„Man wird nicht als Mensch, sondern als Maschine angesehen, Wertschätzung ist in diesen Räumen ein Fremdwort.“ Diese und ähnliche Antworten haben die Macher der Studie des Portals meinestadt.de bei ihrer aktuellen Umfrage zu hören bekommen. Auf die Frage, was Arbeitnehmer ganz besonders an ihrer Arbeit nervt, nannten 67,1 Prozent mangelnde Anerkennung, 57,0 Prozent eine schlechte Bezahlung und beinahe die Hälfte (48,5 Prozent) „schlechtes Klima am Arbeitsplatz“.
Ärger im Großraumbüro
Vor allem, wer in einem Großraumbüro arbeitet, der kennt die alltäglichen Ärgernisse: Der eine Kollege brüllt ungeniert durch den Raum, während andere versuchen, mit den Kunden zu telefonieren. Ein anderer beißt kraftvoll in sein Döner-Sandwich, der Knoblauchgeruch wabert allen in die Nasen. In der Küche stapelt sich das dreckige Geschirr, das Essen im Kühlschrank schimmelt seit Monaten vor sich hin. Und die Toilette sieht aus wie die einer italienischen Raststätte in den 1980er Jahren. Jeder gibt dem anderen die Schuld an den Missständen, die Stimmung ist im Keller. Hinzu kommen Intrigen und Eifersüchteleien unter Kolleginnen und Kollegen, die das Arbeitsklima noch mehr belasten.
Angespannte Arbeitsatmosphäre gewichtiger Grund für Jobwechsel
Eine angespannte Arbeitsatmosphäre sei für viele der ausschlaggebende Grund, über einen Jobwechsel nachzudenken, erklären die Verfasser der Studie. So seien 56 Prozent der zurzeit intensiv Suchenden frustriert von der schlechten Stimmung unter den Kollegen. 27 Prozent nannten dabei auch Intrigen. Jeder Fünfte klagt außerdem grundsätzlich über unfreundliche Kollegen, ein ganzes Viertel bemängelt, dass der Vorgesetzte keine Entscheidungen trifft.
Es gibt meistens entweder nur viel zu viel oder gar nichts zu tun. Ich kann nicht konzentriert an einer Sache dranbleiben, sondern muss zwischen den Themen springen.
Stimmen aus der Studie von meinestadt.de
Überhaupt bekommen die Chefs von den Befragten das meiste Fett weg: Neben fehlender Wertschätzung geleisteter Arbeit wird ihnen mangelnde Balance der Auslastung vorgeworfen. So fühlt sich jeder dritte Befragte durch seine Arbeit überfordert. Ebenso viele beschweren sich dagegen über Unterforderung am Arbeitsplatz. Ein weiteres Drittel der Mitarbeiter empfindet Überstunden „als nervigsten Aspekt ihrer Arbeit“, 26 Prozent beklagen, dass sie sich aufgrund unflexibler Arbeitszeiten nicht so einbringen können, wie sie wollen. „Es gibt meistens entweder nur viel zu viel oder gar nichts zu tun“, klagt einer. „Ich kann nicht konzentriert an einer Sache dranbleiben, sondern muss zwischen den Themen springen“, jammert ein anderer.
Es gibt Menschen, die keine Energie und Leidenschaft für das aufbringen, was sie tun.
Stimme aus der Reihe der Arbeitgeber
Zu Wort kommen in der Studie auch die Arbeitgeber: „Es gibt Menschen, die keine Energie und Leidenschaft für das aufbringen, was sie tun“, sagt einer, der mit seiner Meinung längst nicht allein ist. 71,6 Prozent der befragten Chefs nannte als störendsten Faktor die Passivität von Angestellten und fehlende Eigeninitiative. Auf Platz zwei rangiert mit 51,6 Prozent die Unzuverlässigkeit, auf Rang drei die Unfreundlichkeit von Mitarbeitern (45,3 Prozent). Ein Drittel der Bosse klagt zudem über schlechte Arbeitsmoral. Beim Arbeitsklima sind sich Chefs und Angestellte weitestgehend einig: Knapp die Hälfte der Vorgesetzten definiert unfreundliche Mitarbeiter als größten Frustfaktor, ein Viertel die Streitigkeiten zwischen ihren Mitarbeitern.
91 Prozent der Arbeitnehmer sehen Verbesserungsbedarf bei Personalführung und Mitarbeitermotivation
Die Fachkräftelücke wird derweil immer größer. Und dass viele Chefs tunlichst an ihrem Führungsstil arbeiten sollten, damit ihnen nicht noch mehr Personal abhandenkommt, zeigt das Ergebnis einer weiteren Umfrage, die jüngst der Personaldienstleister Randstad durchgeführt hat. Die Beschäftigten stellen ihren Vorgesetzten darin meist schlechte Zeugnisse aus. Insgesamt sehen sogar 91 Prozent der Befragten Verbesserungsbedarf bei der Personalführung und der Mitarbeitermotivation. Der Wert erscheint bedrohlich hoch.
73 Prozent der Angestellten bewerten ihren Arbeitgeber als nicht familienfreundlich.
Ergebnis aus der Jobzufriedenheits-Studie des Personaldienstleisters ManpowerGroup
Wenig schmeichelhaft für Deutschlands Chefetagen ist auch die aktuelle „Studie zur Jobzufriedenheit 2016“ des Personaldienstleisters ManpowerGroup. Laut der Erhebung ist derzeit nur jeder zweite Angestellte in Deutschland mit seinem Job zufrieden, 44 Prozent liebäugeln damit, sich in den kommenden zwölf Monaten einen neuen Chef zu suchen. 87 Prozent bemängeln, dass es in ihrem Unternehmen keine Karriereförderung gebe, in zwei Dritteln der Firmen würden nicht einmal regelmäßige Personalgespräche oder Weiterbildungen stattfinden. Und auch um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei es schlecht bestellt, heißt es: „73 Prozent der Angestellten bewerten ihren Arbeitgeber als nicht familienfreundlich.“ Flexible Arbeitszeiten für Mitarbeiter mit Kindern gebe es in der Mehrheit der Firmen nach wie vor nicht, klagen 72 Prozent.
1,8 Prozent sehen „kaputte Kaffeemaschine“ als größtes Ärgernis
Dagegen muten die in der Studie von meinestadt.de aufgeführten Ärgernisse als Lappalien an: 1,8 Prozent der Arbeitnehmer beschwerten sich demnach über die „kaputte Kaffeemaschine“, 2,1 Prozent der Chefs über Tattoos und Piercings ihrer Mitarbeiter.