Flächendeckende schnelle Netzanbindung - das ist eines der erklärten Ziele von Markus Söder. (Bild: Fotolia, panomacc)
McKinsey-Studie

Bayern ist für die Zukunft gerüstet

Die Studie „Bayern 2025“, mit der die Unternehmensberatung McKinsey den Freistaat nur mittelmäßig vorbereitet auf kommende Herausforderungen sieht, hat ein lebhaftes Echo ausgelöst: CSU-Politiker und die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft nehmen Stellung. Und sehen Bayerns Zukunft eher rosig als schwarz.

Die McKinsey-Analyse mutmaßt, dass Bayern auf die großen kommenden Umbrüche durch die Digitalisierung der Gesellschaft, durch neue Formen der Arbeit und globale Krisen nur unzureichend vorbereitet sei. Dazu klopfte McKinsey den Freistaat auf verschiedene Kriterien wie Internetausbau, Bildungsgerechtigkeit und Gründergeist in Unternehmen ab und kam zu dem Ergebnis: Bayern ist bei der Vorbereitung auf große Umbrüche keinesfalls Weltspitze. Sein Erfolgsmodell sei „in Gefahr“, lautete das Fazit. Ohne Reformen seien bis zu 40 Prozent der Jobs im Freistaat gefährdet.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sagte in einer Stellungnahme: „Wir haben was zu tun, aber das haben wir vorher auch schon gewusst.“ Anders, als von McKinsey behauptet, stehe es um die Gründerszene in Bayern und speziell in München nicht schlecht. „Schlaue Studien von McKinsey sind Theorie; Vollbeschäftigung und Zukunftsinvestitionen sind die Praxis, und auf die kommt es an“, sagte Aigner. Es sei „pure Selbstverständlichkeit, dass man sich heute für den Erfolg von morgen anstrengen muss“.

Fortschritte im Breitband-Internet-Ausbau

Finanzminister Söder zog die Zahlen von McKinsey zur angeblich schlechten Internetversorgung in Zweifel. Bayern habe gerade in den letzten Monaten große Fortschritte bei der Anbindung des flachen Landes erzielt, sagte Söder, der als Heimatminister für den Onlineausbau zuständig ist (der Bayernkurier berichtete). Dass der Freistaat Zukunftsfragen ignoriere, glaube er nicht. „Das sind Dauerthemen, die stehen jede Woche auf der Tagesordnung des Kabinetts.“ Dennoch wolle er Impulse aufnehmen, sagte er. „Ich werde mir die Studie in Ruhe anschauen.“

Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag und frühere Wirtschafts- und Finanzminister Erwin Huber warnte hingegen davor, „solche Studien einfach wegzuwischen“. Wie bei Unternehmen, so beginne auch der Niedergang von Wirtschaftsstandorten, wenn man „auf dem Höhepunkt die Risiken und Herausforderungen der Zukunft“ übersehe, gab Huber zu bedenken. Er sehe „mit Sorge“, dass das Gefälle zwischen den boomenden Ballungsräumen München, Ingolstadt oder Regensburg und peripheren Räumen eher größer werde, dass Bayern in der Gründerszene nicht mehr Spitze sei, dass wichtige Infrastrukturmaßnahmen nur schleppend vorangingen, während sich die Welt rasant entwickele. „Im Internet-Geschäft überrollen uns amerikanische Unternehmen mit attraktiven Geschäftsmodellen, und wir lamentieren“, sagte Huber. Noch könne Bayern mithalten, aber man dürfe sich „nicht in Selbstzufriedenheit ausruhen“. Die McKinsey-Studie gehöre daher „auf die Tagesordnung von Wirtschaftsverbänden und Politik“.

Hervorragende Standortqualität

Gelassen reagierte die Wirtschaft. Bertram Brossardt, Haupt­geschäftsführer des Wirtschaftsverbands Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw), sagte, Bayern stehe vor Herausforderungen, verfüge „aber im nationalen wie im internationalen Vergleich über eine hervorragende Standortqualität“. Alfred Gaffal, Präsident der vbw, ergänzte: „Bayern steht ausgezeichnet da. Der vbw-Prognos-Report ‚Wirtschaft 2040‘ sagt für unser Land ein überdurchschnittliches Wachstum von durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr voraus. Bayern weist im nationalen und internationalen Vergleich eine günstigere demografische Entwicklung auf. Wachstums- und zukunftsorientierte Branchen sind bei uns besonders stark vertreten und die Wirtschaft ist über Handel und Investitionen überdurchschnittlich internationalisiert.“

Im Internet-Geschäft überrollen uns amerikanische Unternehmen mit attraktiven Geschäftsmodellen, und wir lamentieren.

Erwin Huber

Ohne Zweifel stehe Bayern wie alle Regionen und Staaten der Welt vor großen Herausforderungen. Dies gelte für die Unternehmen ebenso wie für die Politik. „Globalisierung und Digitalisierung werden unseren Standort tiefgreifend verändern. Entscheidend ist jetzt, dass wir die künftigen Herausforderungen kraftvoll anpacken. Dazu müssen wir die neuen Trends, etwa durch Veränderungen unserer Forschungsstruktur, unseres Bildungssystems, durch neue Geschäftsmodelle und durch eine neue Gründerkultur umsetzen“, so Gaffal.

Dabei stellen sich Anforderungen an Unternehmen, Staat und Wissenschaft. Die dazu notwendigen Vorschläge werden derzeit im vbw Zukunftsrat erarbeitet, in dem führende Wissenschaftler aller relevanten Bereiche ebenso vertreten sind, wie die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Im Zukunftsrat werden auf wissenschaftlicher Grundlage die notwendigen Trends analysiert und die entsprechenden Handlungsempfehlungen erarbeitet.

„Wenn wir jetzt die notwendigen Weichen stellen, wird Bayern die Innovationskraft, die es in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Spitzenstandort gemacht hat, auch in Zukunft aufbringen. Wachstum und Wohlstand sind aber keine Selbstverständlichkeit. Wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, wie wir sie bereits 2013 in unserer Agenda 2020 beschrieben haben, und die ständige Anpassung an neue Herausforderungen sind eine Daueraufgabe, der sich selbstverständlich auch Bayern stellen muss“, so Gaffal.