Ban Ki Moons Amtszeit neigt sich dem Ende - die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren. (Bild: Imago/Pacific Press Agency)
UN-Generalsekretär

Wer folgt auf Ban Ki Moon?

Die Amtszeit des Südkoreaners als UN-Generalsekretär geht ihrem Ende entgegen - die Suche nach dem Nachfolger läuft bereits. Der Blick geht eigentlich nach Osteuropa - der aktuelle Favorit kommt aber aus Portugal.

Nein, besonders transparent ist sie nicht, die Wahl zum UN-Generalsekretär. In der Charta der Vereinten Nationen (UN) ist die Wahl des Generalsekretärs mit nur einem dünnen Satz geregelt: „Der Generalsekretär wird auf Empfehlung des Sicherheitsrats von der Generalversammlung ernannt.“ Und tatsächlich ist die Wahl des höchsten Diplomaten der Welt ein sehr undurchsichtiges Verfahren. Der Vorwurf, die Kandidaten würden im Hinterzimmer, allen voran von den UN-Vetomächten wie den USA, China und Russland, ausgeklüngelt, ist so alt wie das Amt selbst. Seit 2007 jedenfalls ist Ban Ki Moon Generalsekretär der UN – und seine Amtszeit neigt sich dem Ende zu. Ende 2016 soll es den Stabwechsel an der UN-Spitze in New York geben. Dann war Ban Ki Moon knapp zehn Jahre im Amt.

Portugal oder Osteuropa?

Die Suche nach dem Nachfolger des Südkoreaners läuft bereits auf Hochtouren. Dem unausgesprochenen Regionalproporz zufolge wäre ein Generalsekretär aus Osteuropa an der Reihe – und eigentlich, so die Meinung vieler, wäre es auch einmal an der Zeit, dass eine Frau das Amt übernimmt. Irina Bokova etwa vereint diese Attribute auf sich, sie ist eine Frau und stammt aus Osteuropa – genauer gesagt aus Bulgarien. Seit 2009 ist Bokova Generaldirektorin der UNESCO, der Kulturorganisation der Vereinten Nationen. Ihre Amtszeit läuft im kommenden Jahr aus – das würde also passen. Außerdem war Bokova Außenministerin ihres Landes – wenn auch nur wenige Monate lang – und arbeitete mehrere Jahre als bulgarische Botschafterin in verschiedenen Ländern, unter anderem in Frankreich und Monaco.

Doch trotz des Blicks nach Osteuropa und dem Wunsch nach einer Frau im Amt: Glaubt man einer ersten Probeabstimmung, kommt der Favorit nicht aus Ost-, sondern aus Westeuropa – und ist ein Mann. António Guterres war Ministerpräsident Portugals. Jetzt scheint er die besten Karten auf die Ban Ki Moon-Nachfolge zu haben. In einer ersten inoffiziellen Abstimmung erhielt Guterres die meisten Stimmen.

Dem Weltsicherheitsrat zufolge kommt Bokova in der Abstimmung auf Platz drei – Platz zwei belegt der slowenische Ex-Präsident Danilo Türk, immerhin mehr oder weniger ein (Süd-)Osteuropäer.

Debatte über Wahlverfahren

Bevor die Personaldebatte aber so richtig losgeht, ist eine UN-interne Diskussion über das Wahlverfahren wahrscheinlich. Denn der dänische Außenminister Mogens Lykketoft, Präsident der UN-Vollversammlung, hat sich in das Prozedere eingemischt und fordert mehr Offenheit und Transparenz. Einen konkreten Vorschlag macht Lykketoft zwar nicht – Unterstützer hat er für seinen Einwand dennoch Zuhauf. Bevor also das endgültige Ringen um Namen beginnt, befasst sich die UN zunächst einmal mit ihrer eigenen Struktur. Im November wird dann klar, wer der Nachfolger Ban Ki Moons und damit neunter UN-Generalsekretär wird.