Donald Trump wird der nächste Präsident der Vereinigten Staaten. (Bild: Imago / Cordon Press)
US-Präsidentschaftswahlen

Trump gelingt die Überraschung

Entgegen aller vorherigen Prognosen entscheidet Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen deutlich für sich. Während das republikanische Lager von einem "Wunder" spricht, ist die Sorge in Europa groß. CSU-Vize Manfred Weber spricht von einem "Weckruf" für die EU. Die Börsen auf der ganzen Welt brechen ein.

Donald Trump wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der umstrittene Immobilienmogul setzte sich überraschend deutlich gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton durch.

Trump punktet in den „Swing States“

Der Republikaner hat nach Vorhersagen der US-Sender Fox News und CNN völlig überraschend den Großteil der sogenannten „Swing States“ gewonnen, darunter die Bundesstaaten Florida, Ohio, Pennsylvania und Wisconsin. Gerade letzterer ist ein unerwarteter Sieg und praktisch wahlentscheidend. Clinton hat bereits angekündigt, vorerst keine Rede zu halten. Trump dagegen hat bereits das Wort an seine Anhänger gerichtet und dabei von einem Telefonat mit Clinton berichtet, die ihm zum Wahlsieg gratuliert habe.

Auf der Wahlkarte fällt auf, dass Trump besonders im industriell geprägten Nordosten punkten konnte, dazu zählen beispielsweise die Staaten Michigan, Wisconsin und Pennsylvania. Am 6. Januar soll Trump in Washington im Amt vereidigt werden.

Überraschendes Ende eines erbitterten Wahlkampfs

Der Wahl war ein unbeschreiblicher Wahlkampf vorausgegangen, wie ihn die Vereinigten Staaten noch nie erlebt hatten. Der Immobilienunternehmer Trump prägte das Ringen vom Sommer 2015 an mit ungewöhnlichen Vorschlägen wie einem Mauerbau an der Grenze zu Mexiko und auch mit frauen- und latinofeindlichen Sprüchen. Clinton, von Anfang an als Favoritin gehandelt, hatte unerwartet große Schwierigkeiten, zunächst mit ihrem innerparteilichen Widersacher Bernie Sanders, dann mit dem politischen Seiteneinsteiger Trump.

Reaktionen von Obama und aus der EU

US-Präsident Barack Obama rief die Amerikaner mit Blick auf das Wahlergebnis zur Einigkeit auf. Der Wahlkampf sei zwar anstrengend, stressig und manchmal auch einfach nur seltsam gewesen, sagte er in einem Video, das das US-Nachrichtenportal Buzzfeed auf Twitter veröffentlichte. Aber: „Egal was passiert, die Sonne wird morgen wieder aufgehen, und Amerika wird auch weiterhin das großartigste Land auf der Welt sein.“

Und auch aus der EU gibt es erste Reaktionen. Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber etwa teilte mit, das Ergebnis der Wahl sei auch ein „Weckruf“ für Europa. „Die Botschaft für uns ist: Auf Europa kommt es in den kommenden Jahren an“, erklärte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im Europaparlament. Die EU müsse selbstbewusster und stärker werden und mehr Verantwortung übernehmen. „Wir wissen nicht, was wir von den USA weiter erwarten können.“ Die europäische Politik müsse die Sorgen und Ängste der Menschen stärker aufnehmen. „Wir dürfen das Feld nicht den Radikalen in aller Welt überlassen“, forderte Weber.

Die Botschaft für uns ist: Auf Europa kommt es in den kommenden Jahren an.

Manfred Weber, EVP-Fraktionschef im Europaparlament

Der CDU-Politiker Norbert Röttgen sagte im ZDF, Trump sei eine „Stimme der Wut“, die man so nehmen müsse, wie sie sich im Wahlkampf präsentierte. Die SPD-Politikerin Manuela Schwesig – immerhin Mitglied der Bundesregierung – übte sich nicht gerade in Diplomatie: Sie twitterte, die Wahl Trumps sei „ein Albtraum, aus dem man einfach nicht aufwacht“. Die frühere Familienministerin Kristina Schröder (CDU) befürchtete bereits jetzt negative Auswirkungen auf das europäisch-amerikanische Verhältnis. Auch sie äußerte sich auf Twitter: „Damit wäre TTIP wohl am Ende.“

Befürchtungen gibt es nach entsprechenden Äußerungen des US-Wahlsiegers auch, dass sich der Putin-Freund Trump von Europa abwendet und die amerikanische NATO-Unterstützung für den alten Kontinent aufkündigt. Damit aber hätte der russische Diktator Wladimir Putin keinen ernsthaften Widerstand mehr für seine Expansionsbestrebungen zu erwarten, da Europa allein militärisch zu schwach ist.

Börsen brechen ein

Unterdessen hat die Wahl erhebliche Auswirkungen auf die Börsen, besonders in Asien. Der japanische Nikkei-Index für 225 führende Werte stürzte im Nachmittagshandel um mehr als fünf Prozent ab. Auch die Börse in Hongkong sackte ab. Der Hang Seng-Index verlor rund drei Prozent.