In Bayerns Schwimmbädern hat es in den vergangenen Jahren keine Zunahme sexueller Übergriffe gegeben. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. In München etwa hat sich die Zahl der Übergriffe in den vergangenen drei Jahren kaum verändert. Nach Angaben der Münchner Stadtwerke registrierte die Polizei im Jahr 2013 dort 19 Sexualdelikte, 2014 waren es 12. Im vergangenen Jahr wurden 19 Fälle angezeigt. In allen drei Jahren wurde die Hälfte der Übergriffe von Ausländern, die andere Hälfte von Deutschen begangen.
In vielen anderen bayerischen Städten ist die Zahl dagegen noch niedriger. Im vergangenen Jahr gab es in Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt und Passau keine sexuellen Übergriffe. Doch die Betreiber der Bäder reagieren auf aktuelle Medienberichte über zunehmende Übergriffe mit Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehören mehr Aufsichtspersonal oder Badeordnungen in verschiedenen Übersetzungen.
Allerdings dürfte die Dunkelziffer vermutlich hoch sein, weil zum einen Frauen sexuelle Übergriffe mitsamt den folgenden Prozessen ohnehin selten melden. Zudem könnten sich einige Opfer auch keinen Erfolg von einer Anzeige versprochen haben, weil in der Regel Zeugen fehlen oder die Täter verschwinden. Bei minderschweren Delikten heißt es oft: „War ja nicht so schlimm und der Täter kommt eh mit ein paar Sozialstunden davon.“ Und zum anderen dürften sogar in Bayern bei Tätern mit Migrationshintergrund einige Opfer eine Anzeige gescheut haben, um nicht gleich als „Rassist“ tituliert zu werden oder weil sie befürchteten, ihre Anzeige würde vertuscht – was nach Angaben der bayerischen Polizei nicht der Fall war und ist.
Badverbot für Asylbewerber
In Nordrhein-Westfalen ist die Situation anders. Pauschales Schwimmbadverbot gab es beispielsweise in Bornheim für männliche Asylbewerber: Diese Maßnahme hat Mitte Januar bundesweit eine heftige Diskussion ausgelöst. Nach Angaben eines Sprechers der Stadt gab es insgesamt sechs Mal Beschwerden über anzügliches Verhalten der jungen, männlichen Flüchtlinge in dem Hallenbad. Bornheims Sprecher Rainer Schumann sagte Spiegel Online: „Aus Sicht der Stadt war es erforderlich, um die Besucher und Mitarbeiter des Schwimmbades zu schützen.“ Man habe „ein Zeichen setzen wollen, dass die Rechte der Frauen unantastbar sind.“ Die 160 Flüchtlinge in Bornheim reagierten sehr unterschiedlich auf das Hausverbot, einige zeigten Verständnis für die Maßnahme, andere hielten sie für überflüssig. Wegen des immensen Medienechos und der öffentlichen Debatte wurde das Badeverbot bereits nach wenigen Tagen wieder aufgehoben, auch weil es diskriminierend gewesen sein soll – und weil das böse Wort vom „Generalverdacht“ mal wieder die Runde machte.