Ministerpräsident Markus Söder bei seiner Privataudienz mit Papst Franziskus. (Foto: Markus Söder/Facebook)
Rom

„Wir bekennen uns zu Werten und Traditionen“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist im Vatikan in Privataudienzen mit Papst Franziskus und dessen Vorgänger Benedikt zusammengetroffen. In Rom verteidigte er den bayerischen Kreuzerlass und kündigte ein Hilfsprogramm für Obdachlose an.

Während in Bayern der Erlass in Kraft trat, demzufolge alle Landesbehörden im Eingangsbereich ein Kreuz aufhängen sollen, ist dessen Initiator Markus Söder im Vatikan mit den Päpsten Franziskus und Benedikt zusammengetroffen. Am Vormittag sprach der bayerische Ministerpräsident im Apostolischen Palast bei einer Privataudienz mit Franziskus, anschließend traf er sich im Kloster „Mater Ecclesiae“ mit dessen Vorgänger, Papa Emeritus Benedikt XVI. Aus der Staatskanzlei hieß es im Vorfeld der Reise, dass die Terminüberschneidung mit dem Kreuzerlass reiner Zufall sei: Die Reise sei bereits lange geplant gewesen.

Das Kreuz ist natürlich zuerst ein religiöses Symbol, aber es ist eben auch ein Symbol für die Identität.

Markus Söder

Beim Treffen mit Papst Franziskus, bei dem die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, wollte Söder ein Zeichen dafür setzen, dass „die Arbeit der Kirche Unterstützung findet. Und dass wir eben ein Land sind, das sich auch dazu bekennt, zu den Werten und Traditionen“. Seinerseits sei er auch „sehr gespannt, was er für Erwartungen an mich hat, denn er ist ja, soweit man lesen darf und hören darf, ein sehr kommunikationsfreudiger Mensch.“ Dieses Treffen habe für ihn eine ganz besondere Bedeutung, sagte Söder in einem Facebook-Video, denn es sei seine erste Privataudienz bei Papst Franziskus. Die Verbindungen zwischen Bayern als christlich geprägtem Land und dem Vatikan seien immer „sehr, sehr eng“ gewesen.

Neues Hilfsprogramm für Obdachlose

Im Anschluss an die Audienz bei Papst Franziskus kündigte Söder ein Hilfsprogramm für Obdachlose in Großstädten an. „Ein so reiches Land wie wir sollte da mehr machen“, sagte er. Der Papst habe sehr positiv darauf reagiert. Franziskus hat sich in der Vergangenheit immer wieder persönlich für Obdachlose eingesetzt, im April gab er etwa zu seinem Namenstag an rund 3000 Bedürftige im Vatikan Eis aus.

Laut Söder soll es bei dem Hilfsprogramm, das „Bayern-Küche“ heißen könne, darum gehen, die Kommunen zu unterstützen. Als Beispiele nannte er Unterbringungsmöglichkeiten sowie die Versorgung mit Essen und Waschgelegenheiten. „Wir wollen den Kommunen bei diesen Aktivitäten helfen“, sagte Söder. In den kommenden Wochen werde die Staatsregierung auf potenzielle Partner zugehen.

Kreuzerlass als Thema?

Mit dem aus Bayern stammenden Papst Benedikt XVI. wollte Söder nach eigenen Worten in einem Gespräch „unter Landsleuten“ erzählen, was es Neues gebe in der Heimat. Beobachter erwarteten, dass in den nichtöffentlichen Gesprächen mit beiden Päpsten durchaus auch der bayerische Kreuzerlass zur Sprache kam. Benedikt XVI. gilt als eindeutiger Unterstützer des Kreuzerlasses, wie auch der Vatikanische „Außenminister“, Kardinal Paul Gallagher.

Der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär von Benedikt XVI., Kurien-Erzbischof Georg Gänswein, hatte den den Kreuzerlass mit den Worten gelobt, ein Kreuz in einer Behörde „bewahrt den Staat vor der Versuchung, sich totalitär des Menschen zu bemächtigen“. Gleichzeitig kritisierte Gänswein im Stern den Münchner Kardinal Reinhard Marx für dessen „wenig erleuchtete Wortmeldung“. Marx hatte behauptet, der Kreuzerlass rufe „Spaltung, Unruhe, Gegeneinander“ aus.

Das Kreuz ist präsent

Söder selbst verteidigte den bayerischen Kreuzerlass erneut. Das Kreuz stehe für die christliche Botschaft sowie Grundhaltung mit Respekt und Werten. Insbesondere in Zeiten, in denen vieles unsicher ist, brauche es Halt, sagte der Ministerpräsident in Rom am Rand der Visiten bei den Päpsten. Im Bayerischen Rundfunk erklärte Söder, das Kreuz sei „natürlich zuerst ein religiöses Symbol, aber es ist eben auch ein Symbol für die Identität“. In der Bayerischen Verfassung werde ja auch ausdrücklich Bezug auf die Verantwortung vor Gott genommen.

Außerdem, so erinnerte Söder, sei das Kreuz bereits selbstverständlich in vielen staatlichen Gebäuden präsent: „Wir haben ja schon in Gerichtssälen, in Schulen Kreuze – insofern ist das eine, wie ich finde, völlig angemessene Sache.“ Zumal es sich nicht um eine kontrollierte Pflicht handle: „Wir haben auch ganz bewusst gesagt, wir machen keinen Zwang, aber wir haben die klare Vorschrift und die Empfehlung. Und ich denke, das ist eine gute Entscheidung.“ Der Kreuzerlass des Freistaats ist für Hochschulen, Museen und Theatern nicht bindend, sondern nur eine Empfehlung.