Foto einer militärischen Stellung auf einem Höhenzug. (Foto: Staatliche Archive Bayerns)
Deutsches Alpenkorps

Auch dafür steht das schöne, zarte Edelweiß

Kriege machen vor nichts Halt: weder vor Grenzen und Verträgen noch vor Tier- und Menschenleben und auch nicht vor unberührter Natur. Ab Mai 1915 nahmen die Auseinandersetzungen des Ersten Weltkriegs auch das Alpengebirge nicht aus. Dort sicherte das neu gegründete Alpenkorps die Grenze zu Italien.

Mit der Aufstellung des Deutschen Alpenkorps am 19. Mai 1915 reagierte die deutsche Militärführung im Ersten Weltkrieg auf den drohenden Kriegseintritt Italiens und die damit verbundene Bedrohung durch eine neue Front in den Alpen. Das deutsche Militär hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt kaum mit der Kriegführung im Gebirge auseinandergesetzt. Überhaupt hatte es bis dahin in der Militärgeschichte noch nie größere Kampfhandlungen im Hochgebirge gegeben.

Gründung ohne Erfahrung

Nun musste angesichts der jüngsten Entwicklungen im Kriegsverlauf – am 23. Mai erklärte Italien Österreich-Ungarn den Krieg – in kürzester Zeit ein für den Kampf im alpinen Gebirge geeigneter, schlagkräftiger Truppenverband aus dem Boden gestampft werden. Zu den Eliteeinheiten, die den kurzerhand „Alpenkorps“ getauften neuen Verband wenig später bildeten, gehörten das bayerische Infanterie-Leib-Regiment, kurz „Leiber“ genannt, und das Hannoversche Jäger-Bataillon Nr. 10, die sogenannten „Goslarer Jäger“. Fast alle deutschen Kontingente stellten Soldaten für die neue Gebirgstruppe zur Verfügung, wobei Bayern mit mehr als der Hälfte der Korps-Mitglieder den größten Anteil stellte.

Koordinierung von Bayern aus

In Bayern war auch der Sitz des Kommandos des Alpenkorps: Vom Amtsgebäude des bayerischen Kriegsministeriums an der Münchner Ludwigstraße aus koordinierte das Kommando des Alpenkorps die Versammlung der Truppenteile auf dem Truppenübungsplatz Lagerlechfeld und deren Abtransport. Bis Anfang Juni dauerte die gesamte Verlegung des Alpenkorps nach Südtirol, wo es das Regiment über einen 100 Kilometer langen Frontabschnitt im Gebiet des Fleims- und des Pustertals übernahm. Wie „Korsettstangen“ fügten sich sozusagen die Truppen des Alpenkorps in die nur von schwachen österreichischen Kräften, den Standschützen, besetzten Linien ein. Da sich Deutschland im Gegensatz zu Österreich-Ungarn offiziell nicht im Krieg mit Italien befand, waren dem Alpenkorps allerdings jegliche offensive Operationen verboten.

Bereits im Oktober desselben Jahres war der Einsatz in den Alpen daher auch schon wieder beendet. Im eigentlichen Alpenkrieg im Juli und August, der bis auf einer Höhe von knapp 4.000 Meter über dem Meeresspiegel stattgefunden hatte, hatte Österreich-Ungarn Italien auf Abstand halten können.

Einsatz auf anderen Kriegsschauplätzen

Das Ende der deutschen Unterstützungsleistung war aber gleichzeitig der Auftakt für einen Neuanfang: Nachdem das Alpenkorps seine erste Bewährungsprobe bestanden hatte, behielt es auf Weisung des Kriegsministeriums seinen Namen und seine Struktur bei und wurde fortan an auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen in Serbien, Frankreich, Rumänien, Italien und Belgien eingesetzt. Das waren freilich ganz andere Schauplätze als die Alpen. Als das Alpenkorps von Juni bis August 1916 in der „Hölle von Verdun“ kämpfte, verlor es auf dem dortigen Schlachtfeld innerhalb jener drei Monate über 3.000 Mann. Weitere knapp 9.000 Mann wurden verwundet. Gerade vor Verdun in Frankreich und am Kemmelberg im belgischen Westflandern wurde das Korps von der militärischen Führung regelrecht „verheizt“.

Ehrung mit Edelweiß-Abzeichen

Doch das Korps hatte trotzdem oder gerade deswegen weiterhin ein hohes Selbstbewusstsein. Aufgrund seiner Zusammensetzung und seiner Flexibilität hatten sich seine Mitglieder schnell den Ruf einer Elitetruppe erworben. Ihr Erkennungszeichen nach innen wie außen wurde das Edelweiß. Als Zeichen der Verbundenheit mit den in Tirol eingesetzten österreichischen Truppen hatte es nach seinem allerersten Einsatz vom österreichischen Landesverteidigungskommando in Innsbruck 20.000 Edelweißabzeichen erhalten. Diese bestanden aus silbergrauem Metall mit vergoldetem Blütenstand und wurden an der linken Seite der Kopfbedeckung getragen.

Für das preußische Kriegsministerium beschränkte sich die Trageerlaubnis auf die für genau jene Zeit und Örtlichkeit – zwischen Mai und Oktober in den Alpen eingesetzten – ausgezeichneten Soldaten. Das Alpenkorps selbst sah im Edelweiß aber bald ein Verbandsabzeichen, das von allen Angehörigen des Korps getragen werden durfte und auch sollte. So wurde das Abzeichen zeitweise auch vom Nachersatz angelegt. Auf diese Weise entwickelte sich das Edelweiß schließlich sogar zum „Wahrzeichen“ deutscher Gebirgstruppen, als das es noch heute in der Bundeswehr getragen wird.

Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv

Jene Geschichte des Alpenkorps – und mit ihr auch seines Erkennungs- und Symbolzeichens – zeigt derzeit die Bayerische Archivschule mit einer kleinen Ausstellung bestehend aus 32 Exponaten. Ausstellungsort ist das Bayerische Hauptstaatsarchiv – von dort stammen viele Schriftstücke. Aber nicht nur deswegen ist das Archiv als Ausstellungsort prädestiniert. Es ist auch ein historischer Schauplatz: In dem Gebäudeteil des Hauptstaatsarchivs, in dem sich heute neben dem Institut für Bayerische Geschichte die Abteilungen III und V des Archivs befinden, war von 21. bis 28. Mai 1915 das Kommando des Alpenkorps untergebracht.

Die Ausstellung „Alpenkorps 1915-1918“ kann bis 9. Juni im 1. Stock des Gebäudes des Bayerischen Hauptstaatsarchivs (Schönfeldstraße 5-11, München) besichtigt werden. Geöffnet ist Mo bis Do 8.30 Uhr bis 18 Uhr, Fr bis 13.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.