Passend zur Eröffnung des Christkindlesmarktes hat das Spielzeugmuseum im Wolfschen Bau des Nürnberger Rathauses unter dem Titel „Schnee von gestern – Meteorologie & Alltagspoesie“ eine Ausstellung mit wertvollen alten Fotos – teils aus Privatbesitz – und Zeitungsausschnitten eröffnet. Wer sich neben Glühwein, Lebkuchen und „Drei im Weggla“ für diese Ausstellung erwärmen kann, wird nicht enttäuscht. Auf ansprechend gestalteten und gut beleuchteten Schautafeln werden die Jahrzehnte seit 1945 dargestellt, mit Angaben von Schneefall, Schneelage, Auswirkungen des Schnees auf das tägliche Leben und die gängigen Freizeitaktivitäten.
Klimawandel im Bild?
Zwei Dinge stechen ins Auge: Erstens fällt heute viel weniger Schnee als früher, weniger regelmäßig – und wenn, dann später: eher im Februar und März statt im Dezember und Januar. Allerdings ist das Wehklagen über Wetter und Klima in der gegenwärtigen Wohlstandsgesellschaft wesentlich stärker als in früheren Jahrzehnten. So nahmen die Altvorderen knackige Winter und das Verkehrschaos einfach als gegeben hin und suchten nicht zwangsläufig nach Schuldigen.
Und auffällig ist, wie beinah biedermeierlich-idyllisch die Menschen die Weihnachtszeit 1945 mit starkem Schneefall genossen haben – und das trotz der Trümmer, der Kälte, des Wohnungs- und Nahrungsmangels, der materiellen Not. Denn der Krieg war vorbei, man hatte immerhin überlebt, und Weihnachten bot erstmals die Gelegenheit, Atem zu holen. Entsprechend ignoriert das ausgestellte Weihnachtsgedicht in den Nürnberger Nachrichten die reale Lage komplett und bietet nur eines: Erbaulichkeit.