Bionorica-Chef Prof. Dr. Michael Popp (l.) und Vertriebsvorstand Dr. Uwe Baumann. Bild: H.M.
Unternehmen Bionorica

Schnupfen und Grippe kennen weder Krieg noch Krise

Die Krise in der Ukraine und der Rubelverfall haben dem Neumarkter Phyto-Pharmaunternehmen Bionorica nur leichte Umsatzeinbußen beschert. Das Jahr 2015 hat sich mit der Grippewelle in Deutschland bestens angelassen.

Wenn Bionorica einmal ein richtig schwieriges Jahr erlebt, dann steht zum Schluss trotzdem ein Ergebnis unterm Strich, von dem andere Firmen in vergleichbarer Lage nur träumen können. Was Deutschlands führender Hersteller pflanzlicher Arzneimittel im vergangenen Jahr in seinen wichtigsten Auslandsmärkten – Russland und Ukraine – erlebt hat, kann man nur als „worst cases“ bezeichnen: In Russland verlor der Rubel bis zu 60 Prozent seines Wertes. Im ukrainischen Donbass, für Bionorica ein wichtiges Absatzgebiet, wurde Krieg geführt. Die ukrainische Währung Hrywnja verlor zwei Drittel ihres Wertes. In beiden Ländern zusammen erlitt der Neumarkter Pharmahersteller Währungsverluste von 27,2 Millionen Euro. Was übel klingt, bedeutet für Bionorica nur Verharren auf hohem Niveau: Statt der erhofften kleinen zweistelligen Steigerung fiel der Netto-Umsatzerlös der Bionorica-Gruppe um 1,6 Millionen auf 232,4 Millionen Euro – und liegt damit immer noch um satte 30 Millionen und knapp 15 Prozent über dem Ergebnis von 2012. Ohne die Währungsverluste hätte sich der Umsatz des Neumarkter Pharmaunternehmens um die erhofften 11,7 Prozent auf knapp 260 Millionen erhöht – das ist jetzt die Zielmarke für 2015.

Trotz dramatischer Rubel-Währungsverluste: Deutschlands führender Hersteller pflanzlicher Arzneimittel Bionorica steigert Absatz

Beim Absatz nach Packungen hat Bionorica in Russland sogar um 11,2 Prozent zulegen können. In der Ukraine ist der Absatz von Bionorica-Präparaten trotz Krieg und Währungseinbruch nur von etwa fünf auf vier Millionen Einheiten zurückgegangen, bei sichtbarer Stabilisierung im letzten Quartal 2014. Dahinter steckt eine unternehmerische Entscheidung von Vorstandschef Professor Michael Popp: Bionorica will seine Führungsposition in Russland – Europas größtem Markt – und seine starke Position in der Ukraine unbedingt erhalten und ausbauen. Trotz Währungsverfall haben die Neumarkter darum ihre Preise in Russland und der Ukraine nur moderat erhöht. Die Medikamente sollen für die Menschen erschwinglich bleiben.

Interessant ist, was Popp über die Stimmung unter russischen und ukrainischen Bionorica-Mitarbeitern berichtet: Um vom Bürgerkrieg betroffenen ukrainischen Mitarbeitern zu helfen, hat die Firma ihre 1466 Mitarbeiter (2013: 1337) zur Spendenaktion aufgerufen. Für jeden gespendeten Euro hat die Firma drei Euro draufgelegt. 50000 Euro kamen so zusammen – und auch die russischen Mitarbeiter haben für ihre ukrainischen Kollegen gespendet. Firmenveranstaltungen mit russischen und ukrainischen Mitarbeitern finden regelmäßig in allerschönster kollegialer Eintracht statt.

Verkaufsschlager Sinupret extract

In Deutschland und Russland zusammen erzielen die Neumarkter über die Hälfte ihres Umsatzes. Für Deutschland liegt die Zahl derzeit bei 38,6 Prozent (2003: 79,8). Die Zahlen demonstrieren das überproportionale Wachstum der Bionorica-Gruppe auf ihren internationalen Märkten, keine Schwäche auf dem deutschen Markt. Weil 2014 die Grippewelle ausblieb, wurden auf Deutschlands Pharmamarkt allgemein weniger Medikamente verkauft. Bionorica konnte sich bei leichtem Rückgang von 5,7 Prozent Packungen besser behaupten als die Konkurrenten und beim Marktanteil der pflanzlichen Medikamente sogar von 12,7 auf 13,0 Prozent zulegen (2009: 9 Prozent).

Verkaufsschlager ist in Deutschland nach wie vor das Erkältungsmittel Sinupret. Die völlige Neuentwicklung Sinupret extract erhielt im vergangenen Oktober die Zulassung für zehn europäische Länder. Aber fast alle Bionorica-Präparate konnten in Deutschland ihre Marktanteile steigern. Seinen „hidden Champion“ nennt Popp das urologische Mittel Canephron, das um 51 Prozent zulegte.

Bionorica hat den indischen Markt im Auge

Auch nach dem für seine wichtigsten Osteuropamärkte kritischen Jahr steht das Neumarkter Unternehmen sehr solide da: Die Eigenkapitalquote stieg auf 79,3 Prozent – Popp spricht von Überfinanzierung. Etwa 20 Millionen Euro hat Bionorica 2014 in das weitere Wachstum investiert – 27,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Neumarkter haben viel vor: Im südwestrussischen Woronesch hat Bionorica eine Tochterfirma gegründet und sich zusammen mit einem deutschen Partner ein 12 Hektar großes Firmengelände reservieren lassen. In Indien wurde ebenfalls im Joint-Venture eine Produktionsstätte eingeweiht, in der Bionorica zunächst nur verpacken lassen will. Unternehmenschef Popp hat den riesigen indischen Markt sehr im Auge: dort haben inzwischen 12 Prozent der Bevölkerung ein sehr gutes Einkommen.“ In China hat Bionorica 2014 die Absatzmarke von zehn Millionen Packungen überschritten.