Mit Bargeld lässt sich illegales Vermögen am leichtesten waschen. Die Experten empfehlen deshalb Zahlungsgrenzen. (Bild: Imago/Kickner)
Illegales Vermögen

Deutschland als Paradies der Geldwäscher

In Deutschland wird vermutlich doppelt so viel Geld gewaschen, als bislang angenommen. Darauf verweist das Bundesfinanzministerium in seinem aktuellen Monatsbericht. Experten empfehlen die Begrenzung von Bargeldzahlungen und gezielte Aufklärungskampagnen.

Für die vom Bundesfinanzministerium (BMF) in Auftrag gegebenen Studie waren 73 Interviews mit Experten aus Wissenschaft, Polizei und Justiz sowie Vertretern von Berufs- und Wirtschaftsverbänden geführt worden. Zudem wurden 1002 „nach dem Geldwäschegesetz zu besonderer Sorgfalt und Verdachtsanzeigen Verpflichtete“ befragt. Zu ihnen zählen laut BMF unter anderen Kfz-, Schmuck-, Gold-, Kunst- sowie Boots- und Yachthändler.

100 Milliarden statt 50 Milliarden Euro

Bislang war das Ministerium davon ausgegangen, dass in diesen und anderen Wirtschaftszweigen zusammen jährlich rund 50 Milliarden Euro reingewaschen werden. Doch das nun beleuchtete Dunkelfeld lässt weit mehr vermuten: Das für die Studie hochgerechnete finanzielle Volumen der nicht gemeldeten, aber meldepflichtigen Verdachtsfälle sei erheblich, heißt es. Laut BMF dürfte es allein im „Nicht-Finanzsektor“ 20 bis 30 Milliarden Euro umfassen. Das Gesamt-Geldwäsche-Volumen wird nun auf 100 Milliarden Euro beziffert, „wenn man auch Schätzungen zu Unternehmen beispielsweise in der Gastronomie und Hotellerie sowie im Glücksspiel und Import/Export einbezieht, die speziell zur Geldwäsche gegründet wurden“, heißt es.

Deutschlands Wirtschaftskraft und Attraktivität als Wirtschaftsstandort zieht geradezu magnetisch Geldwäsche aus dem Ausland an.

Aus dem Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums

„Bei Geldwäsche handelt es sich um transnationale Kriminalität“, erläutern die Verfasser der Studie. Gewinne aus der organisierten Kriminalität und anderen Vortaten müssten nicht in Deutschland erwirtschaftet werden, sondern stammen zu großen Teilen aus dem Ausland. Und die Bundesrepublik ziehe aufgrund ihrer Wirtschaftskraft und Attraktivität als Wirtschaftsstandort „geradezu magnetisch Geldwäsche aus dem Ausland an“, so die Verfasser. Dieses hohe Risiko würden grundsätzlich alle „prosperierenden Wirtschaftsnationen“ tragen.

Bargeldzahlungen sind größte Geldwäscherisiken

Zur Bekämpfung der Geldwäsche in Deutschland rät die Studie unter anderem zu Begrenzungen bei Bargeldzahlungen. Diese würden eines der größten Geldwäscherisiken darstellen. Empfohlen wird die Begrenzung von Zahlungen „ab einem mittleren vierstelligen Betrag“. Dazu bedürfe es im gesamte Nichtfinanz-Sektor gezielter Aufklärungskampagnen, „vor allem durch die entsprechende Berufs- und Unternehmensverbände, um das erforderliche Risikobewusstsein zu bilden“.