China ist „Tophenker der Welt“
Die Zahl der Hinrichtungen weltweit hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch um einiges höher, vermutlich wurden mindestens 4000 Menschen hingerichtet. Die meisten Menschen wurden in China, Iran, Pakistan und Saudi-Arabien exekutiert. In Europa vollstreckt als letztes Land noch Weißrussland die Todesstrafe.
Amnesty International

China ist „Tophenker der Welt“

Die Zahl der Hinrichtungen weltweit hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch um einiges höher, vermutlich wurden mindestens 4000 Menschen hingerichtet. Die meisten Menschen wurden in China, Iran, Pakistan und Saudi-Arabien exekutiert. In Europa vollstreckt als letztes Land noch Weißrussland die Todesstrafe.

Schwerer Rückschlag für die internationalen Bemühungen um die Abschaffung der Todesstrafe. Nach Angaben von Amnesty International wurden 2015 weltweit mindestens 1634 Menschen hingerichtet. Das sind über 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die tatsächliche Zahl von Exekutionen liegt vermutlich sogar mehr als doppelt so hoch. Menschenrechtsaktivisten hatten die Hoffnung, dass bald keine Todesurteile mehr vollstreckt werden würden. Doch das scheint nach dem neuen Jahresbericht von Amnesty International unwahrscheinlich. Grund dafür ist unter anderem der islamistische Terror.

China ist das Land mit den meisten Hinrichtungen

Die Hinrichtungen gehen im Wesentlichen auf das Konto von vier Staaten: China, Iran, Pakistan und Saudi-Arabien. Nach Amnesty-Angaben wurden 2015 allein im Iran mindestens 977 Todesurteile vollstreckt. Pakistan hatte die Todesstrafe für sechs Jahre ausgesetzt. Seit dem Dezember 2014 wird sie wieder angewendet. Das Land ließ im vergangenen Jahr 326 Verurteilte töten, Saudi-Arabien mindestens 158. Dort gibt es öffentliche Enthauptungen. Das Land mit den meisten Hinrichtungen ist jedoch weiterhin China.

Amnesty nennt das Land laut Zeit den „Tophenker der Welt“. Die genaue Zahl wird von der Volksrepublik als Staatsgeheimnis behandelt. Amnesty schätzt aber, dass die Zahl der Exekutionen weiterhin „in die Tausende“ geht. Amnesty-Experte Oliver Hendrich sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa: „Wir vermuten, dass China wieder mehr Hinrichtungen ausführen ließ als der gesamte Rest der Welt zusammen.“ Dies würde bedeuten, dass es im vergangenen Jahr weltweit mehr als 3200 Exekutionen gab. Andere Experten gehen von schätzungsweise 2400 Hinrichtungen im Reich der Mitte aus. Dies würde eine Mindestzahl von weltweit 4000 Hinrichtungen bedeuten.

Letzte Hinrichtung in Deutschland war 1981

Insgesamt wurde die Todesstrafe 2015 noch in 25 Staaten vollstreckt. Darunter waren zum Beispiel auch die USA (28), der Irak (mindestens 26), Somalia (mindestens 25) und Ägypten (mindestens 22). In Europa vollstreckt als letztes Land noch Weißrussland die Todesstrafe. Im vergangenen Jahr gab es dort aber keine Hinrichtungen. 102 Staaten haben die Todesstrafe endgültig abgeschafft. In Deutschland wurde zuletzt im Juni 1981 ein Mensch hingerichtet. Damals wurde der Hauptmann der Staatssicherheit, Werner Teske, wegen Hochverrats in der DDR getötet. Im Grundgesetz der Bundesrepublik von 1949 ist festgeschrieben, dass auf die Todesstrafe verzichtet wird. In Artikel 102 heißt es: „Die Todesstrafe ist abgeschafft“.

(dpa/Zeit/AS)