Eine Ausstellung in Augsburg befasst sich mit dem Pariser Satire-Magazin Charlie Hebdo. (Bild: fkn)
Charlie Hebdo-Ausstellung

Einzigartig mutig

Mit einer Sonderausstellung erinnert die Augsburger Universität an den schrecklichen Terroranschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo vor einem Jahr. Dabei analysieren die Kuratoren nicht nur die Rolle des Magazins in der Islamismus-Debatte - besonders die Kommentare des Blattes zu den Krisen der EU spielen eine große Rolle. Im Vorfeld der Ausstellung hatte es sogar Sicherheitsbedenken gegeben.

Am 7. Januar 2015 wurde das kleine, aber traditionsreiche französische Satire-Magazin Charlie Hebdo auf tragische Weise weltberühmt, als islamistische Terroristen die Redaktionsräume in der Pariser Innenstadt stürmten, elf Menschen töteten und zahlreiche weitere verletzten. Über Jahre hatte das Magazin mit gewagten Karikaturen immer wieder für Diskussionen gesorgt – besonders die Darstellung Mohammeds hatte unter radikalen wie gemäßigten Muslimen für Empörung gesorgt, weil sie im Islam generell untersagt ist. Der schreckliche Anschlag vor etwas mehr als einem Jahr war der traurige Höhepunkt dieser Empörung, die der westlichen Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit fundamental widerspricht.

Ausstellung verzichtet auf religiöse Abbildungen

Unter dem Slogan „Somme-nous Charlie?“(dt.: „Sind wir Charlie?“) zeigt die Universität Augsburg in einer neuen Ausstellung einige der bekanntesten, provokantesten oder auch humorvollsten Karikaturen, die seit der Gründung des Magazins 1970 bei Charlie Hebdo erschienen sind. Dabei konzentriert sich die Werkschau auf die Titelseiten des Magazins. Gezeigt werden Cover-Zeichnungen, unter anderem von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Frankreichs Präsident Francois Hollande – auf die umstrittenen Islam-Karikaturen wurde dagegen bewusst verzichtet.

Die Leiterin der Ausstellung und Augsburger Literaturwissenschaftlerin Rotraud von Kulessa sagte dem Bayerischen Rundfunk bei der Eröffnung, man habe vor dem Hintergrund der erneuten Anschläge in Paris im Herbst 2015 bewusst das Thema Religion ausgeklammert. Dennoch hatten einige Politiker in der Fuggerstadt Sicherheitsbedenken wegen der Ausstellung bekundet. Nach Gesprächen mit Sicherheitsexperten wurde aber auf zusätzliche Maßnahmen verzichtet.

Mut zur Provokation

Auch ohne die Mohammed-Karikaturen ist die Ausstellung ein wunderbarer Streifzug durch die politische Geschichte Frankreichs und Europas der letzten vier Jahrzehnte. Der Mut zu Provokation und der zwar nicht feine, aber mitunter hintersinnige Humor der Charlie Hebdo-Macher zeigen, dass sich die Redakteure schon lange vor den Mohammed-Diskussionen nichts sagen ließen – und das auch jetzt, nach den Debatten und dem schrecklichen Anschlag, nicht ändern werden.

Dabei geht die Ausstellung auch der Frage nach, wieviel Einfluss Charlie Hebdo auf die französische Gesellschaft hat – und wie sehr sich die Franzosen mit den Grundwerten des Blattes identifizieren – die Presse- und Meinungsfreiheit sowieso, aber auch ganz besonders der Mut, vor nichts zurückzuschrecken. Immerhin hatten in den Wochen nach dem Terroranschlag unter dem Motto „Je suis Charlie“ (dt.: „Ich bin Charlie“) Tausende Menschen weltweit ihre Solidarität mit den Redakteuren bekundet.

Die Ausstellung in Augsburg ist noch bis 1. April in der „Schatzkiste“ der Zentralbibliothek in der Universität zu sehen.