Der niederbayerische Unternehmer Wolfram Hatz rückt an die Spitze der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (Foto: Picture Alliance/Peter Kneffel/dpa)
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Führungswechsel im Wirtschaftsverband

An die Spitze der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) rückt ein neuer Mann. Der niederbayerische Unternehmer Wolfram Hatz folgt als Präsident auf Alfred Gaffal. Von der Politik verlangt Hatz ein Update des Koalitionsvertrages.

An der Spitze der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) wurde der Stabwechsel vollzogen: Der niederbayerische Unternehmer Wolfram Hatz wurde am Mittwoch von der Mitgliederversammlung der vbw zum neuen Präsidenten gewählt und tritt die Nachfolge von Alfred Gaffal an. Sein Vorgänger Alfred Gaffal hatte ihn selber für das Amt vorgeschlagen.

Erfahrener Familienunternehmer

„Nach sechs Jahren meines Engagements für die bayerischen Arbeitgeberverbände ist es Zeit für einen Generationenwechsel. Ich freue mich, mit Wolfram Hatz einen profilierten, mittelständischen Familienunternehmer mit ausgewiesener Verbandserfahrung vorschlagen zu können“, lobte Gaffal seinen Wunschkandidaten.

Der neue vbw-Präsident kennt die Verbandsarbeit seit vielen Jahren. Er leitet die vbw Bezirksgruppe in Niederbayern und ist Vorstandsvorsitzender der niederbayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände. Seine Erfahrung sei ein Vorteil, findet Hatz: „Vielleicht hat es sich angeboten, jemanden zu finden, der die notwendige Zeit mitbringt, der nicht unbedingt einen Kaltstart hinlegt.“

Traditionsfirma aus Niederbayern

Der 58-Jährige ist Chef und Besitzer eines fast 140 Jahre alten Familienunternehmens, der Motorenfabrik Hatz im niederbayerischen Ruhstorf an der Rott. Seine Firma ist ein Beispiel für die oft zitierten „hidden champions“ auf dem Lande, ein Spitzenunternehmen abseits der großen Zentren.

In den nächsten Jahren muss es uns gelingen, Ökologie und Ökonomie zum Geschwisterpaar zu machen.“

Wolfram Hatz, vbw-Präsident

Der Familienbetrieb mit seinen mehr als 900 Mitarbeitern ist aus einer Reparaturwerkstatt für Landmaschinen hervorgegangen und stellt kleine Dieselmotoren für die Industrie mit 1 bis 4 Zylindern her. Vertreten ist das Unternehmen rund um den Globus in gut 120 Ländern.

Aus dem operativen Tagesgeschäft hat Hatz sich zurückgezogen, so bleibt mehr Zeit für den ehrenamtlichen Posten an der Spitze der vbw. Privat bevorzugt der Vater dreier erwachsener Söhne bodenständige Aktivitäten: Er fährt Motorrad und Ski – und werkelt gern im Garten: „Da bin ich allein und keiner schafft mir irgendetwas an“, sagt Hatz. „Das ist gut zum Nachdenken und um die Seele baumeln zu lassen.“

Antworten auf die neue Lage

In seiner Antrittsrede vor mehr als 800 Gästen im Hotel Bayerischer Hof in München forderte Hatz die Bundesregierung auf, sich nicht länger auf die Umsetzung eines Koalitionsvertrages zu beschränken, der für Schönwetterzeiten geschrieben wurde. „Wir brauchen dringend ein Update des Koalitionsvertrages, um der veränderten Großwetterlage gerecht zu werden.“ Die Bundesregierung müsse die Soziale Marktwirtschaft wieder zu ihrem Kompass machen. „Soziale Marktwirtschaft heißt Solidarität, aber zuvor kommt die Eigenverantwortung. Das heißt Fördern, aber eben auch Fordern. Das heißt Gerechtigkeit, aber eben auch Generationengerechtigkeit“, sagte Hatz.

Nach den Worten des neuen vbw Präsidenten gilt es, Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen zu finden: „Unsere Aufgabe ist es, den Wandel gut zu gestalten. Unternehmenspolitik müsse immer auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. „Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet den Ausgleich zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Wir haben die Versöhnung von Kapital und Arbeit und den sozialen Ausgleich geschafft. In den nächsten Jahren muss es uns gelingen, Ökologie und Ökonomie zum Geschwisterpaar zu machen“, so Hatz.

Dass wir Energiequellen wie Atom und Kohle abschalten, ohne ein schlüssiges Gesamt-Konzept für die Zukunft zu haben, halte ich für wenig sinnvoll.“

Wolfram Hatz, vbw-Präsident

Der vbw Präsident fordert zudem mehr Investitionen, mehr Innovationen, mehr Infrastruktur. „Auf der anderen Seite brauchen wir weniger Wohlfahrtsstaat, weniger Wohlfühlreformen und weniger Wünsch-Dir-Was-Politik. In diesem Sinne werden wir als vbw weiter klar die Stimme erheben“, kündigte Hatz an.

Steuersenkungen und bezahlbarer Strom

Von der Politik verlangt Hatz außerdem eine Steuersenkung für Unternehmen und Beschäftigte. In den USA seien die Steuern gesenkt worden, in Frankreich und Österreich sei das geplant. „Wenn wir als Hochsteuerland übrig blieben, wäre das schlecht. Ich bin ein Verfechter der Idee, dass der Staat spart und die Bürger entlastet.“ Hatz begrüßt die Vorschläge von CSU-Chef Markus Söder: „Wenn sich das Steuersenkungskonzept des bayerischen Ministerpräsidenten durchsetzen würde, gefiele mir das.“

Zudem verlangte er eine versorgungssichere und bezahlbare Stromversorgung. Hatz kritisiert in diesem Zusammenhang die Energiewende – insbesondere die im nächsten Jahrzehnt erwartete große Lücke zwischen Strombedarf und -erzeugung in Bayern: „Dass wir Energiequellen wie Atom und Kohle abschalten, ohne ein schlüssiges Gesamt-Konzept für die Zukunft zu haben, halte ich für wenig sinnvoll.“

Forschen statt festlegen

In der Debatte um den Diesel warnte der Motorenexperte vor übereilten Beschlüssen: „Ich meine, wir sind gut beraten, uns nicht auf ein einziges Antriebsmodell zu fokussieren, sondern dass wir investieren forschen in alle Richtungen, damit sich im Laufe vieler, vieler, nächster Jahre sich das Richtige herauskristallisiert“, sagt Hatz. „Aber heute festzulegen, dass das eine der Königsweg sei und das andere nicht, da würde ich nicht mitmachen wollen.“

Der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft gehören 133 Verbände und 42 Einzelunternehmen an. In den Branchen der vbw sind in Bayern rund 4,8 Millionen Mitarbeiter tätig, das sind 90 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Freistaat.

(dpa/BK)