Laden ein zum „Tag der Franken“ (v.l.): Ansbachs Oberbürgermeisterin Carla Seidel, Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (CSU) und die Konditorin Anna Kaerlein-Seip, die eine eigene Praline für diesen Anlass kreiert hat, im Ansbacher Hofgarten. (Foto: Bezirk Mittelfranken)
Tag der Franken

Essen, Trinken und fränkischer Barock

Interview Am 2. Juli 1500 wurde im Alten Reich der Fränkische Reichskreis gegründet. Daher wird Anfang Juli der Tag der Franken begangen, heuer in der Barockstadt Ansbach. Der BAYERNKURIER befragt dazu Mittelfrankens Bezirkstagspräsidenten Richard Bartsch.

Der Tag der Franken wird seit 2006 jedes Jahr Anfang Juli mit einem großen Volks- und Kulturfest gefeiert, und zwar immer in einem anderen Regierungsbezirk. Heuer ist die mittelfränkische Regierungshauptstadt Ansbach dran. Was wird alles geboten?

Wir bieten ein reiches und reichhaltiges Angebot für historisch Interessierte, Freunde der Kulinarik, Musik- und Trachtenbegeisterte, Familien mit Kindern und Jugendliche. Von einer kulturhistorischen Ausstellung zum Thema Essen in Franken, Vorträge und Führungen, Musik und Tanz, Lesungen und Theater, Tracht und Kunst bis zu einem Kinderprogramm und Action für Jugendliche reicht das bunte Programm. Den Abschluss bilden Lambertz, Saam und Richter mit „Bier gewinnt“, einem feucht-fröhlichen Programm mit viel Musik aus den letzten 500 Jahren Reinheitsgebot. Zudem kooperieren wir mit den Rokoko-Festspielen, die den ganzen Tag die Stadt bespielen. Kurzum: Wir hatten noch nie ein so umfangreiches Programm zum Sehen, Hören, Schmecken und Mitmachen.

Franken als Geschichtslandschaft und Kulturregion ist äußerst differenziert und in seiner Vielschichtigkeit einzigartig in Staatsbayern.

Richard Bartsch (CSU), Mittelfrankens Bezirkstagspräsident

„Essen in Franken“ heißt heuer das Motto. Nürnberger Lebkuchen und fränkische Bratwürste sind weltweit bekannte Marken. Frankenwein, Aischgründer Karpfen, Spalter Hopfen, fränkischer Sauerbraten, fränkisches Bier sind ebenfalls einzigartig. Inwiefern ist die deftig-traditionelle Küche auch typisch für die Eigenwilligkeit, die man den Franken gern nachsagt?

Die typische regionale fränkische Küche ist wie Sturheit und Eigenwilligkeit der Franken mythisch überhöht. Natürlich gibt es Deftiges, aber auch Leichtes, Exotisches und Überraschendes. Wer weiß denn schon, dass die älteste deutsche Rezeptsammlung um 1350 in Würzburg, das früheste gedruckte deutschsprachige Kochbuch 1486 in Nürnberg und die erste Pizzeria Deutschlands 1952 in Würzburg entstanden ist? Der vermeintlich sture und eigenwillige Franke kann auch charmant und konziliant sein – wenn er will. Franken als Geschichtslandschaft und Kulturregion ist äußerst differenziert und in seiner Vielschichtigkeit einzigartig in Staatsbayern. Das mag manche Eigentümlichkeiten, Gegensätze und historisch gewachsenen Unterschiede klären und verständlicher machen. Daraus resultiert vielleicht auch die vermeintlich typisch fränkische Eigenwilligkeit. Aber etwas Sturheit und Eigenwilligkeit schaden nicht, sondern helfen, sich seiner selbst bewusst zu machen und seinen Platz in Geschichte und Gegenwart und besonders in Staatsbayern zu behaupten.

Denkmäler wie Residenz und Hofgarten sind Zeichen der Erinnerung und stiften Identität. Bei Franken sind das vielfältige Identitäten, die das Leben hier bis heute so reich machen.

Richard Bartsch

Ansbach war einst der Sitz der Hohenzollern-Markgrafen, die ja – was in Süddeutschland ziemlich einzigartig ist – Protestantismus mit großer barocker Prachtentfaltung kombinierten. Die Residenz, der Hofgarten und die Orangerie in Ansbach zeugen davon. Inwiefern profitiert der Tag der Franken von diesem Umstand?

Der markgräfliche Barock – der bei weitem nicht so überladen ist wie der altbayerische und sich eher am preußisch-französischen Barockklassizismus orientiert – bildet natürlich einen schönen Rahmen für unseren Tag der Franken, zumal auch die Rokokofestspiele den Glanz vergangener Zeiten aufleben lassen. So können die Besucher mit allen Sinnen genießen und gleichzeitig eintauchen in historische Zusammenhänge und Differenzen, wie die konfessionellen Unterschiede, die so typische für Franken sind. Denkmäler wie Residenz und Hofgarten sind Zeichen der Erinnerung und stiften Identität. Bei Franken sind das vielfältige Identitäten, die das Leben hier bis heute so reich machen.

Zum Tag der Franken kommt traditionell auch der bayerische Ministerpräsident. Erstmals seit 2008 handelt es sich dabei um einen Franken, Markus Söder. Erhöht das das fränkische Selbstbewusstsein?

Ich glaube, an fränkischem Selbstbewusstsein mangelt es uns nicht. Wir freuen uns aber, wenn Franken an herausgehobenen Stellen des Freistaats Verantwortung übernehmen, auch um zu verdeutlichen, dass der Freistaat ohne Franken nicht so erfolgreich geworden wäre und ist. Das muss man mitunter deutlich machen und immer wieder betonen, ist uns Franken aber stets bewusst. Der Tag der Franken soll ja ein wenig dazu beitragen, dass das auch andernorts so gesehen wird.

Mitunter erscheint mir bei doch vielen Altbayern und Franken der gewisse Argwohn ein eher spielerisches Element zu sein, manchmal mit ernstem Unterton … besonders natürlich beim Fußball.

Richard Bartsch

Bei manchen Altbayern spürt man gegenüber Franken immer noch einen gewissen Argwohn. Denn Bayern hat dieses schöne Gebiet, aber auch dieses manchmal sperrige Volk, erst 1806 dank Napoleon dazugewonnen. Wie stark sind Bayern und Franken binnen 212 Jahren mental wirklich zusammengewachsen?

Anders als etwa in Altbayern war Franken immer von politischer und konfessioneller Zersplitterung geprägt, was zu Unterschieden, aber auch zu einer gewissen Offenheit führte. Beim Übergang an Bayern hat Franken im wesentlichen seine vielgestaltige Struktur aus dem Spätmittelalter behalten. Der moderne geschlossene Flächenstaat mit uneingeschränkter Gebietshoheit und zentraler Verwaltung konnte sich daher hier nicht durchsetzen. Spannungen sind daher bis heute noch spürbar und zeugen von der künstlichen Vereinigung eines geschlossenen zentral verwalteten Territorialstaates wie Bayern und eines heterogenen Fleckerlteppichs wie Franken. Aber durch die zunehmende Mobilität, den starken Zuzug auch aus anderen Bundesländern haben sich in den letzten Jahren Unterschiede eingeebnet. Mitunter erscheint mir bei doch vielen Altbayern und Franken der gewisse Argwohn ein eher spielerisches Element zu sein, manchmal mit ernstem Unterton … besonders natürlich beim Fußball.

Eine Frage noch zur Sicherheit: Im Juli 2016 erlangte Ansbach traurige Berühmtheit durch den islamistischen Selbstmordanschlag eines syrischen Asylbewerbers am Rand eines Konzerts im Innenhof der Residenz, zu dem der Mann zum Glück nicht zugelassen wurde. Wie wurde das Sicherheitskonzept an die latente Terrorgefahr angepasst?

Natürlich hat man diese Bilder im Kopf, wenn man so einen Tag plant. Und die Verantwortlichen bei jeder Großveranstaltung machen sich deshalb intensiv Gedanken über das Sicherheitskonzept, das dementsprechend angepasst wurde. Wir hoffen auf das Verständnis der Besucher für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Ich bin der Stadt Ansbach und den Sicherheitsbehörden sehr dankbar, dass sie das Sicherheitskonzept detailliert erarbeitet und mit allen Beteiligten abgesprochen haben. Wir wünschen uns jedenfalls ein frohes, friedliches Fest.

Die Fragen stellte Wolfram Göll.