Noch beeinträchtigt die Finanzmisere der Krankenhäuser die medizinische Versorgung nicht. Bild: mdkn/fkn
Gesundheitssystem

Werden Bayerns Kliniken zum Notfall?

Fast die Hälfte aller Krankenhäuser in Bayern schreibt rote Zahlen. Mit Schließungen ist zu rechnen - eine Entwicklung, die die medizinische Versorgung insbesondere im ländlichen Raum hart treffen würde. Ein Krankenhausbetreiber schlägt angesichts dieser Zustände Alarm und fordert ein Umdenken.

Genau 49 Prozent der Kliniken im Freistaat vermelden ein negatives Betriebsergebnis. Damit liegt der Anteil der defizitären Krankenhäuser zum dritten Jahr in Folge an der 50 Prozent-Marke.

Dies ist das Ergebnis des „Bayerischen Krankenhaustrends“, mit dem die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) jährlich die wirtschaftliche Lage und die Stimmung in den bayerischen Kliniken ermittelt. Die BKG ist der Zusammenschluss von zirka 230 Krankenhausträgern mit über 370 Krankenhäusern und insgesamt knapp 75 000 Betten in Bayern. Die Einrichtungen sind mit 170 000 Mitarbeitern einer der bedeutendsten Arbeitgeber Bayerns.

Dringender Bedarf für Krankenhausreform

Die wirtschaftlich prekäre Situation der Kliniken wird damit nach Aussage des BKG-Geschäftsführers Siegfried Hasenbein „zur Dauerbelastung für die Krankenhäuser und ihre Beschäftigten“. Auch für das Jahr 2015 sehen Bayerns Krankenhausgeschäftsführer keine Besserung: Mehr als die Hälfte von ihnen befürchtet in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis.

Angesichts dieser alarmierenden Lage sehen die Krankenhäuser dringenden Handlungsbedarf bei der Krankenhausreform, die die Bundesregierung derzeit vorbereitet. Mit einer „Qualitätsoffensive“ will die Große Koalition die Behandlungsqualität in den Mittelpunkt der Reform stellen. „Die Pflichten, die uns die Politik mit ihrer sogenannten Qualitätsoffensive vorgeben, sind wir bereit anzunehmen, aber auch der Bund und die Länder haben Pflichten“, betont der BKG-Geschäftsführer. Gemeint ist damit vor allem, dass die Bundesregierung endlich sicherstellen müsse, dass die tarifliche Lohnentwicklung und die Preissteigerungsraten mit der Vergütung für die Krankenhausbehandlungen finanziert werden können.

Ebenso seien die Länder in der Pflicht, für eine ausreichende Finanzierung der Investitionen zu sorgen. Einen Grund für die wirtschaftlich angespannte Situation in den Kliniken sieht Hasenbein auch darin, dass sie in immer größerem Umfang Investitionen aus Eigenmitteln bestreiten müssten, weil das Finanzierungsvolumen des Freistaats nicht ausreiche. Allerdings: Soll Bayern tatsächlich 390 Kliniken für 13 Millionen Einwohner finanzieren, wenn zum Beispiel die Niederlande mit 17 Millionen Einwohnern gerade mal 100 Krankenhäuser unterhält?

Pauschale Kostensenkung stößt auf Kritik

Das Eckpunktepapier, das eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern erarbeitete und das als Grundlage für die anstehende Krankenhausreform dienen soll, bewerten die Klinikmanager skeptisch: Positiv sei die vorgesehene bessere Finanzierung der Vorhaltekosten für die Notfallversorgung. Für Aufregung sorge bei den Kliniken aber, dass die Preise für die Krankenhausbehandlungen pauschal abgesenkt werden sollen. Es sei absurd, wenn man einerseits ein Programm auflege, damit mehr Pflegepersonal in den Kliniken beschäftigt werde und andererseits die Krankenhäuser mit Abschlägen bei der Vergütung bestrafe, wenn die „Produktivität“ unzureichend sei. Jeder Anstieg der Patientenzahlen werde ihnen als „wirtschaftlich begründet und medizinisch fragwürdig“ vorgehalten und mit Vergütungsabstrichen geahndet. „In den Eckpunkten findet sich kein Wort von medizinischem Fortschritt oder demografischer Entwicklung als Hauptursache dafür“, so Hasenbein.