Bayerns Ministerpräsident Markus Söder besucht die äthiopische Staatspräsidentin Sahle-Work Zewde. (Foto: Picture Alliance)
Äthiopien

Söder trifft die Präsidentin

Höhepunkt des Besuchs in Äthiopien: Ministerpräsident Söder sprach mit Staatspräsidentin Zewde über wirtschaftliche Zusammenarbeit und Demokratisierung. Außerdem traf er Vertreter der AU, eröffnete eine Fußballschule und besuchte ein Kaffeelager.

Im Nationalpalast in Addis Abeba hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Staatspräsidentin Äthiopiens, Sahle-Work Zewde, getroffen. „Wir müssen unsere angestrebte neue Afrika-Strategie mit Leben füllen und zu einem fairen und freien Handel kommen“, sagte Söder nach dem Treffen. Zudem eröffnete Söder zusammen mit dem früheren Fußballprofi Giovane Elber eine Fußballschule des FC Bayern München in Addis Abeba. Außerdem besuchte Söder das älteste Kaffeelager Äthiopiens, informierte sich über das wichtigste Exportgut des Landes und sicherte bayerische Unterstützung für Kleinbauern in Höhe von 150.000 Euro zu.

Politischer Höhepunkt der Reise

Die Zusammenkunft mit der Präsidentin war der politische Höhepunkt der fünftägigen Reise des CSU-Chefs nach Äthiopien. In dem Gespräch ging es vor allem um die wirtschaftlichen Kontakte zwischen Bayern und Äthiopien und die zentrale Bedeutung des Wirtschaftaufschwungs für den Demokratisierungsprozess. In Äthiopien gibt es seit Jahren einen massiven politischen Wandel. Nachdem das Land in früheren Jahren sehr abgeschottet war, öffnet es sich im Rahmen der laufenden Demokratisierung wieder für politische und wirtschaftliche Kooperationen.

Ich glaube: Europas Schicksal wird mit in Afrika entschieden.

Markus Söder

Auch beim Gespräch Söders mit mehreren führenden Vertretern der Afrikanischen Union (AU), die in Addis Ababa ihren Sitz hat, stand wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit sowie Demokratisierung im Mittelpunkt. Im Anschluss an das Treffen zeigte Präsidentin Zewde Söder im Park des Palastes auch das dortige von zwei Löwen bewohnte Gehege. Zewde ist seit Ende Oktober 2018 im Amt, mit ihr steht erstmals eine Frau an der Spitze des Staates.

Unterstützung für Kaffee-Kleinbauern

Beim Besuch des ältesten Kaffeelagers in Addis Abeba hat sich Söder über das bekannteste äthiopische Exportgut informiert. Das Land ist Afrikas wichtigster und weltweit der sechstgrößte Kaffeeproduzent. Rund 40 Prozent des afrikanischen Kaffees stammen aus Äthiopien (2018: 423.000 Tonnen). Rund 15 Millionen Arbeitsplätze im Land hängen daran. Zur Unterstützung der äthiopischen Kaffeebauern stellt der Freistaat Bayern in den kommenden drei Jahren 150 000 Euro zur Verfügung. „Das Projekt bietet gerade im ländlichen Raum wichtige Arbeitsplatzperspektiven in der Landwirtschaft“, sagte Söder.

Das Ziel hier ist nicht, dass sie Profis werden, sondern dass sie lernen, durch den Sport ins Leben zu kommen.

Giovane Elber, Ex-Profi des FC Bayern München

„Damit wird die Qualität des Kaffees erhalten, eine Partnerschaft entwickelt und was für die Menschen getan“, so der Ministerpräsident weiter. Das gemeinsame Projekt mit der Münchner Alois Dallmayr KG und der Karlheinz Böhm-Äthiopienhilfe „Menschen für Menschen“ umfasst Schulungen von der Zucht von Setzlingen und der Anlage von Plantagen bis zur Bewirtschaftung der Felder, Bohnenernte und Weiterverarbeitung. 3000 Menschen sollen auf diesem Weg Arbeitsgrundlagen und damit eine Chance auf selbstbestimmtes Leben erhalten.

Erste Fußballschule des FC Bayern München in Afrika

Bereits zuvor hatte Söder gemeinsam mit Ex-Bayern-Profi Giovane Elber und FC-Bayern-Vorstand Jörg Wacker die erste Fußballschule des FC Bayern München auf dem afrikanischen Kontinent eröffnet. Der Brasilianer begleitet Söder seit Tagen immer wieder bei einzelnen Stationen seiner Reise. Mit der Fußballschule will der deutsche Rekordmeister nicht nur Talente entdecken und fördern, sondern auch für afrikanische Fans „anfassbar“ werden. In den vergangenen Jahren hat er FC Bayern seine Aktivitäten im Nachwuchsbereich stark intensiviert und unterhält Fußballschulen in den USA, China, Thailand, Japan und Singapur.

Brücke zwischen den Kulturen.

Markus Söder über Fußball

Söder bezeichnete den Fußball als „Brücke zwischen den Kulturen“. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt. „In Äthiopien gibt’s Tausende junge Menschen, die Fußball spielen wollen, deswegen sind wir hier“, sagt Ex-Bayern-Spieler Elber. „Das Ziel hier ist nicht, dass sie Profis werden, sondern dass sie lernen, durch den Sport ins Leben zu kommen.“

Neues Kapitel in der Afrikapolitik Bayerns

Söder ist noch bis Gründonnerstag in Äthiopien zu Gast. Ziel der Reise ist es, die Beziehungen zu dem Land am Horn von Afrika zu verbessern. Der Ministerpräsident will mit dieser Reise erklärtermaßen ein neues Kapitel für die Afrikapolitik aufschlagen. „Peter Struck hat einmal gesagt: Deutschland wird am Hindukusch verteidigt. Ich glaube: Europas Schicksal wird mit in Afrika entschieden“, sagte er. Deswegen mache sich die EU, Deutschland und Bayern auf zu einer neuen Afrikapolitik.

Nur mit Investitionen und wirtschaftlicher Entwicklung lässt sich dauerhaft eine stabile Zivilgesellschaft aufbauen.

Markus Söder

Randnotiz: Wenig begeistert zeigte sich der CSU-Chef über den Grünen-Landtagsfraktionschef Ludwig Hartmann, der seine Teilnahme an der Äthiopienreise mit der Begründung abgesagt hatte, dass der Fokus angeblich zu sehr auf Wirtschaftsförderung liege. „Das ist eine altmodische und rückständige Einstellung zur Entwicklungspolitik“, so Söder. „Alle Experten sind da deutlich weiter als die Grünen. Nur mit Investitionen und wirtschaftlicher Entwicklung lässt sich dauerhaft eine stabile Zivilgesellschaft aufbauen.“