Win-Win in Spartanburg
Hohe Zölle auf deutsche Autos? Damit würde US-Präsident Donald Trump seinem Land schaden. Denn deutsche Autohersteller führen weniger Fahrzeuge in die USA ein, als sie dort produzieren – und von dort in alle Welt exportieren.
Außenhandel

Win-Win in Spartanburg

Kommentar Hohe Zölle auf deutsche Autos? Damit würde US-Präsident Donald Trump seinem Land schaden. Denn deutsche Autohersteller führen weniger Fahrzeuge in die USA ein, als sie dort produzieren – und von dort in alle Welt exportieren.

Das ist eine tolle BMW-Bilanz – für Bayern und für die USA: Das größte BMW-Werk steht in Spartanburg im Staate South Carolina. Produktion: 411.000 Fahrzeuge im vergangenen Jahr, vier Millionen in 23 Jahren. 70 Prozent der Produktion gehen in den Export. Vor 25 Jahren fällten die Münchner die Entscheidung, ihr US-Werk im Süden der USA zu errichten, inzwischen ist BMW Amerikas wichtigster Auto-Exporteur.

Zur Wirtschaftskraft South Carolinas trägt BMW inzwischen über drei Milliarden Dollar bei – und 9.000 Arbeitsplätze, von denen jeder einzelne zu drei weiteren irgendwo im Bundesstaat führt. In den USA beschäftigt BMW insgesamt 70.000 Angestellte – was mindestens 50.000 weitere Arbeitsplätze garantiert. Für umgerechnet 5,2 Milliarden Euro kauft BMW bei US-Zulieferfirmen ein. Wenn es denen gut geht und sie für BMW neue Produkte entwickeln, profitieren auch Chevrolet und Ford.

Deutscher Handelsbilanzüberschuss, amerikanischer Gewinn

Der Aufwärtstrend in South Carolina hält an. BMW investiert weiter in sein Werk in Spartanburg. Und soviel ist sicher: Wenn der BMW-Absatz in den USA wächst, haben auch immer mehr Leute in South Carolina und den anderen 49 Bundesstaaten Grund zur Freude. BMW und Spartanburg zeigen: Das Thema Handelsbilanzüberschuss ist komplizierter, als manche meinen – nicht nur in Amerika.

Was für den bayerischen Motorenbauer gilt, gilt für die gesamte deutsche Automobilindustrie und ihr USA-Geschäft. 2016 setzten deutsche Hersteller 1,33 Millionen Autos und leichte Nutzfahrzeuge in Amerika ab. Gleichzeitig produzierten Audi, BMW, Mercedes und VW in den USA 854.000 Fahrzeuge – von denen 62 Prozent exportiert wurden und Amerikas Exportbilanz verbessern. Deutsche Firmen schaffen in den USA 670.000 Arbeitsplätze – gute, qualifizierte Arbeitsplätze, die wiederum das ganze Land voranbringen.

Mehr Absatz, mehr Wohlstand, mehr Nachfrage

US-Präsident Donald Trump hat womöglich nicht völlig unrecht, wenn er fragt, ob Freihandelsverträge mit Drittweltländern – etwa Mexiko (Nafta) oder Peru (TPP) – für die USA profitabel sind oder eher nicht. Gut möglich auch, dass die Antwort heute anders ausfällt als 1992, als Präsident Bush Senior den Nafta-Vertrag schloss.

Völlig klar ist aber: Blühender Handel zwischen technologisch gleichrangigen Ländern führt immer zu Gewinnen für beide Seiten. Denn die weltweite Nachfrage – oder auch nur die zwischen zwei Ländern – ist eben kein Kuchen mit begrenzter Anzahl an Kuchenstücken: Mehr Absatz führt zu mehr Wohlstand und zu mehr Nachfrage. Der Kuchen wächst.

Genau das führt BMW in Spartanburg vor: Mehr „Win-Win-Situation“ – Gewinn für beide Seiten – ist kaum vorstellbar. Man darf darauf setzen, dass der Geschäftsmann und „Dealmaker“ im Weißen Haus das schnell versteht und erkennt: Zölle auf deutsche Import-Autos würden seinen Wählern in Spartanburg und anderswo nur schaden.