öffentlich und stellte sein Amt zur Verfügung.

Die Messe ist noch lang nicht gelesen, es wird sehr knapp.

Thomas Werner, CSU-Ortsvorsitzender

„Wir hatten nur wenig Vorbereitungszeit für diesen Wahlkampf“, erklärt der Forchheimer CSU-Ortsvorsitzende Thomas Werner. „Die Messe ist noch lang nicht gelesen, es wird sehr knapp.“ Es gehe nicht nur darum, die Leute zu mobilisieren, die sowieso zu CSU tendieren. Sondern auch darum, die bisherigen Wähler der beiden ausgeschiedenen Kandidaten von Ulrich Schürr zu überzeugen. „Es ist eine Persönlichkeitswahl. Wir kämpfen bis zum letzten Tag“, so der CSU-Ortsvorsitzende. Der SPD-Kandidat wirbt mit der Parole „Wechsel jetzt!“ An eine starke Wechselstimmung glaubt CSU-Ortschef Werner nicht. „Es ist so durchwachsen, würde ich sagen. Alle sind stolz auf die Erfolge der Stadt. Aber nach über 50 Jahren CSU-Führung gibt es natürlich einige, die sagen, jetzt sollen auch mal die anderen ran.“

Wirtschaftlich geht es Forchheim glänzend

Wirtschaftlich geht es der Stadt glänzend. „Wir in Forchheim haben in Sachen Wirtschaft und Arbeitsplätze eine Entwicklung genommen, um die uns viele beneiden“, so Thomas Werner. Deshalb trägt einer der beiden Flyer, die Schürr und ein gutes Dutzend Helfer verteilen, den Titel „ErFOlge Fortführen, neue Wege gehen“ – wobei das großgeschriebene FO natürlich für Forchheim steht. Allein der Siemens-Konzern hat Investitionen von sage und schreibe 100 Millionen Euro in der Stadt angekündigt. Es entsteht – auch im Zusammenhang mit dem Forschungszentrum im benachbarten Erlangen – ein „Medical Valley“. Auch ein Gründerzentrum wird derzeit gebaut.

Wir müssen die Marke Forchheim etablieren und besser nach außen verkaufen.

Thomas Werner, CSU-Ortsvorsitzender

Die wirtschaftspolitischen Pläne der CSU und des OB-Kandidaten Ulrich Schürr umreißt Werner folgendermaßen: Die neuen, aber auch die eingesessenen Betriebe müssten besser betreut werden. Die Stadt brauche einen City-Manager, dessen Aufgabe es vor allem wäre, die schmucke Altstadt zu beleben. Hintergrund ist der Umstand, dass viele Touristen durchaus nach Forchheim kommen, um beispielsweise in die Fränkische Schweiz zu fahren, aber kaum ein Besucher schafft es bis in die hübsche Altstadt und steigt hier aus. „Wir müssen die Marke Forchheim etablieren und besser nach außen verkaufen“, so der CSU-Ortsvorsitzende. Mit einer neuen Kulturhalle will man auch auf diesem Gebiet neue Akzente setzen.

Umgehungsstraße in die Fränkische Schweiz soll den Osten der Stadt entlasten

Wichtig wäre nach Auffassung der CSU auch eine neue Umgehungsstraße für den Durchgangsverkehr – sowohl den gewerblichen als auch den touristischen. Wer von der Autobahn A73 von Nürnberg her in Richtung Ebermannstadt/ Fränkische Schweiz will, muss zwangsweise mehr als zehn Kilometer lang durch das Forchheimer Stadtgebiet: erst über eine zweispurige Bundesstraße und zahlreiche Ampeln nördlich bis zum Bahnhof, dort über eine enge, einspurige Brücke über die Gleise, und dann Richtung Osten durch ein Gewerbe- und Wohngebiet und wiederum über zahlreiche, nervige Ampeln aus der Stadt hinaus. Um das zu entschärfen, fordert die CSU eine Ostspange direkt ab der Autobahnausfahrt, die die Anwohner vom Durchgangsverkehr entlasten würde. Die SPD und ihr Kandidat sind notorisch dagegen.

Ansonsten drücken in Forchheim ganz ähnliche Sorgen, die alle Kommunen haben: So sei die Stadt gefühlt seit Jahren daran, Schulen und Kindergärten zu bauen, zu renovieren und zu erweitern. „Bei uns bekommt jedes Kind seinen Kindergarten- und Krippenplatz, kein Problem“, berichtet Werner. Wohnraum sei, wie in vielen anderen Kommunen, knapp – nicht nur wegen des starken Zuzugs von Arbeitnehmern in den vergangenen Jahren, sondern auch wegen der anerkannten Asylbewerber, die auf den Wohnungsmarkt drängen. „Wir denken über mehrgeschossigen Wohnungsbau nach, um der Nachfrage zu entsprechen“, so Werner.