CSU-Gründerbeirat

„Wir wollen die Gründerkultur stärken”

Mit dem Gründerbeirat „Neue Gründer Bayern“ schuf sich die CSU vor Kurzem selbst ein Gremium, um sich kompetent für die Forcierung von Unternehmensgründun­gen in Bayern beraten zu lassen. Geleitet wird dieses von der Münchner Wirtschaftswissenschaftlerin Isabell Welpe. Anlässlich ihrer ersten 100 Tage im Amt sprach Anna Diller mit ihr über den eingeschlagenen inhaltlichen Weg des Beirats.

Bayernkurier: Warum verfügt Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich über relativ wenig Neugründungen von Unternehmen und eine damit weniger als anderswo boomende Start-ups-Branche?

Isabell Welpe: Deutschland ist nicht ganz untätig, was Gründungsaktivität angeht, und historisch gesehen ist Deutschland ein Land großer Gründer. Denken Sie zum Beispiel an Werner von Siemens oder an Robert Bosch. Deren Gründungserfolge sind allerdings – zugegebenermaßen – schon etwas länger her. Daher braucht Deutschland nun tatsächlich ein neues Gründungszeitalter, schon alleine um mit den großen Veränderungen der Digitalisierung Schritt zu halten. Für erfolgreiche Gründungen braucht es neben Finanzkapital und niedrigen bürokratischen Hürden vor allem die richtigen (internationalen) Talente und am allerwichtigsten eine Gründungskultur der Offenheit, Toleranz und Kreativität.

Bayernkurier: Ist Digitalisierung eine Gefahr für die deutsche Industrie. Darauf würde ich antworten:

Welpe: Digitalisierung ist die größte Transformation der Wirtschaft seit langer Zeit. Es ist wichtig, dass Unternehmen nun ihre aktuellen Geschäfts- und Organisationsmodelle hinterfragen, um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben. Wahr ist auch, dass die deutsche Wirtschaft zwar etwas länger gebraucht hat, um sich mit der Thematik der Digitalisierung auseinanderzusetzen, aber dafür macht sie es nun umso gründlicher und nachhaltiger. Besonders spannend an der Digitalisierung ist, dass neue Geschäftsmodelle, zum Beispiel Plattform- und Netzwerkorganisationen entstehen, die nach neuen Arbeits- und Führungsmodellen verlangen, um die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit weiter zu sichern.

Bayernkurier: Inwiefern können Unternehmensgründungen – sei es nun im Bereich der Digitalisierung oder in ganz anderen Bereichen – gezielt gefördert werden und inwiefern will dies speziell der neu gegründete Beirat mit Ihnen an der Spitze tun?

Welpe: Eine lebendige Gründerszene ist immens wichtig für Bayern und überhaupt für ganz Deutschland. Der Beirat will durch die Bündelung seiner Kräfte und als Initiative vor allem dazu beitragen, dass ein bestmögliches Umfeld für Unternehmensgründungen geschaffen wird.

Bayernkurier: Sie leiten den Lehrstuhl „Strategie und Organisation“ an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre an der TUM München und engagieren sich persönlich schon lange für die Förderung von Unternehmensgründern? Warum und was reizt Sie daran?

Welpe: Wir alle verdanken unseren Lebensstandard im Grunde Menschen die technische, ökonomische oder soziale Innovationen erbracht haben. Von ihnen und ihren Erfindungen sind wir auch in der Zukunft abhängig. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es eben – wie bereits erwähnt – nicht nur auf die technischen Innovationen, sondern auch auf die ökonomischen oder sozialen Innovationen ankommt. Hier sind zum Beispiel Geschäftsmodellinnovationen oder die Integrationsfähigkeit der Gesellschaft zu nennen. Nur in diesem Verbund ist die Wettbewerbsfähigkeit und damit auch Zukunftsfähigkeit von Volkswirtschaften gegeben.