Rekordjahr im Freistaat
Bayern ist das Tourismusland Nummer eins in Deutschland. 2016 erreichte der Tourismus im Freistaat das fünfte Rekordjahr in Folge mit insgesamt 90,8 Millionen Übernachtungen – eine Steigerung zum Vorjahr um knapp vier Prozent. Wesentlichen Anteil daran haben die bayerischen Heilbäder und Kurorte. In den vergangenen Jahren investierten sie gemeinsam 200 Millionen Euro in neue Bäder und Kneippanlagen, Kurmittelhäuser und Rad- und Wanderwege.
Harter Wettbewerb für Hoteliers
So ist der Tourismus nicht nur das Aushängeschild Bayerns, sondern auch ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor. Reisende geben jährlich mehr als 31 Milliarden Euro in Bayern aus.
Die Branche beschäftigt im Freistaat über eine halbe Million Menschen. Sie erwirtschaften jährlich 18,5 Prozent der touristischen Wertschöpfung. Aber der Wettbewerb um nationale und internationale Gäste ist hart.
Klassische Standortthemen, wie eine gut ausgebaute Infrastruktur sowie Bürokratieabbau und mehr Flexibilität – etwa bei der Arbeitszeit -, spielen gerade für die meist mittelständisch geprägten Betriebe eine Rolle. In einer aktuellen Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) geben die Initiatoren Impulse, wie Bayerns Tourismus zukunftsfähig bleibt. Die Erhebung zeigt außerdem, dass unter anderem die Digitalisierung der Betriebe und individuelle Angebote entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg sind.
Digital und individuell
Denn wer Reisen bucht, orientiert sich oft an Buchungs- und Bewertungsportalen oder in den Sozialen Medien. Beherbergungsbetriebe und Tourismusregionen können das für sich nutzen, indem sie ihre Marketing-Aktivitäten an diesen Plattformen ausrichten. In der digitalen Tourismuskommunikation zählt beispielsweise der Heimatfilm in 360-Grad über die Region Oberammergau mit zu den ersten Projekten dieser Art.
Mit zusätzlichen individualisierten Leistungen wie etwa Kinderbetreuung oder speziellen Menüplänen können Hoteliers außerdem auf den Trend reagieren, dass die Wünsche der Gäste immer individueller werden. Dazu zählt auch, Angebote stärker auf bestimmte Ländergruppen – wie zum Beispiel chinesische Pauschalreisegruppen oder US-amerikanische Individualreisende – zuzuschneiden. Im vergangenen Jahr kamen schließlich rund 20 Prozent der Übernachtungsgäste aus dem Ausland.
Top Ten 2016: Destinationen ausländischer Touristen in Bayern
- Schloss Neuschwanstein
- Altstadt von Rothenburg ob der Tauber
- Romantische Straße von Würzburg nach Füssen
- Zugspitze
- Tierpark Hellabrunn (München)
- Berchtesgaden mit Kehlsteinhaus und Nationalpark
- Kaiserburg Nürnberg
- Altstadt von Bamberg
- Altstadt von Regensburg
- Königssee
Quelle: Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus
Den höchsten Anteil an den Auslandsübernachtungen im vergangenen Jahr hatten Touristen aus den USA (9,1 Prozent), den Niederlanden (8,6 Prozent), der Schweiz (8,5), Österreich (8,4) und Italien (6,6). Doch während einige Besucher die Schlösser bevorzugen, tummeln sich andere lieber im Biergarten. Was zählt für internationale Gäste? Vier Touristenführer aus München berichten von ihren Eindrücken:
USA: Hofbräuhaus statt Museum
Touristenführer Peter Neissendorfer bemerkt bei seinen amerikanischen Gästen, dass vor allem zwei Destinationen in der Landeshauptstadt Priorität haben: das Hofbräuhaus und die BMW-Welt. Auffällig auch: Im Luther-Jahr kämen viele Gäste aus dem sogenannten „Bible Belt“ (Bibel-Gürtel) im Süden der USA.
China: Wie teuer ist München?
Laut Touristenführerin Fenghua Hoffmann-Wu bevorzugen Chinesen Ziele mit Postkartenmotiven – vom Marienplatz bis zum Schloss Neuschwanstein.
Die bayerische Küche ist vielen von ihnen zu deftig. Besonderes Interesse haben sie am modernen Leben. Die Gäste aus China wollen wissen, wie sich die Menschen in Bayern versichern, wie viel sie für ihre Miete zahlen und was sie im Schnitt verdienen.
Italien: Kultur trifft Kulinarik
Die Italiener besuchen München vor allem zu speziellen Anlässen, beispielsweise zum Christkindlmarkt und natürlich zum Oktoberfest. Das Deutsche Museum, der Olympiapark oder die BMW-Welt stehen dann ebenfalls auf dem Programm, sagt Touristenführerin Stefania Gavazza-Zuber.
Golfstaaten: Abstand von den Nackerten
Im Englischen Garten muss Eid Hafez Acht geben, auf welchen Wegen er seine Gäste aus den Golfstaaten durch den Park führt.
Die gelebte Freikörperkultur auf der Schönfeldwiese – wo im Sommer traditionsgemäß viele Menschen nackt sonnenbaden – stößt bei einem Großteil der Araber auf Ablehnung. Ausflüge in die Natur stehen hingegen hoch im Kurs. Die Zugspitze ist eines der beliebtesten Ziele.
Fühlen wie dahoam
Was die allermeisten Gäste aus der Ferne erwarten: typisch Bayerisches. Dazu zählen Tracht, Bier und auch authentisches Ambiente. Darüber hat sich auch Hotelinhaber Paster Gedanken gemacht und seinem Betrieb in Sachen Einrichtung einen bayerischen Anstrich gegeben. Ein Interieur, das die Verwurzelung mit der Region Bayerischer Wald ausdrücken soll. So dominieren die Baumaterialien Holz und Granit. Der Werkstoff Glas kommt ebenfalls zum Einsatz, ein Verweis auf die zahlreichen Glashütten in der Region. Pasters Konzept – ein Mix aus Tradition und Innovation – könnte zum Vorbild für weitere Betriebe in Bayern werden.
Wie Bayern den Tourismus fördert
Zum 1. Januar 2017 sind die Sonderprogramme „Premiumoffensive Tourismus“ und „Almwirtschaften und Berggasthöfe“ gestartet. Gefördert werden unter anderem Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen im Sinne der Barrierefreiheit, im Wellness- oder Kinderspielbereich sowie Investitionen in eine verbesserte IuK-Infrastruktur (Informations- und Kommunikationstechnik). Für das Programm mit einer geplanten Laufzeit von fünf Jahren stehen für 2017 fünf Millionen sowie im kommenden Jahr zehn Millionen Euro zur Verfügung. Förderberechtigt sind Unternehmen der gewerblichen Hotellerie sowie, bei besonderer Bedeutung für den lokalen Tourismus, auch gastronomische Betriebe.