Fallende Preise: Milchbauern in der Bedrängnis. Bild: Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft LVBM/www.milchland-bayern.de
Agrarpolitik

Milchpreis wird zum Problem

Steigende Kosten, sinkende Preise und kein Licht am Horizont: Die aktuelle Entwicklung auf dem Milchmarkt erfordert nach Ansicht von Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner rasch wirksame Maßnahmen zur Unterstützung der Milcherzeuger. Konkrete Vorschläge dazu hat Brunner jetzt in einem Brief an EU-Kommissar Phil Hogan unterbreitet.

Der Minister fordert darin unter anderem eine Anhebung der Interventionspreise bei Milch und Milcherzeugnissen auf ein Absicherungsniveau von 25 Cent pro Kilo, um den Markt kurzfristig zu entlasten und die steigenden Produktionskosten zumindest teilweise auszugleichen. In der derzeitigen Ausgestaltung sei die Intervention wirkungslos, heißt es in dem Brief. Darüber hinaus schlägt Brunner vor zu prüfen, ob die EU Milchpulver im Rahmen der Nahrungsmittelhilfe aufkaufen und für die Versorgung bedürftiger Menschen in Krisengebieten verwenden kann. Auf diese Weise könne ein humanitärer Beitrag geleistet und gleichzeitig der Markt entlastet werden, so der Minister. Beide Maßnahmen könnten laut Brunner aus Mitteln der sogenannten „Superabgabe“ bezahlt werden – das sind die wegen der Überlieferung der inzwischen ausgelaufenen Milchquote angefallenen „Strafabgaben“ – europaweit ein Betrag in hoher dreistelliger Millionenhöhe. Der Minister hatte schon mehrfach gefordert, die Gelder – anders als von Brüssel geplant – in vollem Umfang für den Milchsektor zu verwenden.

Dringenden Änderungsbedarf sieht Brunner bei den EU-Programmen zur Absatzförderung.  Es sei nicht nachvollziehbar, „dass einerseits die regionalen Märkte gestärkt werden sollen, andererseits das EU-Beihilferecht eine staatliche Unterstützung von Absatzfördermaßnahmen mit regionalem Bezug grundsätzlich untersagt“. Das sei ein politischer Widerspruch, so der Minister.  Die Absatzförderung müsse vielmehr intensiviert, die angebotenen Programme vereinfacht, praktikabel gestaltet und finanziell besser ausgestattet werden. Darüber hinaus sprach sich Brunner für Nachbesserungen beim Schulmilch- und Schulfruchtprogram aus. Brüssel müsse auch hierfür mehr Geld bereitstellen und die Produktpalette auf Joghurt, Quark und insbesondere Käse ausdehnen. Am Mittwoch (15. Juli) traf sich der Minister in Brüssel im Rahmen des von ihm initiierten Runden Tisches zur Zukunft der Milchproduktion in Bayern mit Vertretern der EU-Kommission und des Europäischen Parlaments, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Brunner: „Brüssel darf die Milcherzeuger in der schwierigen Phase nicht alleine lassen.“

Die Ursachen für fallende Preise

Erste Molkereien zahlen den Lieferanten im Freistaat unter 30 Cent pro Kilo Milch. Als diese Marke letztmals 2009 unterschritten wurde, gab es heftige Proteste der Milcherzeuger. Ursache sind der Druck der Discounter, wegbrechende oder zurückhaltende Märkte wie Russland und China sowie ein unerwarteter Konkurrent. Neuseeland exportierte 2014 rund 17,4 Millionen Tonnen Milch, mehr als die ganze EU (16,1 Millionen Tonnen). Laut dem Bayerischen Bauernverband könnte sich die finanzielle Lage mancher Höfe zusätzlich durch Steuernachzahlungen wegen der guten Vorjahre verschlechtern. In Nordbayern komme noch die Trockenheit dazu (der Bayernkurier berichtete). Es gibt aber auch Ausnahmen: Regionale Molkereien wie „Berchtesgadener Land“, die den Bauern einen fairen Milchpreis zahlen und dafür auch höhere Preise im Laden verlangen. Sie bieten dafür auch hochwertige Produkte mit kurzen Lieferwegen an und stärken zugleich die heimische Landwirtschaft. Viele Kunden nutzen deshalb diese Angebote.