Griechenland sucht den Schulterschluss mit Moskau - doch die fundamentalen Probleme lösen sich davon auch nicht. Bild: Fotolia, Jenifoto
Griechanlandkrise

Griechische Provokationen

Von Athen nach Moskau - die griechische Regierung sucht die Nähe zum russischen Präsidenten Putin. Doch vielleicht nimmt Alexis Tsipras die nützliche Lektion mit nach Hause: Auch in Moskau gibt es nichts umsonst - schon gar kein Geld.

Erschienen am 25.04.2015.

Die Regierung von Premierminister Alexis Tsipras will weder ernsthafte Reformen noch einen Kompromiss mit ihren europäischen Partnern und Geldgebern. Das muss man aus der politischen Bilanz nur einer einzigen Woche schließen, in der Athen keine Gelegenheit zur Provokation ausgelassen hat: Erst deutet Verteidigungsminister Kammenos wieder an, Athen sei bald nicht mehr in der Lage, islamistische Terroristen aufzuhalten. Dann präsentiert Athen Deutschland wieder einmal seine Reparationsrechnung: 287 Milliarden Euro, genau 40 Milliarden Euro weniger als Griechenlands Gesamtverschuldung. Und schließlich fliegt Tsipras demonstrativ zum eilig vorverlegten Antrittsbesuch nach Moskau. Nur eines fehlt nach wie vor: Die Liste mit vernünftigen griechischen Reformvorschlägen.

Vielleicht hat Tsipras ja in Moskau etwas gelernt: Auch bei Vladimir Putin gibt es nichts umsonst, schon gar kein Geld. Russische Angebote haben meistens Haken: Wenn Athen sich an Moskaus neuer Gas-Pipeline beteiligt, muss es das zu EU- Bedingungen tun – daran ist schon ein anderes russisches Pipeline-Projekt gescheitert. Wenn Moskau für Griechenland Embargo-Ausnahmen macht, bekommt Athen Ärger mit Brüssel. „Neue Darlehen“ gibt es aus Moskau nur gegen Sicherheiten, wusste die russische Tageszeitung Kommersant von einer „anonymen Russischen Regierungsquelle“: russische Beteiligungen an einem Gaskonzern, Eisenbahnbetreiber oder an den Häfen von Athen und Thessaloniki. Zugegeben: Reformen fordert Putin von Athen nicht. Aber sind darum die Kreditbedingungen vom Kreml wirklich besser?

Deutsche Reparationen sind keine Lösung für Griechenlandproblem

Eigentlich müsste es Tsipras längst dämmern, dass Athen seine Probleme ohne die europäischen Partner nicht lösen kann. Aber vertrauen kann man auf solche Einsicht leider nicht. Das zeigt Athens wahnwitzige Reparationsforderung. „Nein, die deutschen Reparationen sind keine Lösung für die griechischen Schulden“, titelt sogar die linke Pariser Tageszeitung Le Monde. Das Blatt erinnert daran, dass Griechenland schon vor 70 Jahren groteske Forderungen erhoben hat: Auf der Reparationskonferenz von Paris im Dezember 1945 verlangte Athen von avisierten 20 Milliarden Dollar Gesamtreparationen für sich alleine zehn Milliarden. Im deutsch-griechischen Wiedergutmachungsabkommen vom 18. März 1960 erhielt Athen schließlich 115 Millionen Mark in vier Raten. Seither gilt die Reparationsfrage als geschlossen und erledigt, meint Le Monde.

Das alles weiß man auch in Athen. Was bezweckt die Regierung Tsipras also mit der sinnlosen Forderung? Griechenland braucht keinen Showdown mit seinem Lieblingsgegner Deutschland, sondern nur eines: Athen muss endlich die Reformen angehen, die alle Regierungen nicht erst seit Beginn der jüngsten Krise, sondern schon seit Jahrzehnten verweigern. Sonst droht ein Knall.