Peinlich berührt? Der französische Präsident Hollande soll am Telefon nicht gerade freundlich über die deutsche Kanzlerin gesprochen haben. Bild: Imago
Peinliche Details

Abhörpraktiken der NSA erzürnen die Franzosen

Empörung, Wut und vielleicht auch Scham begleiten den Abhörskandal in Frankreich. Der amerikanische Geheimdienst NSA hat offensichtlich über Jahre auch französische Staatschefs belauscht. Für den aktuellen Präsidenten Francois Hollande ist es besonders peinlich: Er soll am Telefon nicht gerade freundlich über Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen haben.

Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hatte am Dienstag erneut brisante Dokumente veröffentlich, die die Praktiken der NSA offenbaren. In einigen der streng geheimen Berichte lassen sich die US-Spione auch über die ersten Amtstage von Francois Hollande aus. Sie hörten offenbar zu, als der neue Präsident im Mai 2012 am Telefon über ein Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel schwadronierte. Das Treffen habe „keine Substanz“ gehabt, „es war reine Show“, soll Hollande gelästert haben. In dem Gespräch ging es angeblich unter anderem um den europäischen Sparvertrag und die Situation in Griechenland.

Außenminister bestellt US-Botschafterin ein

Frankreich ist empört von den US-Praktiken. Hollande sprach von „inakzeptablen Vorgängen“. Der „Verteidigungsrat“ des Landes beschloss am Mittwoch, Präsident Barack Obama zur Rede zu stellen und ließ schon vorab wissen: „Frankreich wird keine Handlungen tolerieren, die seine Sicherheit und seine Interessen gefährden.“ Außenminister Laurent Fabius bestellte die amerikanische Botschafterin in Paris sein. Ähnliches passierte bekanntlich 2013 in Berlin, als bekannt geworden war, dass das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel von dem US-Geheimdienst ausspioniert worden war.

Warum die Veröffentlichungen der Abhörpraktiken in Frankreich durch WikiLeaks gerade jetzt kommen, darüber kann durchaus spekuliert werden: Die Linksregierung in Paris hatte dem Parlament zuletzt einen Gesetzentwurf vorgelegt, der ähnliche Spionagepraktiken in Frankreich legalisieren könnte. Während der Senat ausländische Interessen besser vor Geheimdienstaktionen schützen möchte, hatte die Regierungsmehrheit in der Nationalversammlung bislang nichts dagegen, das Ausland zu bespitzeln.