Johanna Quandt mit ihren Kindern Susanne Klatten und Stefan Quandt 2009 bei der Verleihung des großen Bundesverdienstkreuzes in Wiesbaden. Bild: Imago
Trauer um Johanna Quandt

Reichste Frau in aller Bescheidenheit

Sie galt als "Grande Dame" der deutschen Autoindustrie, aber sie lebte bescheiden. Die BMW-Erbin Johanna Quandt ist am Montag im Alter von 89 Jahren in Bad Homburg gestorben. Sie zählte zu den reichsten Frauen Deutschlands. Wegen ihres sozialen Engagements genoss sie großes Ansehen in der Gesellschaft.

Die 1929 als Johanna Bruhn in Berlin geborene Tochter eines Kunsthistorikers war eine gelernte Bürokauffrau. Geplant hatte sie das nicht. Die junge Johanna wollte vielmehr medizinisch-technische Assistentin werden, musste die Ausbildung wegen der Kriegswirren in Deutschland aber abbrechen. Als Krankenpflegerin arbeitete sie in den letzten Kriegsmonaten im Lazarettdienst, diese Zeit habe die spätere Millionenerbin sehr geprägt, betonen auch ihre Kinder Susanne Klatten und Stefan Quandt.

Sekretärin beim späteren Ehemann

Mitte der 1950er Jahre erhielt Johanna Bruhn eine Anstellung als Sekretärin im Büro des Großindustriellen Herbert Quandt. Sie wurde zu dessen persönlicher Assistentin, 1960 heirateten die beiden. Aus der Ehe zwischen Johanna und Herbert Quandt und gingen die beiden Kinder Susanne (1963) und Stefan (1966) hervor.

1982 starb Konzernchef Herbert Quandt, und seine Frau Johanna erbte neben weiteren Industriebeteiligungen knapp 47 Prozent des BMW-Stammkapitals, das sie Mitte der 90er Jahre zu großen Teilen an ihre Kinder übertrug. Nach dem Tod des Mannes wurde Johanna Quandt Mitglied des BMW-Aufsichtsrats, von 1986 bis 1997 war sie dessen stellvertretende Vorsitzende, bis ihre Kinder die unternehmerische Verantwortung übernahmen.

Reichste Familie Deutschlands

Die Quandts gelten als die mit Abstand reichste Familie Deutschlands. Medienberichten zufolge brachten ihr allein 2014 die Stammaktien bei BMW die Rekorddividende von 815 Millionen Euro ein. Nicht unerhebliche Beteiligungen halten die Quandts unter anderem auch an der Wiesbadener SGL Carbon (Werkstoffe), Nordex (Windkraft), Altana (Spezialchemie) und Logwin (Logistik).

Ein Leben in Glanz und Gloria und im Scheinwerferlicht lebte die Familie aber nie: Als Johanna Quandts große Tugend galt die Bescheidenheit, die Privatsphäre und ein ungestörtes Familienleben waren ihr sehr wichtig. Die Familie mied generell die Öffentlichkeit, erschwerend kam hinzu, dass Mutter und Tochter 1978 beinahe entführt wurden.

Großes Engagement für Behandlung krebskranker Kinder

Aufgrund ihres großen Engagements für die Behandlung krebskranker Kinder wurde Johanna Quandt 2005 zur Ehrensenatorin der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main ernannt, gemeinsam mit dem Berliner Universitätsklinikum Charité hatte sie im Dezember 2005 die „Stiftung Charité“ ins Leben gerufen. 2009 wurde ihr in Wiesbaden das große Bundesverdienstkreuz verliehen.

Auch bei BMW wird die „Grande Dame der Autoindustrie“ bestimmt nicht so schnell in Vergessenheit geraten: „Johanna Quandt hat mit ihrer Herzlichkeit und ihrer warmen, unkomplizierten Art ihr Umfeld beeindruckt“, sagt der langjährige Vorstandsvorsitzende und jetzige Aufsichtsratschef Norbert Reithofer.