Das Gärtnerplatztheater erstrahlt wieder in vollem Glanz. (Bild: Christian POGO Zach)
Staatstheater

Wieder am Platz

Münchens Volksoper ist zurück. Kulturfans können sich auf zahlreiche Inszenierungen im Staatstheater am Gärtnerplatz freuen. Am Wochenende lädt Intendant Köpplinger zur Eröffnungsgala. Und auch für die Kleinen ist ab Frühjahr 2018 etwas dabei.

Fünf Jahre lang spielten die Künstler im Exil, beispielsweise in der Reithalle, im Circus Krone oder im Theaterzelt. Jetzt haben sie endlich wieder eine eigene Spielstätte. Nach fünf Jahren Renovierung lädt Intendant Josef E. Köpplinger am 14. Oktober zur Eröffnungsgala im Staatstheater am Gärnterplatz. An dem Abend zeigen 36 Solisten, Kinderchor, Orchester, Solotänzer und Ballett, was das Haus leisten möchte.

Mehr Auswahl, mehr Lohn

Ein großer Vorteil: Neuinszenierungen gehen nach ihrer Premiere in das Repertoire des Theaters über. Das heißt, Schauspieler führen Stücke nicht nur für einen kurzen Zeitraum auf, sondern im Programm tauchen immer mal wieder vorangegangene Inszenierungen auf. Das bringt nicht nur Abwechslung, sondern auch für die Künstler lohnt sich die Arbeit mehr.

Der Spielplan ist gut gefüllt. Besucher können zwischen neun angekündigten Premieren und zwölf Repertoire-Stücken wählen, darunter auch „Don Giovanni“. Mit dem Stück verabschiedete sich der ehemalige Chefdirigent Marco Comin zum Ende der vergangenen Saison vom Gärtnerplatztheater. Auch Klassiker kommen auf die Bühne wie Loriots Version von Friedrich von Flotows Stück „Martha“, das 1984 uraufgeführt wurde. Zu den Premieren zählen das Weihnachtsballett „Der Nussknacker“ und „La Strada“, eine Uraufführung mit zeitgenössischem Tanz. Bei den inszenierten Musicals ist für jeden etwas dabei. „My Fair Lady“ kommt auf die Bühne, die ernste Oper „Maria Stuarda“ und das Kinderstück „Pumuckl“. Allerdings dürfen Zuschauer nicht mit den bekannten Reimen und Gedichten des kleinen Koboldes rechnen. Regisseurin Nicole Claudia Weber setzt auf eigenen Sprachwitz, wenn auch die ein oder andere lustige Idee aus den bekannten Filmen nicht fehlt. Eine Nische füllt das Gärtnerplatztheater mit der Wiederaufnahme von Händels „Semele“. So gibt es in München wieder eine Barockoper im Repertoire.

Lieblingsplatz im vierten Stock

Wer nicht so auf Inhalte schaut, kann sich an der Architektur begeistern: Es gibt Aufzüge bis in den vierten Stock, Zuschauerraum und Foyers sind neu gestrichen, tapeziert und bestuhlt. Der historische Vorhang öffnet als Wagnerzug. Das heißt, das Portal öffnet diagonal, was schnell geht und schön aussieht. Köpplingers Lieblingsplatz ist allerdings nur für die Mitarbeiter des Theaters erreichbar: der Malersaal mit grandiosem Ausblick über den Platz.

Das neue Haus bietet aber nicht nur ein abwechslungsreiches Programm und beeindruckende Architektur, sondern hat auch in Sachen Logistik enorme Vorteile. Seit 1947 probten die Schauspieler auf der ausgelagerten Probebühne in Harlaching. Im neu geschaffenen Untergeschoss gibt es ab sofort genügend Platz für drei Probebühnen, eine davon im Maßstab der echten Bühne. Auch Orchester, Chor und Balett haben neue Säle zum Proben.

Ein Kritikpunkt bleibt: zu wenig Geld für den Spielbetrieb. Eine Million Euro netto würden im Etat fehlen und damit den Spielbetrieb gefährden, sagte Köpplinger dem Münchner Merkur. Die Generalsanierung kostete 121 Millionen Euro, aber die Debatte um den Etat will der Intendant getrennt dazu sehen. Er argumentiert, dass nur 15 bis 18 Prozent des Etats für die Kunst ausgegeben werden könne, der Rest seien Fixposten. Doch laut Köpplinger wissen Kunst- und Finanzministerium über die Situation am Gärtnerplatz Bescheid „und verstehen sie“.

Besessen vom Theatervirus

Auf die Frage, ob er in die Politik wechseln könne, hat der Intendant eine deutliche Antwort. „Ich eigne mich nicht dazu. Seit meinem siebten Lebensjahr bin ich von diesem Theatervirus besessen. Ich könnt‘ nix anderes mit Liebe tun“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Dass die Wiedereröffnung ab dem 19. Oktober mit dem Stück „Die lustige Witwe“ von Lehár startet, freut den Intendanten besonders. Er hat nämlich einen persönlichen Bezug dazu. Köpplinger hält sie für eine der genialsten, fast noch klassischen Operetten. Und sie begleitet ihn seit seiner Kindheit. Denn seine Großtante erlebte 1905 die Uraufführung und erzählte ihm, wie es damals wirklich zuging. Die Eröffnungsgala am 14. Oktober überträgt der Bayerische Rundfunk leicht zeitversetzt.

Der Umbau des Theaters dauerte fünf Jahre. Einen Rück- und Ausblick auf die Spielsaison 2017/2018 gibt das Video des Gärtnerplatztheaters.

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Gärtnerplatztheater wieder am Platz

Historie des Gärtnerplatztheaters

1864 wurde in der Münchner Isarvorstadt der Grundstein für das Gärtnerplatztheater gelegt. Finanziert hatte das Projekt eine private Aktiengesellschaft. König Ludwig II. machte das Haus 1872 zur dritten bayerischen Hofbühne und stellte es dadurch dem Hof- und Nationaltheater gleich. Aus diesem Grund wurde es auch in „Königliches Theater am Gärtnerplatz“ umbenannt. Im November 1937 ging das Theater an den Freistaat Bayern über und wurde als „Bayerische Staatsoperette“, als erste staatliche Operettenbühne, wiedereröffnet. Nachdem das Gärtnerplatztheater lange von Kriegsschäden verschont geblieben war, wurde es am 21. April 1945 während des letzten Angriffs auf München so schwer beschädigt, dass der Spielbetrieb für einige Zeit eingestellt werden musste. Seit 1955 trägt es den Namen „Staatstheater am Gärtnerplatz“. Intendant des Hauses ist seit der Spielzeit 2012/2013 Josef E. Köpplinger.