Tauziehen um Kaiser's Tengelmann: Neben Edeka würde sich auch gerne Rewe die Märkte einverleiben. Bild: Tengelmann
Kaiser’s Tengelmann

Bei einem Nein von Gabriel droht die Zerschlagung

Vor allem Discounttextilien von "KiK" und die Baumarktkette "Obi" sorgen dafür, dass die Unternehmensgruppe Tengelmann nicht in die roten Zahlen rutscht. Die defizitäre Kaiser’s Tengelmann GmbH drückte auch 2014 erheblich auf das Geschäft. Nun liegt es am Bundeswirtschaftsminister, die Zerschlagung zu verhindern. Er könnte eine Fusion mit Edeka noch genehmigen.

Die Zukunft von 471 Kaiser’s Filialen und ihren 15.710 Mitarbeitern in Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen steht auf dem Spiel: 8000 bis 8500 Menschen könnten ohne Not ihre Arbeitsplätze verlieren, warnt Karl-Erivan Haub, geschäftsführender Gesellschafter der Tengelmann-Unternehmensgruppe. Bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag wies sein Finanzchef Alfried Bührdel einmal mehr auf die Notwendigkeit der Aufgabe des Geschäftsfeldes hin: „Kaiser’s Tengelmann belastet die Unternehmensgruppe Tengelmann bereits seit 15 Jahren erheblich“, klagte er. Das verdeutlicht auch das abgelaufene Geschäftsjahr. Die 471 Filialen bescherten dem Unternehmen bei einem Nettoumsatz von 1,86 Milliarden Euro einen Verlust von vier Prozent.

Edeka steht Gewehr bei Fuß

Bekanntlich würde die Tengelmann-Gruppe die defizitären Supermärke lieber heute als morgen verkaufen. Mit dem Edeka-Verbund stünde auch ein Abnehmer Gewehr bei Fuß. Doch das Bundeskartellamt hat die Fusion bislang untersagt, darum reichten Tengelmann und Edeka einen Antrag auf Ministererlaubnis ein. Das Verfahren läuft noch bis Ende August. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) könnte mit einer Sondergenehmigung den Weg für die Elefantenhochzeit noch frei machen.

Weigert sich Gabriel, könnte es düster aussehen: Nach einem Bericht der Zeitung Die Welt strebt das Tengelmann-Management dann die Zerschlagung der Supermarktkette an. Einzelne Filialen sollen an Wettbewerber aus dem Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden, aber auch an andere Branchen, die vor allem an innerstädtischen Standorten interessiert sein dürften. Insgesamt werden die Kosten der Abwicklung auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Das Geld will Tengelmann-Chef Haub laut Zeitungsbericht aufbringen, „ohne Kernbereiche des Unternehmens anzutasten“.

Rewe umwirbt die Mitarbeiter und appelliert an den Tengelmann-Chef

Ein Absage erteilte Haub dagegen einmal mehr dem Handelsriesen Rewe, der die Tengelmann-Kaiser’s-Märkte ebenfalls nur zu gerne in seine Familie aufnehmen würde: „Es gibt eine Vereinbarung mit Edeka und an die halte ich mich“, wird der Tengelmann-Chef zitiert. Rewe hatte am Donnerstag in ganzseitigen Zeitungsanzeigen einen offenen Brief mit deutlichen Worten veröffentlicht. „Es muss endlich Schluss sein mit diesem falschen Spiel auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaiser’s-Tengelmann“, heißt es in dem vom Rewe-Vorstand unterschriebenen Papier. Durch die Übernahme der Filialen durch Edeka würde „die Macht des Markführers“ weiter wachsen – zulasten des Wettbewerbs. Vor allem den Mitarbeitern der Kaiser’s-Tengelmann-Märkte wird in der Anzeige eine Übernahme durch Rewe schmackhaft gemacht: Unter anderem wird die Sicherung aller Arbeitsplätze – auch in der Logistik, den Lagern und der Verwaltung – sowie eine Tarifbindung versprochen. „Jetzt ist der Eigentümer von Kaiser’s-Tengelmann am Zug“, appellieren die Rewe-Bosse an Karl-Erivan Haub.