Trauer und Wut in Ankara
Nach dem Bombenanschlag von Ankara mit mindestens 28 Toten ist die Trauer groß. Noch hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt, die türkische Regierung vermutet aber die PKK hinter dem Attentat. Ministerpräsident Davutoglu sagte nach dem Vorfall seine Teilnahme am EU-Gipfel in Brüssel ab. EVP-Fraktionschef Manfred Weber erlebte den schrecklichen Anschlag aus nächster Nähe mit.
Nach Terror-Anschlag

Trauer und Wut in Ankara

Nach dem Bombenanschlag von Ankara mit mindestens 28 Toten ist die Trauer groß. Noch hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt, die türkische Regierung vermutet aber die PKK hinter dem Attentat. Ministerpräsident Davutoglu sagte nach dem Vorfall seine Teilnahme am EU-Gipfel in Brüssel ab. EVP-Fraktionschef Manfred Weber erlebte den schrecklichen Anschlag aus nächster Nähe mit.

Bei einem Bombenanschlag auf einen Konvoi der Armee in der türkischen Hauptstadt Ankara sind nach offiziellen Angaben mindestens 28 Menschen getötet und 61 verletzt worden. Ziel des Anschlags am Mittwochabend im Regierungsviertel Cankaya war ein Konvoi der türkischen Armee, der Angehörige der Streitkräfte nach Dienstschluss nach Hause hätte bringen sollen. Auf Fotos vom Anschlagsort waren ausgebrannte Busse zu sehen. Zu der Detonation sei es gekommen, als die Fahrzeuge an einer Ampel gehalten hätten, teilte das Militär mit.

Davutoglu sagt Teilnahme an EU-Gipfel ab

Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte nach dem Anschlag seinen Besuch in Brüssel zu Gesprächen über die Flüchtlingskrise ab. Ursprünglich hatte Davutoglu am Donnerstag in Brüssel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras zusammenkommen wollen, um über das weitere gemeinsame Vorgehen in der Flüchtlingskrise zu sprechen.

Türkei macht PKK verantwortlich

Unterdessen macht die türkische Regierung die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und ihren syrischen Ableger YPG für den verheerenden Anschlag verantwortlich. Ministerpräsident Davutoglu teilte mit, ein im Jahr 1992 in Syrien geborener YPG-Kämpfer habe den Anschlag in der Hauptstadt mit Unterstützung der türkischen PKK verübt. Neun Menschen seien in Verbindung mit dem Anschlag bislang festgenommen worden.

Die PKK vermied unterdessen ein Bekenntnis. Kommandeur Cemil Bayik sagte der PKK-nahen Agentur Firat: „Wir wissen nicht, wer das getan hat. Es könnte aber ein Vergeltungsschlag für die Massaker in Kurdistan gewesen sein.“

Schuld an der Eskalation hat ohnehin der türkische Autokrat Recep Erdogan, der den Krieg gegen die Kurden vom Zaun brach, nur weil er bei den Neuwahlen des türkischen Parlaments im November 2015 die Kurdenpartei HDP schwächen wollte. Deren gutes Ergebnis bei der Parlamentswahl im Juni 2015 hatte dafür gesorgt, dass Erdogans Partei AKP ihre absolute Mehrheit verloren und alle Allmachtsträume von Erdogan über ein Präsidialsystem zunichte gemacht hatte. Weil ihm das Ergebnis nicht passte, ließ Erdogan Neuwahlen ansetzen und eröffnete die Angriffe gegen die Kurden. Die HDP verlor von 13,1 auf 10,7 Prozent und die AKP errang wieder die absolute Mehrheit. Zuvor galt mehrere Jahre ein Waffenstillstand der PKK, der das Kurdengebiet befriedet hatte.

EVP-Fraktionschef Weber zum Anschlagszeitpunkt in Ankara

Wie nah die Terrorgefahr wirklich ist, konnte auch EVP-Fraktionschef Manfred Weber spüren. Wie der CSU-Politiker auf seinem Twitter-Profil und im Gespäch mit der Passauer Neuen Presse mitteilte, war er noch wenige Stunden vor der Explosion ganz in der Nähe des Anschlagorts in der türkischen Hauptstadt gewesen.

Die Explosion habe er als „dumpfen Schlag“ in seinem Hotel unweit des Anschlagsortes gespürt, sagte Weber. Drei Stunden zuvor war Weber zu Gast im türkischen Parlament gewesen, das neben dem betroffenen Militärkomplex liegt. Dort hatte er die Fraktionschefs der Regierungs- und Oppositionsparteien zu Gesprächen getroffen. Ein Treffen mit Staatschef Erdogan, das eigentlich geplant war, sei aber kurzfristig abgesagt worden. „Hier herrscht jetzt Ausnahmezustand und eine ganz seltsame Stimmung, über uns kreisen Hubschrauber“, sagte er der PNP. Am Donnerstagmorgen flog Weber zurück nach Brüssel zum EU-Rat.