Verkehrte Welt? Obwohl Apple wieder mehr iPhones verkauft hat und der Gewinn des Unternehmens entsprechend stieg, sackte der Aktienkurs um fünf Prozent ab. Bei Microsoft verhagelte dagegen das Handygeschäft gehörig die Quartalsbilanz. Trotzdem verloren die Aktien kaum an Wert. Bild: Imago
Aktienkurse

Verkehrte Welt bei Apple und Microsoft?

Die Aktionäre der Marke mit dem angebissenen Apfel sind extrem verwöhnt: Obwohl der amerikanische High-Tech-Konzern Apple Umsatz und Gewinn wieder einmal kräftig steigern konnte, geht es mit dem Aktienkurs bergab. Das Papier des Konkurrenten Microsoft bleibt dagegen stabil – trotz horrender Verluste.

Von dem Handy-Geschäft, das Microsoft im Frühjahr 2014 Nokia abgekauft hatte, dürfte sich der Software-Riese mit Sicherheit viel mehr erwartet haben: Beinahe 9,5 Milliarden Dollar hatten die Amerikaner den Finnen damals auf den Tisch geblättert, ein gutes Jahr später ist der Frust groß. 7,6 Milliarden Dollar mussten im zweiten Quartal des laufenden Jahres auf den Kauf abgeschrieben werden, zusammen mit Sonderaufwendungen drücken 8,4 Milliarden Dollar auf das Ergebnis: Mit einem Minus von 3,2 Milliarden Dollar hat Microsoft nun den bislang größten Quartals-Verlust der Unternehmensgeschichte hinnehmen müssen, im Vorjahr feierten die Jünger von Bill Gates zur selben Zeit noch einen Gewinn von 4,6 Milliarden Dollar.

Microsoft bleibt für Langzeitinvestoren interessant

Die Anleger nahmen es dennoch gelassen, sie hatten mit den Zahlen gerechnet. Der Kurs der Aktie fiel gestern nur um ein gutes Prozent. Langfristig orientierten Investoren raten Analysten sogar zum Kauf von Microsoft-Aktien. Das Unternehmen habe seit 2003 Jahr für Jahr seine Dividende angehoben, und das Papier weise auf dem aktuellen Kursniveau eine Dividendenrendite von 2,5 Prozent auf, heißt es. Große Erwartungen werden zudem in den Start des neuen Betriebssystems Windows 10 gesetzt, das Microsoft neue Möglichkeiten schaffen soll. Für Lichtblicke sorgten zuletzt außerdem die boomenden Cloud-Dienste und die steigende Nachfrage nach der Spielkonsole Xbox.

Apples iPhone bleibt auf der Überholspur, aber das iPad schwächelt

Beim Konkurrenten Apple purzelte dagegen gestern nach Veröffentlichung der Quartalszahlen am Vortag der Kurs zeitweise um mehr als fünf Prozent. Und das, obwohl die Konzernerlöse um ein Drittel auf 49,6 Milliarden Dollar gestiegen sind und ein Gewinn von 10,7 Milliarden Dollar unterm Strich steht. Das iPhone setzte seine beispiellose Erfolgsgeschiche fort: 47,5 Millionen der Smartphones gingen in drei Monaten über die Ladentische (ein Plus von 35 Prozent), in China verdoppelten sich die Umsätze sogar auf mehr als 13,2 Milliarden Dollar.

Dennoch hielten sich die Händler gestern zurück und griffen lieber zu anderen Papieren. Nach Angaben der Analysten war mit noch mehr verkauften iPhones gerechnet worden, und die Investoren waren beleidigt, dass Apple-Chef Tim Cook noch nicht mit den genauen Absatzzahlen für die neue „Apple-Watch“ herausrückt. Dass er von einem „großartigen Start“ der Computer-Uhr spricht, reicht ihnen nicht. Kritisch beäugt wird außerdem der schwächelnde Absatz von Tablets der Marke Apple: Mit 10,9 Millionen Geräten wurden im abgelaufenen Quartal weltweit 18 Prozent weniger iPads verkauf als noch vor einem Jahr. Und die Gesamtprognose des Unternehmens enttäuschte die Analysten noch mehr: Apple rechnet für das laufende Quartal mit einem Umsatz von 49 bis 51 Milliarden Dollar, die Aktionären hatten mindestens 51 Milliarden erwartet.