Noch immer ist der Genozid an den Armeniern ein Thema, das die Türkei gerne totschweigen würde. (Bild: Fotolia, Rawpixel.)
Armenien-Genozid

Ankara ohne Gewissen

Kommentar Erinnerung ist Pflicht, sagt Papst Franziskus: „Denn wo es kein Gedenken gibt, hält das Böse die Wunde weiter offen.“ Heute wiederholt sich die Vernichtung der armenischen Christen, an den Christen im Irak und in Syrien.

Papst Franziskus hat einfach recht. Kein vernünftiger Historiker bestreitet heute, dass 1915 eine nationalistische türkische Regierung planmäßigen Genozid an bis zu 1,5 Millionen Armeniern begangen hat. Die aktuelle türkische Regierung in Ankara hat mit den Jungtürken von vor 100 Jahren nichts zu tun. Trotzdem leugnet sie mit immer größerer Wut deren schreckliche Tat – aus purem türkischem Nationalismus – und stellt genau dadurch die beunruhigende Verbindung erst her.

Ankara fehlt jede Reue

Erinnerung ist Pflicht, sagt Franziskus: „Denn wo es kein Gedenken gibt, hält das Böse die Wunde weiter offen.“ Nirgends ist das so sichtbar wie gerade jetzt im islamischen Orient. Denn heute wiederholt sich „jene ungeheure und wahnsinnige Vernichtung“ der armenischen Christen, an den Christen im Irak und in Syrien. Den Christen im Orient drohen Auslöschung und Ausrottung – Extermination. Und die Welt, empört sich Franziskus, macht sich „komplizenhaften Schweigens“ schuldig. Wie vor 100 Jahren, könnte man hinzufügen.

Wenn Ankara sich angesprochen fühlt, ist das nur gut. Die Türkei ist eine entscheidende Macht in jener derzeit so mörderischen mittelöstlichen Region. Wenn sie heute das Gedenken an das 100 Jahre alte Großverbrechen an den Armeniern verbieten will, dann zeigt sie nur, dass ihr jede Reue fehlt – und jedes Gewissen. Ankaras doppelbödiger Umgang mit den Terror-Sunniten vom Islamischen Staat – Stichwort Kobane – war danach. Auf die Türkei dürfen die Christen im Orient nicht hoffen.