Weltwunder-Stadt Venedig: Blick auf die Rialto-Brücke. (Bild: H.M.)
Terror

Verhindert: Anschlag in Venedig

Eine Terrorzelle soll in Italien die Rialto-Brücke in Venedig als mögliches Ziel für einen Anschlag im Blick gehabt haben. Anti-Terror-Einheiten der italienischen Polizei verhafteten vier Personen aus dem Kosovo, von wo besonders viele Dschihadisten kommen. Entscheidend für den Erfolg: das Fahndungsmittel des präventiven Lauschangriffs.

„Ja, wir werfen eine Bombe und dann: Bumm, bumm.“ Der Satz fiel im Telefonat islamischer Dschihadisten. Antiterror-Einheiten der italienischen Carrabinieri schnitten ihn kurz nach dem Anschlag auf der Londoner Westminster Bridge vom 22. März mit. Die Venedig-Dschihadisten wurden präziser: Man könnte „eine Bombe auf der Rialto-Brücke platzieren“. Wegen der vielen „Ungläubigen“ dort komme man dann schnell ins Paradies. Und dann, mit Bezug auf die Tat von London: „Wenn sie mir morgen den Befehl geben, muss ich sie töten.“

Wenn auf der Rialto-Brücke viele Ungläubige sterben, kommt man schnell ins Paradies.

Telefonat der Terroristen

Der alarmierende Satz ließ die italienischen Sicherheitskräfte sofort handeln. Bei zwölf Hausdurchsuchungen in Venedig sowie auf dem Festland in Mestre und in Treviso nahmen die Carabinieri drei Männer und einen Minderjährigen fest und beschlagnahmten Beweismaterial. In Presseberichten ist von einer Terrorzelle die Rede. Wie weit deren Anschlagspläne gediehen waren, ist offen.

Die Ende des 16. Jahrhunderts erbaute Ponte di Rialto ist eine von nur drei Brücken über den Canal Grande in Venedig. Das charakteristische Bauwerk ist auf dem zentralen Fußweg vom Bahnhof zum Markus-Platz eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Millionen Touristen genießen dort jedes Jahr den Blick auf den Canal Grande. Die Brücke ist meistens drängend voll, und die große Vaporetto-Station darunter ist besonders geschäftig und belebt.

Präventiver Lauschangriff

Der aufgeflogene Terrorplan ist aus zwei Gründen bedeutsam: Die italienischen Anti-Terroreinheiten konnten eingreifen nur dank des „präventiven Lauschangriffs“. Der Einsatz dieses Fahndungsmittels – natürlich unter Aufsicht eines Staatsanwalts in Rom – steht italienischen Sicherheitskräften schon seit Jahrzehnten zur Verfügung. Im Kampf gegen die Mafia sind die präventiven Mitschnitte von Telefonaten den Carabinieri schon vielfach nützlich gewesen. In den letzten Jahren gingen ihnen auch immer wieder radikale Islamisten ins Netz.

Bewährtes Fahndungsmittel seit Jahrzehnten.

Auch die Terrorzelle in Venedig ist schon länger überwacht worden. Nur mit Hilfe des „präventiven Lauschangriffs” sind die italienischen Fahnder ihr überhaupt auf die Spur gekommen.

Terror-Gefahr aus dem Kosovo

Aufschlussreich ist außerdem, dass alle jetzt in Venedig und Umgebung festgesetzten Islamisten aus dem Kosovo kommen. Die Kosovaren arbeiteten mit offiziellen Aufenthaltsgenehmigungen ganz legal als Kellner in der Lagunenstadt.

Das lenkt den Blick auf den Kosovo und auf die Terrorgefahr, die von dort ausgeht: Das kleine Westbalkanland hat nur 1,8 Millionen Einwohner − aber besonders viele Dschihadisten. Angaben der kosovarischen Polizei zufolge haben sich 314 Dschihadisten aus dem Kosovo der Terrormiliz des Islamischen Staats in Syrien und Irak angeschlossen. Die Zahl stammt vom Frühjahr 2016 (New York Times). Zum Vergleich: Aus Deutschland mit 82 Millionen Einwohnern kommen knapp 900 Syrien-Dschihadisten.

1,8 Millionen Einwohner, über 300 Dschihadisten.

Seit dem Kosovo-Krieg 1999 sind in dem kleinen Balkanland 240 von insgesamt über 800 Moscheen neu gebaut worden, viele von ihnen mit Unterstützung aus Saudi-Arabien. Als Folge davon und dank in Saudi-Arabien ausgebildeter kosovarischer Imame gewinnt Beobachtern zufolge seither wahabitischer Radikal-Islam in Kosovo an Einfluss.