Letzter Gruß mit erhobenem Hut: Michael Lerchenberg als Staatsschauspieler Bruscon. (Foto: Luisenburg-Festspiele)
Bühne

Adieu für den Theatermacher

In Wunsiedel starten die Luisenburg-Festspiele - zum letzten Mal mit Intendant und Regisseur Michael Lerchenberg, der sich mit der Politik im Ort überworfen hat. Mancher befürchtet nun einen Skandal in seiner Abschiedspremiere "Der Theatermacher".

Die Voraussetzungen für den Skandal sind geschaffen – nun wartet Wunsiedel, ob der streitbare Intendant der Luisenburg-Festspiele ihn tatsächlich über die Bühne gehen lässt. Wenn am Freitag-Abend die erste Premiere der heurigen Saison startet, das Volksstück „Die Pfingstorgel“, dann müssen sich die Zuschauer allerdings noch ein wenig gedulden. Denn erst am 13. Juli steigt Michael Lerchenberg als Hauptdarsteller in Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ auf die Bretter, die für ihn im Fichtelgebirge seit 13 Jahren die Welt bedeuten.

Scherze über die Provinz?

Schon lange im Vorfeld hatten Lokalpolitiker gemutmaßt, Lerchenberg wolle ihre Stadt mit seiner letzten Inszenierung noch mal so richtig als Provinznest durch den Kakao ziehen. Denn über Jahre erstreckte sich der Zwist zwischen ihm und dem Stadtrat wegen angeblich überzogener Etats und auch sonst allerlei gegenseitiger angeblicher Niederträchtigkeiten. Bis Lerchenberg empört hinschmiss.

Bezüglich des Stücks liegt allerdings ein Missverständnis vor. Bernhards Stück stellt nicht etwa eine Satire auf den fiktiven Ort der Handlung, das Dörfchen Utzbach, und damit auf die so genannte Provinz dar, sondern auf den selbstüberhobenen Weltschauspieler Bruscon, der sich in Utzbach weit unter Wert verkauft sieht. Ein klarer Fall für einen selbstironischen Wunsiedler Theatermacher, der sein überempflindliches Leiden an der Provinz ausstellt.

Das Stück spielt da, wo es spielt.

Michael Lerchenberg, Regisseur und Hauptdarsteller

Auf den bisherigen Proben war die Tendenz der Inszenierung für Beobachter noch nicht recht auszumachen. Regisseur und Hauptdarsteller Lerchenberg schritt unter einem Strohhut, im Leinen-Gehrock über die Probenbühne, missmutig wie es sich für den Misanthropen Bruscon geziemt. Auf Nachfrage beteuerte er, nicht etwa Wunsiedel als Objekt des Spotts auf die Felsenbühne der Luisenburg zu stellen. „Das Stück spielt da, wo es spielt.“ Eben in Utzbach.

Musicals, Oper, Operette

Aber was wäre ein Festival ohne die Spannung, die zu erwartende oder zu befürchtende Eskalationen heraufbeschwören. Die Festspiele bieten aber auch noch Unterhaltung für Familien. Zwei Musicals, „Heidi“ und „Cats“, stehen auf dem Programm, dazu die Operette „Die Csardasfürstin“ und Mozarts Oper „Die Zauberflöte“. Damit will Lerchenberg ein letztes Mal an die Zuschauerzahlen der vergangenen Jahre anknüpfen, die er auf ansehnliche 140.000 gesteigert hat. Seine Nachfolgerin wird nach der letzten Aufführung Birgit Simmler, die bislang als Kulturreferentin im hessischen Biedenkopf fungierte und dort auch ein Theaterfestival auf dem örtlichen Schloss ins Leben rief.