Zika im Sunshine-State
Das Zika-Virus ist in den USA erstmals nachweislich durch Mücken übertragen worden. Da sich innerhalb einer Woche immer mehr Menschen in der Metropole Miami mit dem Virus infiziert haben, versucht im US-Bundesstaat Florida ein Notfallteam die Neuansteckungen einzudämmen.
Miami, Florida

Zika im Sunshine-State

Das Zika-Virus ist in den USA erstmals nachweislich durch Mücken übertragen worden. Da sich innerhalb einer Woche immer mehr Menschen in der Metropole Miami mit dem Virus infiziert haben, versucht im US-Bundesstaat Florida ein Notfallteam die Neuansteckungen einzudämmen.

Nach einem Anstieg der Zika-Übertragungen durch Mückenstiche hat Floridas Gouverneur Rick Scott einen Notfalleinsatz der US-Gesundheitsbehörde beantragt. Nachdem das Zika-Virus in der vergangenen Woche in den USA erstmals nachweislich durch Mücken übertragen worden war, sei die Zahl der so infizierten Menschen nun allem Anschein nach bereits auf 14 gestiegen, teilte Scott mit. Die Gesundheitsbehörden warnen daher Schwangere vor einem Aufenthalt in den betroffenen Vierteln der Großstadt.

Warnung für Schwangere

Der Chef der Seuchenbekämpfungsbehörde CDCP, Tom Frieden, rät Schwangeren von einem Besuch in dem Restaurant- und Unterhaltungsviertel Wynwood nördlich des Stadtzentrums ab. Wer von ihnen seit Mitte Juni das Viertel besucht habe, sollte einen Arzt aufsuchen. In der letzten Juli-Woche waren es nur vier Infizierte gewesen, nun seien zehn neue Fälle bekannt geworden, alle in einem kleinen Gebiet im Norden der Metropole Miami.

In Miami haben unsere aggressiven Maßnahmen zur Moskitobekämpfung nicht in dem Maße gewirkt, wie wir uns das gewünscht hatten.

Tom Frieden, Chef der Seuchenbekämpfungsbehörde

Aber die Vorsichtsmaßnahmen richten sich nicht nur an Schwangere. Auch alle übrigen Bewohner sollten Insektenschutzmittel auftragen und lange Kleidung tragen. Frauen sollten nur geschützten Geschlechtsverkehr haben, um eine Übertragung auf diesem Wege zu verhindern.

Notfallteam im Einsatz

Scott bat die US-Gesundheitsbehörde CDC, ein Notfallteam zu schicken, um bei der Untersuchung und der Eindämmung der Neuansteckungen zu helfen. Zuvor hatten sich Menschen in den USA nur bei Reisen in von Zika betroffene Regionen sowie beim Sex mit einem infizierten Partner angesteckt.

Historische Reisewarnung

Außerdem hat die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden (Centers for Desease Control and Prevention, CDC) eine bislang einmalige Reisewarnung ausgesprochen. Offiziell rät sie Schwangeren und ihren Partnern davon ab, in die kleine Gemeinde nördlich von Downtown Miami zu fahren. Es ist das erste Mal, dass es eine Reisewarnung für einen Ort innerhalb der USA gibt, um die Ansteckung mit einer infektiösen Krankheit zu vermeiden. Reisende können sich hier über die aktuelle Zika-Gefährdung informieren.

Militär gegen Mücken

Zika ist bisher in etwa 60 Ländern nachgewiesen worden. Besonders betroffen sind Länder in Mittel- und Südamerika. Mehr als eine Million Menschen haben sich in Lateinamerika seit Frühjahr 2015 mit dem Zika-Virus angesteckt. Die meisten Infizierten gibt es in Brasilien. Deshalb haben 150 Gesundheitsexperten Ende Mai 2016 für eine Verschiebung der Olympischen Spiele im Austragungsort Rio de Janeiro plädiert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wies diese Bedenken zurück: Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Verschiebung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige.

Seitdem wurde das Zika-Problem in Brasilien vom Militär angegangen. Rund 220.000 Soldaten bekämpften die Mücken mithilfe von 550 Tonnen Anti-Moskitomittel und Pestizide. Zusätzlich verteilte das Militär Millionen von Flugblättern mit Tipps zur Moskitobekämpfung. Insgesamt hat die brasilianische Regierung für 2016 rund 526 Millionen Euro für den Einsatz gegen die Mücken vorgesehen, laut Bayerischem Rundfunk.

Baby mit Hirnschädigung geboren

Gesundheitsexperten hatten schon länger befürchtet, dass Mücken, die das Virus in sich tragen, die USA erreichen und seine Ausbreitung somit deutlich vergrößern könnten. Inzwischen gilt es als erwiesen, dass Zika bei einer Infektion von Schwangeren zu schweren Schädelfehlbildungen der Kinder führen und weitere neurologische Schäden auslösen kann. Ende Juli kam zum ersten Mal in Spanien ein Zika-infiziertes Babys mit Hirnschädigung zur Welt. Es handele sich um den ersten Fall eines Neugeborenen mit der vom Zika-Erreger verursachten Mikrozephalie in Europa, sagte der Leiter der Neonatologie-Abteilung des Krankenhauses, Félix Castillo, der Nachrichtenagentur efe.

In Deutschland ist die Zahl der gemeldeten Infektionen mit dem Zika-Virus auf 77 gestiegen (Stand: 6. Juli 2016). Wie das Robert Koch-Institut in Berlin auf Anfrage mitteilte, wurden 31 davon seit Beginn der Meldepflicht am 1. Mai dieses Jahres registriert. Die übrigen Fälle stammen aus dem Zeitraum ab Oktober 2015. Die Meldepflicht wurde eingeführt, um die Erkrankung besser überwachen zu können.

Zika-Virus: Ursprung und Diagnostik

ist 1947 erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald Ugandas in Afrika festgestellt worden. Es tauchte anschließend vereinzelt auch in Asien auf und dann stärker 2013 in Französisch-Polynesien. Seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm und inzwischen ganz Lateinamerika betrifft. Mücken der Gattung „Aedes“ übertragen es. Das geschieht zurzeit am häufigsten durch die Gelbfiebermücke „Aedes aegypti“ oder auch die Asiatische Tigermücke „Aedes albopictus“, was allerdings noch nicht eindeutig bewiesen ist.

In Europa können Ärzte die Krankheit im Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg, im Pasteur-Institut in Paris und in zwei weiteren Einrichtungen in Großbritannien und den Niederlanden diagnostizieren. Forscher an der Harvard-Universität haben im Mai 2016 laut Harvard Gazette einen einfachen und preiswerten Papier-Test entwickelt. In bisherigen Testverfahren wurde Zika häufig mit anderen Erregern wie dem Dengue- oder West-Nil-Virus verwechselt. Der Test kostet weniger als einen US-Dollar pro Patient.

(dpa/Tagesschau/AS/efe/BR)