Landshut: Landsknechte (Reisige) bilden einen "Igel", eine Abwehrformation des Mittelalters. (Bild: Archiv "Die Förderer" e.V./O. Haßler/fkn)
Brauchtum

Landshut im Hochzeitsfieber

In Landshut steigt das Hochzeitsfieber. Knapp vier Monate vor Beginn eines der größten historischen Feste Europas laufen die Vorbereitungen zur "Landshuter Hochzeit" auf Hochtouren.

Im niederbayerischen Landshut hat sich das Brautpaar vorgestellt. Die beiden 19-jährigen Stefanie Müller und Felix Feigel dürfen das Hochzeitspaar aus dem Jahr 1475 darstellen. Die historische Aufführung feiern die Landshuter zwar erst in mehr als drei Monaten, doch die Schauspieler brauchen Zeit zum Proben und stellen sich daher frühzeitig vor. Sie müssen nicht nur lernen ein Pferd zu reiten, auch die mittelalterlichen Tänze studieren sie ein. Während der Landshuter Hochzeit wird die Vermählung des Landshuter Herzogsohns Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig im Jahr 1475 nachgespielt. In der Verbindung der beiden Geschlechter sah man damals ein starkes Bündnis gegen die aufstrebende Militärmacht der Osmanen, die 1493 Konstantinopel und zuvor Teile des Balkans erobert hatten. 1529 (und 1683) schafften sie es dann auch bis vor die Tore Wiens. 1903 wurde die Hochzeit zum ersten Mal von 145 Mitwirkenden nachgespielt.

Großer Festzug

An jedem der vier Wochenenden zieht dabei ein großer Festzug durch die Altstadt mit etwa 2400 mittelalterlich gekleideten Figuren vom Kaiser bis zum Bettler. Höhepunkt des Geschehens ist immer der Sonntag, an dem dieser Hochzeitszug vorbeizieht. Weitere Veranstaltungen zeigen Reiter- und Ritterspiele, die Fechtschule, ein Tanzspiel, Spielleute und Spaßmacher (ein Abend voll „zimlicher Wollust“ im historischen Salzstadel), das Lagerleben oder das Theaterstück „Nächtlicher Mummenschanz“. Diese finden auf dem sogenannten Zehrplatz statt.

Das Festspiel findet nur alle vier Jahre statt.

Bewerben können sich nur Menschen aus Landshut und dem Landkreis für die Rolle von Bräutigam Herzog Georg der Reiche und der polnischen Königstochter Hedwig. Die beiden Darsteller wählt der Verein der Förderer aus, der die Landshuter Hochzeit veranstaltet. Die Landshuter Hochzeit wird alle vier Jahre gefeiert, in diesem Jahr vom 30. Juni bis 23. Juli. Zum Auftakt vor vier Jahren strömten mehr als 100.000 Besucher in die Stadt.

Unterwegs zwischen Gauklern und Rittern

Jahrelang trainieren die 2400 Darsteller ihre Rollen und passen sich auch optisch dem Mittelalter an, lange Haare und Bärte inbegriffen – der Friseur und der Rasierer sind in dieser Zeit tabu. Beim Umzug unterhalten Gaukler die wartende Masse, Laiendarsteller spielen wie im Mittelalter die Hochzeit nach. Artisten werfen sich gegenseitig in die Luft und Jonglieren.

Gut eine Stunde dauert es, bis der eigentliche Hochzeitszug mit Dutzenden Pferden, Gauklern, Trommlern, Landsknechten, Rittern in glänzender Rüstung und Hofnarren vorbeigezogen ist. Auf dem nahe gelegenen Turnierplatz kommt es dann zum spektakulären Reiter- und Ritterfest. Dabei treten die Darsteller zu Pferd mit Lanzen oder zu Fuß mit Langschwertern gegeneinander an.

Die Landshuter Hochzeit von 1475 war schon im späten Mittelalter legendär. Schließlich durften die knapp 10.000 Landshuter eine Woche lang kostenlos feiern, die Zeche zahlte der Vater des Bräutigams, der Ludwig der Reiche hieß und seinen Geldbeutel für den Anlass weit öffnete. So wurde die Vermählung des Herzogsohns Georg mit Hedwig auf gigantische Art zelebriert.