Im Kerzenhimmel von Rotthalmünster. (Foto: obx-news/Kopschitz)
Handwerk

Himmel voller Kerzen

Ein niederbayerischer Kerzenfabrikant liefert seine Lichtspender heute in alle Welt. Trends 2019: Neben warmen, erdigen und natürlichen Farben gelten Metallic-Töne in Silber, Gold und Kupfer als neue Kerzenlieblinge der Deutschen.

Nicht nur vor Weihnachten hängt im niederbayerischen Rotthalmünster der Himmel voller Kerzen: Mehrere Millionen der Lichtspender aus Wachs trocknen dort jedes Jahr nach dem Lackieren an ihren Dochten, bevor sie anschließend in alle Welt verschickt werden. Die Kerzenfabrik Kopschitz, gegründet vor 209 Jahren im Sudetenland und nach dem zweiten Weltkrieg neu entstanden im Passauer Land, gehört heute zu den erfolgreichsten Herstellern in der Branche. Um auf dem weltweiten Markt bestehen zu können, setzt der Familienbetrieb, der in Rotthalmünster bereits in fünfter Generation geführt wird, auf immer neue Entwicklungen und Modelle, um den Kunden zu begeistern.

„Die Kerzengeschmäcker sind ganz verschieden“, sagt Alexander Kopschitz. „Die Deutschen mögen es gern klassisch und gediegen in rot und gold“, weiß der Geschäftsführer. Zunehmend im Trend sei in diesem Jahr die „neue Natürlichkeit“: Kerzen in warmen, erdigen Farben gerne kombiniert mit Holz. Naturbelassen, reduziert, und minimalistisch sorgen sie ganz unaufgeregt für echte Festtagsstimmung. „Aber für viele darf es auch etwas mehr sein: Metallic-Töne sind inzwischen auch echte Klassiker. Kerzen in Silber, Gold und Kupfer – gerne glänzend – strahlen am Heiligen Abend mit Kinderaugen um die Wette“, sagt der Kerzen-Fachmann.

Exportschlager mit Docht

Die Kerzenfabrik Kopschitz liefert heute fast jede zweite produzierte Kerze ins Ausland. Zu den wichtigsten Exportländern gehören neben dem Nachbarn Österreich auch Italien und die Schweiz, die Benelux-Staaten, aber auch die Vereinigten Staaten und Kanada. Hergestellt werden die Kerzen in einer rund 7.000 Quadratmeter großen Kerzenmanufaktur rund 30 Kilometer südwestlich von Passau von rund 120 Mitarbeitern.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs haben die Geschäftsführer jenseits der bayerischen Grenze eine zweite Produktionsstätte im südböhmischen Lhenice aufgebaut. Der Grund war einfach: Niedrigere Lohnkosten besonders bei der Handveredlung halfen dabei, weiterhin konkurrenzfähige Preise bei gleichzeitig hohem Qualitätsstandard zu sichern – und gleichzeitig den Heimatstandort bei Passau zu erhalten.

Die Nähe zu Blumen

„Hauptabnehmer unserer Kerzen sind heute Floristen und Blumengroßhändler, Einrichtungshäuser und Einzelhändler, aber auch die Kirche“, sagt Geschäftsführer Kopschitz. Die niederbayerische Manufaktur gilt heute als einer der führenden deutschen Hersteller im Bereich der Altarkerzen. Neben der großen Flexibilität in der Produktion sei die Qualität der Schlüssel zum beständigen Erfolg, sagt der Kerzenfabrikant. Dabei hat die Branche mit einem großen Manko zu kämpfen: „Man sieht oft erst beim Brennen, ob es sich um ein Qualitätsprodukt handelt oder eben nicht.“

Metallic-Töne sind inzwischen auch echte Klassiker.

Alexander Kopschitz, Kerzen-Produzent

Eine gute Kerze erkennt man dem Fachmann zufolge am harmonischen Abbrennverhalten, der hohen Leuchtkraft und richtigen Größe der Flamme, daran, dass sie nicht rußt und nicht tropft. Ob Kerzen aus dem Hause Kopschitz stammen, können Kunden – außer im Werksverkauf direkt vor Ort in Rotthalmünster – beim Kauf nur schwer in Erfahrung bringen. Denn jeder Kunde vertreibt sie unter seinem eigenen Namen.
(OBX)