Gesundheit ist nicht nur eine medizinische, sondern mittlerweile auch eine wirtschaftliche Frage. (Bild: Imago/Westend61)
Megadeal in Spanien

Investoren jubeln über Fresenius

Das Geschäft mit der Gesundheit boomt in Europa, und auch auf dem Gebiet spielt Deutschland die erste Geige. Das stellt zurzeit vor allem der Fresenius-Konzern unter Beweis. Mit der Übernahme des größten privaten spanischen Klinikbetreibers Quirónsalud versetzen die Bad Homburger ihre Aktionäre geradezu in Goldgräberstimmung. Hinter dem Erfolg steht ein kluges und weitsichtiges Management.

Die Bad Homburger haben so manch anderem DAX-Unternehmen vor allem eines voraus: Der Konzern hat keine einzige Sparte, die das Gesamtergebnis trübt. Ganz im Gegenteil: Die eigenständig im Deutschen Aktienindex (DAX) vertretene Diaylse-Tochter Medical Care läuft wie geschmiert, im Infusionsgeschäft, das den Namen „Kabi“ trägt, klettern die Gewinne kontinuierlich, und auch der Gesundheitsdienstleister „Vamed“ sowie die Kliniksparte „Helios“ legten zuletzt erfreuliche Zahlen vor. Unterm Strich wird bei Fresenius für das laufende Jahr eine ansehnliche Gewinnsteigerung um elf bis 14 Prozent erwartet, bis 2019 soll der Konzernumsatz bei 36 bis 40 Milliarden Euro liegen. Die Gewinnspanne wird dann zwischen zwei und 2,25 Milliarden Euro liegen. Nach Ansicht der meisten Analysten ist es mit Sicherheit kein Fehler, sich Aktien der Bad Homburger ins Depot zu legen.

Néstle wirbt Fresenius-Chef ab

Hinter dem märchenhaften Erfolg steht vor allem ein kluges und nachhaltiges Management. So war zuletzt der Schock erst groß, als sich der langjährige Fresenius-Chef Ulf Schneider aus Bad Homburg verabschiedete: Er verließ im Sommer den Konzern, weil er ein Angebot bekommen hatte, das „man nicht ablehnen kann“, sagte Schneider. Erst wurde ein großes Geheimnis um die Firma gemacht, dann wurde bekannt, dass der 50-Jährige ab 1. Januar an die Spitze des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns Nestlé rücken wird, in dem er sich derzeit einarbeitet.

Führungswechsel schnell verdaut

Als die Personalie bekannt wurde, machte der zuletzt schwächelnde Aktienkurs der Schweizer einen Satz nach oben, die Fresenius-Papiere gaben dagegen nach. Mittlerweile haben aber auch die Papiere der Bad Homburger zu alter Stärke zurückgefunden, denn der neue Chef Stephan Sturm benötigte keine Zeit zum Einarbeiten und setzte gleich ein dickes Ausrufezeichen.

Der ehemalige Investmentbanker war schon 2005 als Finanzchef zu Fresenius gekommen, zwei Monate nach seiner Beförderung zum Gesamtchef im Juli präsentierte er nun den Megadeal: Für den Kaufpreis von 5,76 Milliarden Euro wandert mit Quirónsalud die größte private Krankenhausgruppe Spaniens unter das Dach von Fresenius-Helios. Zur Helios Kliniken Gruppe gehörten bisher 112 eigene Krankenhäuser, neun Standorte gibt es in Bayern. Der deutsche Konzern wächst mit der Übernahme um 43 Krankenhäuser, 39 ambulante Gesundheitszentren und rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Der spanische Betreiber und seine rund 35.000 Mitarbeiter begrüßen das ausdrücklich. „Ich bin überzeugt, dass HELIOS und Quirónsalud ideale Partner sind, um das Beste für die Versorgung unserer Patienten in Deutschland und in Spanien zu erreichen“, lässt sich Geschäftsführer Víctor Madera zitieren.

Übernahmekandidat ist kerngesund

Laut Fresenius ist der Übernahmekandidat in „allen wirtschaftlich wichtigen Regionen Spaniens“ vertreten. Und vor allem ist Ouirónsalud kerngesund und wuchs zuletzt um fünf Prozent pro Jahr. Für das laufende Jahr wird ein Gewinn von 460 bis 480 Millionen Euro erwartet, im kommenden Jahr soll es noch mehr werden.

Die Übernahme ist ein weiterer strategischer Schritt für Fresenius, Patienten weltweit qualitativ hochwertig und gleichzeitig bezahlbar zu versorgen.

Stephan Sturm, Fresenius-Chef

Fresenius wird seine Gewinne also weiter ausbauen, doch Konzernchef Sturm gibt sich dabei auch als Menschenfreund: „Zwei in Qualität und Größe führende Unternehmen schließen sich zusammen. Unsere Patienten werden vom künftigen Austausch von Wissen und Erfahrung profitieren. Die Übernahme ist ein weiterer strategischer Schritt für Fresenius, Patienten weltweit qualitativ hochwertig und gleichzeitig bezahlbar zu versorgen“, sagte er. Vorausgesetzt, die Kartellbehörden stimmen zu, soll der Deal im 4. Quartal 2016 oder im 1. Quartal 2017 über die Bühne gehen.

Neuer Nestlé-Chef will Schlaganfall-Patienten helfen

In der Schweiz freut man sich derweil auf Sturms Vorgänger: Nestlé-Chef ist Ulf Schneider zwar offiziell erst ab Januar, seinen ersten Deal hat er Medienberichten zufolge aber schon in trockene Tücher gebracht. Demnach setzen auch die Schweizer in Zukunft mehr auf die Gesundheit und investieren in die britische Medizinfirma Phagenesis. Das Unternehmen aus Manchester entwickelt ein Gerät, das Menschen hilft, nach Schlaganfällen lebensgefährliche Schluckbeschwerden schnell wieder loszuwerden.