Der Militärtransporter A400M hatte zuletzt für viel Verdruss gesorgt. Und es bestehen weiter Risiken, heißt es. Bild: Imago/UPI Photo
Airbus bleibt vorsichtig

Volle Bücher sind nicht alles

Bessere Zahlen hätte Airbus-Chef Tom Enders kaum vorlegen können: Die Auftragsbücher des europäischen Flugzeugherstellers quellen fast über, die Orders haben die Schallmauer von einer Billion Euro durchbrochen. Und sogar der Riesenvogel A380 ist 2015 in die schwarzen Zahlen geflogen. Der Ausblick fällt jedoch durchwachsen aus.

„Der Rekord-Auftragsbestand unterstützt unsere Pläne, die Kapazitäten in der Zivilflugzeugproduktion zu erhöhen“, erklärte Airbus-Chef Tom Enders am heutigen Mittwoch bei der Vorstellung der Jahreszahlen in London. Demnach sammelte das Unternehmen im vergangenen Jahr Aufträge im Wert von 159 Milliarden Euro ein. Das war zwar nicht ganz so viel Zuwachs wie im Jahr davor (166 Milliarden Euro), dennoch hatte Airbus zum Jahreswechsel 2015/2016 Orders für insgesamt 1006 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Unter den 2015 eingegangenen Bruttobestellungen waren nach Konzernangaben auch drei Maschinen des Typs A380, die die japanische Fluglinie ANA geordert hat. Das dürfte für großes Aufatmen bei den Programmverantwortlichen gesorgt haben, schließlich galt der Riesenvogel zuletzt als Ladenhüter (der Bayernkurier berichtete). So konnte auch Konzernchef Tom Enders am Mittwoch erleichtert feststellen, dass das „erstmalige Erreichen der Gewinnschwelle im A380-Programm zu den Höhepunkten im operativen Geschäft“ gezählt habe. Zu den Highlights zählte Enders zudem die doppelte Musterzulassung für den spritsparenden A320neo sowie die Auslieferung von 14 Flugzeugen im ersten Jahr der A350-Serienproduktion.

Lufthansa setzt A350 zuerst in München ein

Die neuen A350-Langstreckenjets bieten knapp 300 Passagieren Platz. Zu den Kunden zählt auch die Lufthansa, die jüngst bekanntgab, ihre ersten zehn Maschinen des Typs zuerst am Drehkreuz München einsetzen zu wollen. Ab Januar 2017 sollen sie nach und nach die Maschinen des Typs A340-600 ersetzen, die derzeit von der Bayerischen Landeshauptstadt aus Ziele in Asien, Amerika und Afrika anfliegen. Die Anwohner des Flughafens wird es freuen, denn das neue Flugzeug produziert 30 Prozent weniger Lärm als sein Vorgänger.

Renaissance des A330  als neo-Version

Bis Airbus mit seinem neuen Langstreckenjet Gewinne schreibt, dürfte es noch etwas dauern. Mit neuen Modellen schreiben die Hersteller zunächst gemeinhin Verluste, das zeigt das Beispiel des A380 überdeutlich. Eine Renaissance soll derweil demnächst der Langstreckenflieger A330 erleben, dessen Produktion mangels Nachfrage zuletzt gedrosselt worden war. Er soll sich ab Ende 2017 nach dem Beispiel des A320neo ebenfalls als spritsparende Variante in die Lüfte erheben.

Wir werden unser Augenmerk auch künftig auf das Programmmanagement und die Bewältigung der Herausforderungen richten, die mit der Beschleunigung des A350- und A400M-Hochlaufs sowie dem Übergang zur A320neo-Version einhergehen

Airbus-Chef Tom Enders

„Wir werden unser Augenmerk auch künftig auf das Programmmanagement und die Bewältigung der Herausforderungen richten, die mit der Beschleunigung des A350- und A400M-Hochlaufs sowie dem Übergang zur A320neo-Version einhergehen“, fasste es Tom Enders am Mittwoch zusammen. Die erste Maschine des Typs A320neo wurde demnach bereits im Januar ausgeliefert. In das neo-Programm werden bei Airbus bekanntlich große Erwartungen gesetzt. Die Bestellungen das A320neo hatten zuletzt alle Rekorde gebrochen, der Flugzeugtyp gilt als Goldesel des Unternehmens.

Risiken beim A400M bleiben bestehen

Deutlich weniger Freude hat Airbus dagegen nach wie vor mit dem Militärtransporter A400M. Die Verzögerungen im Programm sind enorm. Gemeinsam mit den Kunden arbeite man an der Abstimmung eines Zeitplans für den Ausbau der militärischen Fähigkeiten und für die Auslieferung, hieß es am Mittwoch. Maßnahmen zum erneuten Hochlauf der Produktion seien ermittelt worden, der Konzern setze den Schwerpunkt auf Auslieferungen. „Dennoch bestehen weiterhin Risiken“, räumte Airbus ein.

Airbus-Aktien fallen

Unterm Strich erzielte das Unternehmen 2015 einen Gewinn von knapp 4,1 Milliarden Euro, er fiel geringfügig höher aus als im Jahr davor. Das Konzernergebnis kletterte um 15 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro, die Aktionäre dürfen sich auf eine Dividende von 1,30 Euro pro Anteilsschein freuen. Das sind zehn Cent mehr als im Vorjahr. An der Börse machte der Konzern mit seinen Aussichten am Mittwoch aber keine großen Sprünge. Im Gegenteil: Die Aktie der Airbus Group sackte bis zum Mittag in einem insgesamt schwachen Markt um beinahe drei Prozent ab.