Noch immer tun sich die Medien mit einem souveränen Umgang mit Persönlichkeitsrechten schwer. Bild: Fotolia, Thomas Söllner
Medien

Streit um richtigen Umgang mit Germanwings-Piloten

Der unterschiedliche Umgang internationaler Medien mit dem Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen und der Identität des Co-Piloten hat für heftige Debatten gesorgt.

Stein des Anstoßes war dabei vor allem die Behandlung des vollen Namens und eines Fotos des Unglückspiloten, der den Ermittlungen zufolge das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht hatte. Nachdem die US-Amerikanische New York Times zunächst sowohl ein Foto des Piloten aus dem sozialen Netzwerk Facebook sowie den vollen Namen veröffentlicht hatte, zogen in Deutschland einige Medien, darunter auch die Bild-Zeitung, nach. Die Magazine Focus, Spiegel und Stern – letzteres brachte wegen des Flugzeugunglücks kurzerhand eine Neuaufl age auf den Markt – verzichteten hingegen alle auf ein Titelbild des Piloten. Spiegel Online erklärte sogar, dass die Redaktion weder Bilder noch den vollen Namen von Andreas L. nennen würde. Nachdem andere Medien die Informationen aber offensiv verbreiteten, änderte das Internetportal seine Strategie und nennt den mutmaßlichen Täter nun ebenfalls bei vollem Namen.

Die Uneinigkeit über den Umgang mit den persönlichen Informationen geht auch mitten durch den Axel-Springer- Verlag. Während Die Welt beim abgekürzten Namen bleibt und auf die Veröffentlichung ungeschwärzter Bilder verzichtete, setzte die Bild-Zeitung Name und Foto des mutmaßlichen Täters kurzerhand auf die Titelseite.

Person der Zeitgeschichte?

Wie sehr das Thema polarisiert, zeigen die verschiedenen Stellungnahmen und Rechtfertigungen, die von allen Seiten veröffentlicht wurden. Der Chefredakteur des Online-Auftritts der FAZ, Mathias Müller von Blumencron, verteidigte die Veröffentlichung der persönlichen Daten. Der mutmaßliche Täter sei nun eine Person der Zeitgeschichte. Um mehr von seiner Psyche zu erfahren, müssen wir „uns mit ihm beschäftigen, wir müssen ihn ansehen, wir dürfen ihn sehen“, so von Blumencron in einer online veröffentlichten Stellungnahme.

Von anderer Seite heißt es hingegen, man würde durch die Veröffentlichung des vollen Namens und die Preisgabe des Aussehens den Druck auf die Hinterbliebenen des mutmaßlichen Täters nur noch erhöhen. Besondere Kritik ruft dabei der Versuch einiger Journalisten hervor, mit den Eltern von Andreas L. in Kontakt zu treten.

Einen regelrechten Privatkrieg über den richtigen Umgang mit dem Germanwings-Co-Piloten mit Vertretern anderer Medien liefert sich Bild-Chef Kai Diekmann. Über den Kurznachrichtendienst Twitter legte er sich unter anderem mit taz-Chefi n Ines Pohl an, beschwerte sich über die Kritik des Bildblogs, verwies auf die Praxis ausländischer Medien, zitierte den Presserat und lieferte sich eine Privatfehde mit seinem Ex-Kollegen Torsten Beeck.