Die deutsche Antarktis-Forschungsstation Neumayer-Station III bei Nacht. (Bild: AWI/Stefan Christmann; Lizenz CC-BY 4.0)
Wissenschaft

Selfies vom Polarkreis

Schon einmal mit einem Forscher in der Antarktis telefoniert? Das können Besucher des Polarcamps in München und mit einer Reality-Brille in die Welt im ewigen Eis eintauchen. Auch ein Bayer arbeitete in der Forschungsstation nahe des Südpols.

Wie fühlt sich Kleidung an, die selbst bei extremen Minusgraden warmhält? Und wie sieht der Blick aus den Fenstern einer Antarktis-Forschungsstation aus? Um das zu erfahren, brauchen Interessierte nicht weit reisen: am 12. und 13. August bringt das Alfred-Wegener-Institut den Arbeitsalltag von Polarforschern nach Bayern. In einer nachgebauten „Kabause“ können Besucher nachempfinden, wie Wissenschaftler in der Antarktis teilweise mehrere Wochen lang auf engstem Raum leben. Das mobile Polarcamp tourt bereits seit April durch Deutschland und hat an diesem Augustwochenende seine letzte Station im Innenhof des Deutschen Museums in München.

Es steckt so viel Begeisterung in der Polarforschung, die wir an Besucher weitergeben möchten.

Kinga Jarzynka, Projektleiterin

Besucher der interaktiven Wanderausstellung „Science on the Road“ bekommen mit dem Blick durch eine Virtual-Reality-Brille das Gefühl, in der Antarktis zu stehen. An einer Fotostation können sie – natürlich eingepackt in Polarkleidung – Selfies und Grüße aus dem Camp verschicken. „Ich hatte die Idee zur Ausstellung bei einem Besuch der Neumayer-Station“, sagt Projektleiterin Kinga Jarzynka. „Es steckt so viel Begeisterung in der Polarforschung, die wir an Besucher jeden Alters weitergeben möchten.“

Anruf ins ewige Eis

Der Eintritt, an beiden Tagen von 10 Uhr bis 18 Uhr, ins Polarcamp ist kostenlos.

Wer mittags um 12 Uhr oder nachmittags um 15 Uhr vorbeischaut, kann bei einem Live-Telefonat direkt mit den Forschern in der Antarktis sprechen. Dort ist es derzeit rund minus 20 Grad kalt. An Deutschlands südlichstem Arbeitsplatz in der Forschungsstation Neumayer III nahe des Südpols beschäftigen sich die Experten mit Meteorologie, Geophysik, Luftchemie, Infraschall und mariner Akustik. Hier beobachten sie das Verhalten von Kaiserpinguinen, die in großen Gruppen in der Nähe der Station herumwatscheln. Hier registriert man in den verschiedenen Laboren Erdbeben oder auch nordkoreanische Atomtests, meldet Daten für die Wettervorhersage, misst die Richtung des Erdmagnetfeldes und die Dicke des Meereises, erforscht die Auswirkungen des Klimawandels oder mit Wetterballons die Atmosphäre und die Größe des Ozonlochs.

Faszination Sternenhimmel

„Es ist erstaunlich, wie eine so karge Landschaft einen so begeistern kann“, schwärmte Stefan Schnitzler. Der gebürtige Tölzer reparierte und wartete die überlebenswichtigen Anlagen auf der Forschungsstation.

„Auf den ersten Blick sieht man nur Eis und Schnee. Dann steht die Sonne niedrig und man sieht durch die Luftspiegelung die Eisberge, welche im Meer treiben, als wären sie so hoch wie Kirchtürme, und den Sternenhimmel, der in Europa durch Luft- und Lichtverschmutzung nie so klar sein kann wie hier“, sagte er. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum es viele seiner Kollegen immer wieder zur Station zieht. Lesen Sie mehr über Kaiserpinguine, Eisberge am Horizont und über das, wovon ein Bayer im ewigen Eis träumt: eine Leberkässemmel: Die Stille an der Schelfeiskante.

Wer übrigens gerne für bayerische Spezialitäten in der Forschungsstation verantwortlich sein möchte, kann sich derzeit als Koch für einen Aufenthalt nahe des Südpols beim Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung bewerben.