Kopf über Wasser auf der Esplanade des Malecon in Havanna: Der Hurrikan Irma hat nicht nur Florida, sondern auch Kuba und andere Karibikinseln schwer getroffen. (Bild: Imago/Agencia Efe/E. Mastrascusa)
Hurrikan

Sturmschäden steigen

Monstersturm: Der Hurrikan "Irma" hat den US-Bundesstaat Florida erreicht und große Schäden verursacht. In Deutschland hat sich laut einem Medienbericht mit Bezug auf den Rückversicherer Munich Re die Zahl der Extrem-Wetter seit 1980 vervierfacht.

Der Hurrikan „Irma“ ist am Sonntag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 Kilometern pro Stunde über Südflorida hinweggezogen und hat dabei enorme Schäden verursacht. Der Sturm brachte an beiden Küsten des Halbinsel-Staats Überflutungen. Mehr als 3,4 Millionen Haushalte waren in der Nacht ohne Strom. Wassermassen wälzen sich durch die Straßen der Altstadt von Miami an Floridas Ostküste. US-Präsident Donald Trump kündigte an, möglichst bald nach Florida reisen zu wollen, um sich ein Bild von den Schäden zu machen. Zuvor hatte „Irma“ – einer der stärksten je gemessenen Atlantik-Stürme – Karibikinseln verwüstet und dort mindestens 22 Menschen das Leben gekostet.

Milliardenschäden durch Hurrikane

Ein Bild von den Schäden wird sich auch einer der weltweit führenden Rückversicherer, die „Munich Re“ mit Sitz in München, machen. Wirbelsturm „Irma“ wird nach Einschätzung der Münchener Rück hohe Kosten für Florida und die Versicherungsbranche verursachen. Irma sei sicher für beide Seiten ein Großschadensereignis, sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek am Sonntag beim jährlichen Treffen der Rückversicherer, Makler und Kunden in Monte Carlo. Eine Schätzung, wie teuer es für den DAX-Konzern werden könnte, wollte er allerdings nicht abgegeben. Aber die von „Irma“ verursachten versicherten Schäden dürften sich laut Schätzungen auf mehr als 50 Milliarden Dollar belaufen, da im Bundesstaat Florida wegen der jährlichen Hurrikane die Versichertenzahl deutlich höher liegt als in anderen Gebieten Amerikas. Dennoch sind die Schäden wohl nicht so hoch wie befürchtet und Munich Re wegen niedriger Gewinnmargen ohnehin nicht sehr stark in der Region Florida engagiert.

Und das nur wenige Tage, nachdem bereits der Hurrikan „Harvey“ den US-Bundesstaat Texas traf. „Es scheint, dass sich die versicherten Schäden durch den Hurrikan Harvey auf 20 bis 30 Milliarden US-Dollar belaufen“, merkte der Analyst James Oram von der Citigroup an. Ein Verlust in dieser Höhe sei für Europas Rückversicherer „handhabbar“. Experten sprachen von wirtschaftlichen Schäden, die insgesamt mehr als 100 Milliarden Dollar betragen könnten. In der texanischen Millionen-Metropole Houston hatte „Harvey“ vor allem durch Überschwemmung große Zerstörung angerichtet.

Extrem-Wetter auch in Deutschland immer öfter

Nach einem Bericht der Passauer Neuen Presse haben sich die Schäden durch Extrem-Wetter in Deutschland seit den 80er Jahren fast vervierfacht. Das geht nach Informationen der Zeitung aus einer Daten-Übersicht des Versicherungskonzerns Münchener Rück hervor. Demnach habe der Mittelwert der Schäden durch schwere Gewitter in Deutschland in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch bei 582 Millionen Euro gelegen, sei dann zwischen 2010 und 2016 auf im Schnitt gut zwei Milliarden Euro gestiegen.

Neu ist diese Erkenntnis nicht: Schon der Bericht zu „Extremwettertrends in Europa und die daraus resultierenden Empfehlungen für nationale und EU-weite Anpassungsstrategien 2014“ des „European Academies Science Advisory Council“ (EASAC) benannte eine ähnliche Entwicklung bezogen auf Europa: Wetterbedingte Katastrophen lagen nach Angaben von Versicherungen in der Zeit von 1980 bis 1989 bei 335 extremen Wetterereignissen. In den 1990er Jahren stiegen sie auf 545 und von 2002 bis 2011 auf 716 an. Am stärksten zugenommen haben laut dieser Statistik Flutkatastrophen, Hitzewellen, Dürren, Feuer und Stürme, die oft mit klimatischen Veränderungen zusammenhängen. Nicht dazu gehören geophysikalische Gefahren wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis.

Preiskampf beendet?

Ob die Versicherer und Rückversicherer jetzt nach einer längeren Zeit mit niedrigen Prämien demnächst Preiserhöhungen durchsetzen werden, hängt auch vom Verlauf der beginnenden Hurrikan-Saison ab. Angesichts des sich abschwächenden Wirbelsturms „Irma“ haben sich die Aktien von Munich Re mit kräftigen Kursgewinnen von 4,1 Prozent positiv gezeigt. Allerdings steckt dahinter laut Ansicht von Experten auch die Hoffnung, dass sich zum einen der jahrelange Preiskampf in der Branche nun abschwächt und zum anderen die Nachfrage nach Ersatz-Deckungen steigt.

Munich Re

Im Geschäftsjahr 2016 erzielte die Gruppe, die Erst- und Rückversicherung unter einem Dach kombiniert, einen Gewinn in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. Sie ist in allen Versicherungssparten aktiv und mit über 43.000 Mitarbeitern auf allen Kontinenten vertreten. Mit Beitragseinnahmen von rund 28 Milliarden Euro allein aus der Rückversicherung ist sie einer der weltweit führenden Rückversicherer.