Großbritanniens Königin Elizabeth II. feiert ihren 90. Geburtstag. (Bild: Imago/i-Images)
Queen Elizabeth

90 Jahre Pflichterfüllung

Nicht nur in Großbritannien feiern die Menschen eine der "großen Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte", wie es Premier Cameron ausdrückte: Queen Elizabeth wird 90 Jahre alt. Seit mehr als 62 Jahren ist sie das Staatsoberhaupt Großbritanniens - und kein bisschen müde. Gerade in den vergangenen Jahren hat sich das Bild der Briten von "ihren" Royals stark verändert.

Der „Union Jack“ ist in diesen Tagen wieder allgegenwärtig in London. Die ganze Stadt steht Kopf, überall gibt es Windsor-Memorabilia und Fan-Artikel zu kaufen – und das alles wegen einer alten Dame, und ganz ohne geplanten Festakt. Doch wenn es bei den Royals etwas zu feiern gibt, lassen sich die Briten nicht lumpen: Denn „ihre“ Queen wird in diesen Tagen 90 Jahre alt.

 Ein Leben im Dienste der Nation

Schon im zarten Alter von 25 Jahren, in einem ihrer ersten TV-Auftritte, versprach Elizabeth, sie werde ihr „gesamtes Leben – sei es lang oder kurz – in den Dienst der Nation und ihrer Menschen“ stellen. Es wurde kein kurzes, sondern ein ausgesprochen langes Leben. An ihren damals versprochenen Dienst hat sich Elizabeth stets gehalten. Geboren als Mitglied der Adelsfamilie, aber eigentlich ohne damit rechnen zu müssen, eines Tages selbst Königin zu werden, wuchs Elizabeth, die Nichte König Edwards, behütet auf. Doch nachdem Edward aufgrund seiner Liebe zu einer geschiedenen amerikanischen Schauspielerin abdankte, wurde Elizabeths Vater Georg König (bei uns bekannt geworden durch den Oscar-prämierten Film „The King’s Speech“ von 2011) – und Elizabeth selbst wenige Jahre später Königin.

Seitdem erfüllt die Monarchin – zusammen mit ihrem Ehemann Philipp – ihre Pflicht, wie sie es in ihrem ersten TV-Auftritt versprochen hat. Und auch mit 90 Jahren zeigt Elizabeth keine Anzeichen von Müdigkeit: 2015 absolvierte die Queen mehr als 340 öffentliche Auftritte. In mehr als 62 Jahren Regierungszeit – übrigens länger als jeder andere Monarch in der Geschichte Europas – absolvierte Elizabeth mehr als 100 Staatsbesuche und begrüßte unzählige Gäste aus aller Herren Länder im Buckingham Palast.

Schwere Krisen – und höchste Popularität aller Zeiten

Dabei hatte die königliche Familie mit Elizabeth an der Spitze auch schwere Zeiten zu überstehen. Die größte Krise der Familie – und vor allem deren Image in der britischen Öffentlichkeit – kam nach dem tragischen Unfalltod von Prinzessin Diana 1997. Die Königin – sonst von öffentlicher Kritik absolut verschont – sah sich plötzlich einer aufgebrachten Nation gegenüber, die so gar nicht verstehen wollte, wie die Queen offenbar kaltherzig und wenig interessiert Anteil am Tod ihrer früheren Schwiegertochter und Mutter des Thronfolgers sein konnte. Nach wenigen Tagen lenkte Elizabeth ein, wandte sich in einer Fernsehansprache an die Briten, und beendete die größte Image-Krise der Windsors in ein paar Minuten.

Die Monarchie ist wieder fest im Sattel

Seitdem befindet sich die britische Monarchie auf einer immer größer werdenden Welle der Sympathie. Das liegt sicherlich nicht zuletzt an der neuen Generation der Royals, allen voran Prinz William mit seiner Frau Kate und den beiden Kindern. Doch auch die Queen selbst leistet nach wie vor ihren Beitrag dazu, dass die Briten ihre Königsfamilie nach wie vor verehren. Ihre zurückhaltende Art und ihr Pflichtbewusstsein gelten vielen als Vorbild. Dabei waren die Windsors nicht immer so beliebt: Mitte der Achtziger Jahre etwa zeigte eine viel beachtete Zeitungsumfrage, dass sich knapp 50 Prozent der Briten die Abschaffung der Monarchie wünschten. 30 Jahre später sieht das Bild der Royals bei ihren Untertanten ganz anders aus: Anfang des Jahres kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass sich 75 Prozent eine weiterhin starke Rolle der Königsfamilie in der Zukunft des Landes vorstellen können.

Auch wenn Elizabeth bislang offenbar keinen Gedanken an eine Abdankung verschwendet – sollte sie es doch einmal tun, hinterlässt sie ein bestelltes Haus für ihren wahrscheinlichen Nachfolger, Prinz Charles. Das Volk steht zum Großteil hinter den Royals, die Zukunft der Windsors ist für mehrere Generationen gesichert. Doch kürzer zu treten kommt für Elizabeth offensichtlich nicht in Frage. Das, so stellte Großbritanniens Premier David Cameron in seiner Würdigung fest, würde „ihrem Drang nach Pflichterfüllung nicht entsprechen“.