Der jüngste Staat der Erde versinkt im Chaos
Im Südsudan spitzt sich der Machtkampf zwischen Präsident Kiir und Vize Machar wieder zu. Zwischen den Anhängern beider Lager kommt es wieder verstärkt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei wird deutlich: Die Köpfe der Bewegungen haben ihre Kämpfer offenbar längst nicht mehr so im Griff, wie sie gerne hätten. Die Lager haben ein Eigenleben entwickelt. Die UN fordert ein Waffenembargo.
Südsudan

Der jüngste Staat der Erde versinkt im Chaos

Im Südsudan spitzt sich der Machtkampf zwischen Präsident Kiir und Vize Machar wieder zu. Zwischen den Anhängern beider Lager kommt es wieder verstärkt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei wird deutlich: Die Köpfe der Bewegungen haben ihre Kämpfer offenbar längst nicht mehr so im Griff, wie sie gerne hätten. Die Lager haben ein Eigenleben entwickelt. Die UN fordert ein Waffenembargo.

In der südsudanesischen Hauptstadt Juba werden die seit fünf Tagen anhaltenden Gefechte zwischen Anhängern von Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Riek Machar immer heftiger. Bewohner berichten von schweren Angriffen mit Artillerie und Handfeuerwaffen sowie Explosionen.

Die Kämpfe waren Ende letzter Woche, unmittelbar vor dem fünften Jahrestag der Unabhängigkeit des Südsudans am 9. Juli, ausgebrochen. Auslöser war ein Vorfall mit Soldaten, die loyal zu Präsident Kiir stehen. Sie hatten versucht, an einer Straßensperre bewaffnete Anhänger von Vizepräsident Machar anzuhalten und festzunehmen. Es kam zu einer Schießerei zwischen den Bewaffneten, wie die Vereinten Nationen (UN) bestätigten. Seitdem liefern sich beide Lager in und um die Hauptstadt heftige Scharmützel und Schießereien. Eine genaue, verlässliche Zahl von Todesopfern – auch zivilen Opfern – gibt es bislang nicht. Ein chinesischer Fernsehsender sprach von 270 Todesopfern, darunter offenbar auch zwei chinesische UN-Blauhelmsoldaten.

Ethnischer Konflikt bringt das junge Land an den Abgrund

Präsident Kiir gehört zu den Dinka, der größten und einflussreichsten Volksgruppe im Südsudan. Machar ist Teil der Nuer, einer etwas kleineren Gruppe. Der Konflikt im Südsudan entwickelte sich auch entlang dieser ethnischen Linien. Seit Ende 2013 fielen ihm Zehntausende Menschen zum Opfer, rund 2,5 Millionen weitere befinden sich nach Angaben der Vereinten Nationen auf der Flucht.

Waffenstillstandsaufruf bleibt ungehört

In einem gemeinsamen Aufruf haben Kiir und Machar jetzt einen Waffenstillstand gefordert – mit mäßigem Erfolg. Die Kämpfe gingen unvermindert weiter. Zahlreiche Beobachter und Südsudan-Experten sehen dies als Zeichen dafür, dass der Konflikt immer weniger mit dem tatsächlichen Machtkmapf zweier politischer Egomanen zu tun hat – sondern vielmehr ein immer größeres Eigenleben entwickelt.

Ban Ki Moon fordert Waffenembargo

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat als Reaktion auf den Gewaltausbruch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen aufgerufen, umgehend ein Waffenembargo gegen den Südsudan zu verhängen. Angesichts der anhaltenden Kämpfe zwischen der Armee und Soldaten des Vizepräsidenten und ehemaligen Rebellenführers Riek Machar müsse die UN-Friedensmission zudem verstärkt werden, sagte Ban in New York. Gegen all jene, die die Umsetzung des im August 2015 unterzeichneten Friedensabkommens behinderten, müssten weitere Sanktionen verhängt werden. Über einen möglichen Rücktritt von Präsident Kiir und Vizepräsident Machar müsse das Volk entscheiden, sagte Ban.

Der Südsudan hatte sich 2011 mit einem Referendum vom Sudan abgespalten. Das Land verfügt über riesige Erdöl-Vorkommen.

(dpa/dos)