Blaulicht in der Nacht: Polizeisperre nach dem Anschlag in Straßburg (Foto: dpa/V. Heise)
Terror

Anschlag auf Adventsmarkt

In Straßburg fordert ein Terrorakt drei Menschenleben. Der Täter lieferte sich am Dienstagabend Schusswechsel mit der Polizei und ist seither in einem Taxi auf der Flucht. Auch in Bayern wird nach dem Attentäter gefahndet.

Nach dem Terroranschlag auf den Christkindlmarkt in Straßburg mit drei Toten ist der Täter noch immer auf der Flucht. Die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach dem 29-jährigen Chérif C., der möglicherweise noch in einem gestohlenen Taxi unterwegs ist. Der gesuchte Terrorverdächtige stammt aus Straßburg.

Intensive Fahndung

Auch die bayerische Polizei sucht intensiv nach dem Täter. „Damit unterstützen wir die französischen Kollegen bei der Täterfahndung. Beispielsweise haben wir unsere Schleierfahndungskontrollen verstärkt, vor allem in Richtung Baden-Württemberg“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann der Deutschen Presse-Agentur in München. Im grenznahen Raum kontrolliere insbesondere die Bayerische Grenzpolizei intensiv den Fahrzeugverkehr nach verdächtigen Personen. „Darüber hinaus setzen wir zur Fahndung auch unsere Anlagen zur Automatisierten Kennzeichenerkennung ein.“

Drei Tote, zwölf Verletzte

Bei dem Anschlag in Straßburg sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Eine weitere Person sei hirntot, sagte der Pariser Antiterror-Staatsanwalt Rémi Heitz. Nach Angaben des Innenministeriums in Paris wurden zwölf Menschen verletzt, davon sechs schwer. Anti-Terror-Ermittler sind im Einsatz. Deutsche Sicherheitsbehörden suchen mit nach dem Täter und fahnden auch nach dessen Bruder Sami C.

Das war ein krimineller Anschlag auf den Frieden.

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani

Der Terrorverdächtige hatte nach offiziellen Angaben gegen 20 Uhr in der Elsass-Metropole das Feuer eröffnet. Laut Innenminister Christophe Castaner hat der Täter an drei verschiedenen Orten in der Stadt „Terror“ verbreitet. Zwischen 20 und 21 Uhr habe er sich zweimal einen Schusswechsel mit Sicherheitskräften im Patrouilleneinsatz geliefert.

Polizeibekannter Verdächtiger

Der mutmaßliche Täter hätte einem Medienbericht zufolge eigentlich schon am Dienstagmorgen verhaftet werden sollen. Er sei jedoch nicht zu Hause gewesen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung Stunden vor den Schüssen sollen Granaten gefunden worden sein.

Der gesuchte Verdächtige hatte wegen schweren Diebstahls von Anfang 2016 bis Februar 2017 in Deutschland eine Haftstrafe verbüßt. Zuerst in Konstanz, später in der Justizvollzugsanstalt Freiburg. Im Februar 2017 wurde er nach Frankreich abgeschoben. Frankreichs Regierung ließ nach dem Anschlag die höchste nationale Sicherheitswarnstufe ausrufen.

Gedenken im Europaparlament

In Straßburg öffneten die kulturellen Einrichtungen der Stadt am Mittwoch nicht. Der Unterricht an Grundschulen und Vorschulen sollte ausgesetzt werden. Eltern wurde geraten, ihre Kinder zu Hause zu lassen. An weiterführenden Schulen und Hochschulen sollte der Unterricht stattfinden. Das Europaparlament in Straßburg begann seine Sitzung am Mittwoch im Gedenken an die Opfer. „Das war ein krimineller Anschlag auf den Frieden“, sagte Parlamentspräsident Antonio Tajani zum Auftakt der Sitzung. „Wir stehen auf der Seite der Familien der Opfer.“ Das Parlament war Dienstagabend zwischenzeitlich abgeriegelt worden. Über Stunden hinweg durfte niemand das Gebäude verlassen, Mitarbeiter wurden per Handy-Kurznachricht und Mail gewarnt.

Wieder ein schrecklicher Vorfall, der mich wirklich erschüttert.

Horst Seehofer, Bundesinnenminister

Eine ganze Reihe deutscher Politik äußerte sich bestürzt über die Tat von Straßburg, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Außenminister Heiko Maas. CSU-Innenminister Horst Seehofer sagte: „Zunächst einmal ist das wieder ein schrecklicher Vorfall, der mich wirklich erschüttert.“ Er lobte die Sicherheitsbehörden für ihre Reaktion. Nach den ihm vorliegenden Informationen hätten diese „sehr zielorientiert und sehr gut gearbeitet“, sagte er. „Natürlich die französischen zuallererst aber auch auf der deutschen Seite wurde hier sehr gut reagiert.“

Keine konkrete Gefahr für Bayern

Auf die Frage, warum der mutmaßliche Attentäter von Straßburg in Frankreich als Gefährder eingestuft war aber nicht in Deutschland, sagte Seehofer: „In Frankreich ist er geboren. Er ist französischer Staatsbürger nach den Informationen, die ich habe.“ Es mache einen Unterschied, ob jemand nur kurze Zeit oder ständig in einem Land gelebt habe und auch einer „ganz anderen Überprüfung und Beobachtung unterzogen wurde“.

Niemand muss in Bayern aus Angst vor Anschlägen auf einen Christkindlmarktbesuch verzichten.

Joachim Herrmann, bayerischer Innenminister

Bayerns Innenminister Herrmann sagte mit Blick auf die Sicherheitslage im Freistaat, es gebe keinen Grund zur Sorge. „Unseren Sicherheitsbehörden liegen derzeit keine Erkenntnisse vor, aus denen sich eine konkrete Gefährdung in Bayern ableiten lässt“, erklärte er. Die Sicherheitsbehörden und die Bayerns Polizei setzten auf umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen wie eine erhöhte Polizeipräsenz, wo immer notwendig. „Das gilt auch für unsere Christkindlmärkte in Bayern.“ Die Sicherheitskonzepte seien eng mit den jeweiligen Veranstaltern abgestimmt und sollten auch den vorweihnachtlich friedlichen und besinnlichen Charakter erhalten. „Niemand muss in Bayern aus Angst vor Anschlägen auf einen Christkindlmarktbesuch verzichten.“

(dpa/BK)