Joe Kaeser (l.), Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, und Siegfried Russwurm, Technikvorstand der Siemens AG, erläuterten in München die Innovationsstrategie des Konzerns. Bild: Siemens
Siemens AG

Milliarden-Investition in die Innovation

Die Siemens AG investiert deutlich mehr Geld in Forschung und Entwicklung. Die Ausgaben dafür steigen in dem für den Konzern bereits begonnenen Geschäftsjahr 2016 um 300 Millionen auf 4,8 Milliarden Euro. Die Kernfelder Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung sollen weiter wachsen. Und Vorstandschef Joe Kaeser will die „klugen Köpfe“ im Unternehmen gezielt fördern.

Nach Konzernangaben sind bei Siemens die Investitionen in Forschung und Entwicklung seit 2014 um rund 20 Prozent gestiegen. Einen großen Teil der zusätzlichen Mittel soll nun in Automatisierung, Digitalisierung und Dezentrale Energiesysteme fließen, heißt es. Zudem bringe man „ein Bündel an Maßnahmen“ auf den Weg, um die Innovationskraft weiter zu steigern, kündigte das Unternehmen an diesem Dienstag bei einer Presse- und Analystenveranstaltung in München an.

Wir werden die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Ideen unserer klugen Köpfe innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens schnell und unkompliziert umgesetzt werden können

Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG

„Der Erfolg unseres Unternehmens und seine langfristige Zukunft liegen in unserer Innovationsstärke“, sagte Siemenschef Joe Kaeser im Deutschen Museum. „Der Motivation und Kreativität unserer hochkompetenten Mitarbeiter kommt dabei eine herausragende Rolle zu“, machte er klar. Das Unternehmen brauche gute Ideen, „und wir werden die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Ideen unserer klugen Köpfe innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens auch schnell und unkompliziert umgesetzt werden können“, versprach der Vorstandsvorsitzende.

„Innovation AG“ bietet Freiräume zum Experimentieren und Wachsen

Unter dem Arbeitstitel „Innovation AG“ bieten die Münchner demnach ihren Beschäftigten künftig eine Einheit, die in einem Start-up-Umfeld Freiräume zum Experimentieren und zum Wachsen bietet. Die Einheit solle sich zudem als Berater, Förderer und als eine Art Risikokapitalgeber für Geschäfts- und Projektideen verstehen, die sich unabhängig vom Stammgeschäft entfalten könne. Siemens bietet damit also richtige Gründerbedingungen. Das aber nicht mit dem Ziel, neue Unternehmen zu schaffen: Die Einheit werde die bereits bestehenden Start-up-Aktivitäten bei Siemens ergänzen und zusammenfassen, heißt es.

Innovationsfonds wir mit 100 Millionen Euro gefüllt

Um die Innovationskultur seiner Mitarbeiter zu stärken und zu fördern, schafft der Konzern nicht nur mehr Freiräume, er nimmt auch bares Geld in die Hand: Es wird ein Innovationsfonds aufgelegt, in dem Siemens in den kommenden drei Jahren bis zu 100 Millionen Euro bereitstellen will – zusätzlich zu den 300 Millionen Euro an Mehrinvestitionen für Forschung und Entwicklung. Allein in Deutschland stelle man dabei im ersten Jahr zehn Millionen Euro zur Verfügung, erläutern die Verantwortlichen: „Mit dem Geld sollen kreative Ideen von Mitarbeitern gefördert und in wirtschaftlichen Nutzen umgesetzt werden.“ Förderungswürdige Ideen müssten dabei anders als im Konzept der „Innovation AG“ nicht zwingend neue Technologien und Geschäfte zum Ziel haben, sie könnten auch auf verbesserte Prozesse, Services oder eine bessere Kundenbindung im Vertrieb abzielen.

Forschung im 21. Jahrhundert kann und darf nicht im Elfenbeinturm stattfinden, die Zeit der Tüftler, die im stillen Kämmerlein Ideen für die Zukunft entwickeln, ist vorbei

Siemens-Technik-Vorstand Siegfried Russwurm

Neun Forscher aus Deutschland, den USA, Großbritannien und Norwegen hat Siemens heuer als „Erfinder des Jahres 2015“ gekürt. Sie sind für 650 Erfindungen und 309 erteilte Einzelpatente verantwortlich, die zum Unternehmenserfolg beitragen. Ihre Leistungen würdigte Technikvorstand Siegfried Russwurm am Dienstag: „Forschung im 21. Jahrhundert kann und darf nicht im Elfenbeinturm stattfinden, die Zeit der Tüftler, die im stillen Kämmerlein Ideen für die Zukunft entwickeln, ist vorbei“, sagte Russwurm. Heute sei eine neue, offene Art der Zusammenarbeit bei der Entwicklungen von Innovationen erforderlich, betonte er. „Anleihen im Crowdsourcing, Hackathons im Softwarebereich, Kooperationen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen genauso wie mit kleinen, wendigen Start-ups – all das gehört bei Siemens heute zum Alltag“, betonte der Technikchef.

Neue Forschungszentren in Garching und China

Das passende Umfeld will der Konzern seinen klugen Köpfen nun auf dem Gelände der Technischen Universität München (TUM) in Garching bieten. Dort gründet Siemens nach eigenen Angaben einen neuen Forschungsstandort, an dem 100 Wissenschaftler des Unternehmens „Seite an Seite mit Forschern der TUM zusammenarbeiten“, heißt es. Die Schwerpunkte reichen von IT-Sicherheit bis hin zu Autonomen Systemen. In China schafft der Konzern außerdem ein Innovationszentrum mit mehr als 300 Mitarbeitern, in dem an neuen Digitalisierungslösungen geforscht wird – für den chinesischen ebenso wie für die internationalen Märkte.