„Doppelmord ist Terrorakt“
Paris ist erneut Ziel der Terrororganisation Islamischer Staat geworden. "Allah ist groß" schrie ein Franzose, bevor er einen Polizisten und seine Lebensgefährtin im Umland von Paris ermordete. Der Täter wurde von Spezialkräften erschossen, wegen Terrorismus war er bereits vorbestraft. Ein Zusammenhang zur Fußball-Europameisterschaft gibt es bislang nicht.
Geiselnahme in Paris

„Doppelmord ist Terrorakt“

Paris ist erneut Ziel der Terrororganisation Islamischer Staat geworden. "Allah ist groß" schrie ein Franzose, bevor er einen Polizisten und seine Lebensgefährtin im Umland von Paris ermordete. Der Täter wurde von Spezialkräften erschossen, wegen Terrorismus war er bereits vorbestraft. Ein Zusammenhang zur Fußball-Europameisterschaft gibt es bislang nicht.

Im Namen des Islamischen Staates hat ein Mann in Paris einen französischen Polizisten und seine Lebensgefährtin getötet. Spezialeinheiten der Polizei stürmten in der Nach das Gebäude, erschossen den Mann und befreiten den dreijährigen Sohn des Paares.

Der Täter hatte sich in der Wohnung des Paares in der Ortschaft Magnanville verschanzt. Medienberichten zufolge stieß die Polizei erst in der Wohnung auf die Leiche der weiblichen Geisel und den dreijährigen Jungen. Er blieb unverletzt. Der Polizist war schon zuvor getötet worden.

Täter beruft sich auf IS-Terrororganisation

Während des tödlichen Angriffs auf die Polizistenfamilie hat sich der Täter auf die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) berufen. So soll der Mann bei der Attacke auf den Polizisten vor dessen Haus in der Gemeinde Magnanville laut Augenzeugen auf Arabisch „Allah ist groß“ gerufen haben, wie die Zeitung Le Parisien berichtete. Dann habe er die Frau und den dreijährigen Sohn als Geiseln genommen.

Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft zog den Fall aufgrund des Vorgehens, des Ziels und der Äußerungen des Täters an sich. Der Mann habe sich auch bei Verhandlungen mit der Polizei-Spezialeinheit RAID auf den IS berufen. Die von der Terrormiliz als Sprachrohr genutzte Nachrichtenagentur „Amaq“ berichtete zudem unter Verweis auf eine nicht näher spezifizierte Quelle, dass der Täter Kämpfer des IS gewesen sei.

Messerstecher war vorbestraft

Der Täter war nach französischen Medienberichten wegen Terrorismus vorbestraft. Es handele sich um einen 25-jährigen Franzosen, der 2013 zu drei Jahren Haft verurteilt worden sei, berichteten die Zeitung Le Monde. In dem Prozess ging es demnach um ein Netzwerk, das Dschihadisten in das pakistanisch-afghanische Grenzgebiet brachte.

Die getötete Frau war selbst Beamtin des Innenministeriums und arbeitete nach Angaben des Staatsanwalts von Versailles, Vincent Lesclous, als Sekretärin im Polizei-Kommissariat der nahegelegenen Stadt Mantes-La-Jolie. Ihr Mann war laut Parisien stellvertretender Chef der Kriminalpolizei im ebenfalls nahegelegenen Les Mureaux.

Frankreich im Ausnahmezustand

Die Attacke – genau sieben Monate nach den Pariser Terroranschlägen vom 13. November – fällt mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich zusammen, die aus Furcht vor Anschlägen von Zehntausenden Polizisten geschützt wird. Präsident François Hollande verurteilte „diese abscheuliche Tat“. Der Doppelmord sei „zweifellos ein Terrorakt“.

Frankreich steht einer sehr großen terroristischen Bedrohung gegenüber.

François Hollande, Französischer Präsident

Zum Stand der Ermittlungen äußerte sich Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve nach einem Treffen mit Präsident François Hollande im Élyséepalast nicht. Cazeneuve betonte erneut die hohe Terrorgefahr in Frankreich, Europa und dem Westen insgesamt. Weder französische Politiker noch Polizei haben bislang einen Zusammenhang zur Fußball-Europameisterschaft in dem Land hergestellt.

Frankreich war im vergangenen Jahr mehrfach Ziel islamistischer Terroranschläge, denen insgesamt 149 Menschen zum Opfer fielen. Die schwerste Anschlagserie ereignete sich am 13. November 2015, als IS-Terroristen mit Sturmgewehren und Sprengstoffgürteln im Pariser Musikclub „Bataclan“, am Stade de France sowie in Bars und Restaurants der Hauptstadt 130 Menschen ermordeten.

Im Vorfeld der laufenden Fußball-EM hatten Behörden immer wieder auf eine anhaltend hohe Terrorgefahr in Frankreich hingewiesen. Nach übereinstimmenden Angaben gab es aber keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne gegen das Turnier. Lesen Sie hierzu aus dem aktuellen Bayernkurier: Fußball im Ausnahmezustand.

dpa/AS