Wertvoller Speicher: Naturschutzgebiete wie das Haspelmoor bei Fürstenfeldbruck binden Kohlendioxid, der so nicht in die Atmosphäre entweicht. (Foto: Blickwinkel/H.Bellmann)
Umweltschutz

Bayern braucht mehr Moor

Trockenheit und Wassermangel setzen besonders dem Norden Bayerns zu. Die Staatsregierung beschließt ein Porgramm zur Renaturierung von Feuchtgebieten, die den Klimawandel mildern. Bauern mit akuten Ernteausfällen will sie finanziell zu Hilfe eilen.

Die Hitzewelle wirkt sich massiv auf die deutsche Landwirtschaft aus. In Bayern herrscht vor allem in Teilen Frankens und der Oberpfalz eine ausgeprägte Trockenheit. Viele Bauern befürchten Ernteausfälle und in der Folge auch Futtermangel für ihre Stalltiere. „Für uns ist klar: Wir lassen unsere Landwirte in dieser besonderen Situation nicht alleine“, sagt Ministerpräsident Markus Söder, darauf könnten sich die Landwirte verlassen. Den Futterbaubetrieben in Trockengebieten soll geholfen werden, indem der Freistaat Mehrkosten für den Futterzukauf aus öffentlichen Mitteln ausgleicht.

Geld für die Bauern

Nach den Worten von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in der jüngsten Kabinettssitzung besteht „die Möglichkeit, steuerliche Erleichterungen gegenüber dem Finanzamt geltend zu machen“. Sie wies zudem darauf hin, dass die Behörden bereits seit Anfang Juli Brachflächen, die eigentlich als ökologische Vorrangflächen ausgewiesen sind, zur Futternutzung freigegeben haben. An finanziellen Hilfen für die Bauern müsse sich der Bund beteiligen, fordert Kaniber.

Die aktuelle Wettersituation verdeutlicht, wie wichtig Maßnahmen zum Schutz von Klima, Natur und Umwelt sind. „Gerade die Hitzeperiode jetzt führt uns die Folgen des Klimawandels besonders vor Augen“, warnt Söder. Seine Regierung sei entschlossen, bei der Erfüllung der Klimaschutzziele voranzugehen und den Pro-Kopf-Ausstoß von Kohlendioxid deutlich zu verringern. Als Ziel formuliert er eine „konservative ökologische Umweltpolitik“, die Natur und Menschen in den Mittelpunkt stelle und nicht gegeneinander ausspiele. Anreize will Söder setzen, nicht mit Verboten operieren.

Die steigende Erderwärmung ist eine Jahrhundertherausforderung.

Markus Söder, Ministerpräsident

Umweltminister Marcel Huber ergänzt: „Naturschutz geht nicht mit erhobenem Zeigefinger.“ Freiwilligkeit und eine enge Zusammenarbeit seien der Schlüssel für Erfolge in der Fläche.

Seit Februar sind in Bayern fünf Monate in Folge im langjährigen Vergleich zu trocken geblieben. Die Lufttemperatur lag im Mai um 3 und im Juni um 2,5 Grad über dem 30-jährigen Monatsmittel. Neun der zehn wärmsten Jahre Bayerns liegen im Zeitraum seit 1990. Bis Ende des Jahrhunderts droht dem Land ein Temperaturanstieg um bis zu 3,6 Grad. Über die schon jetzt spürbaren Auswirkungen hat Söders Kabinett auf ihrer jüngsten Sitzung auf der Zugspitze beraten. „Als High-Tech-Land haben wir hier eine internationale Vorbildfunktion“, stellte der Ministerpräsident fest. In den Jahren 2017 und 2018 investiert die Staatsregierung insgesamt 190 Millionen Euro in den Klimaschutz. Bis 2050 sollen die energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen im Freistaat auf unter zwei Tonnen pro Kopf und Jahr reduziert werden.

Weniger Klimagase

Bei der Minderung von Treibhausgas-Emissionen setzt das Klimaschutzprogramm auf energetische Sanierung staatlicher Liegenschaften, Holzverwendung für staatliche Gebäude, Ausbau erneuerbarer Energien, Förderung innovativer kommunaler Klimaschutzprojekte. Ein wesentlicher Baustein ist der neue Masterplan „Moore in Bayern“. Denn Moore binden viel CO2. Schwerpunkt des Masterplans ist eine moorverträgliche landwirtschaftliche Nutzung. Zudem sollen vertrocknete Moore renaturiert werden. Auf staatlichen Flächen wie den Staatsgütern sollen entsprechende Projekte vorangetrieben werden. Entwässerte Moore tragen mit etwa fünf Prozent zu den Treibhausgas-Emissionen Bayerns bei. Dieser Effekt soll durch den neuen Masterplan deutlich reduziert werden.

Bayern ist ein Wasserland.

Marcel Huber, Umweltminister

Für weitere Verbesserungen beim Hochwasserschutz stellt das Kabinett ein neues Gewässer-Aktionsprogramm 2030 auf die Beine. Gleichzeitig kündigt der Freistaat wirksame Lösungen auch bei Niedrigwasser und Trockenheit an. „Bayern ist ein Wasserland“, sagt Umweltminister Huber, „das Element Wasser gibt uns gerade im Klimawandel einen klaren Auftrag: Vorsorge bei zu wenig und Schutz gegen zu viel Wasser.“ Mit jährlich 200 Millionen Euro sollen unter anderem bestehende Schutzanlagen verbessert werden. Als Reaktion auf die grassierende Trockenheit will der Freistaat neun Millionen Euro jährlich in die Wasserversorgung der Zukunft investieren, darunter die Sicherheit der Trinkwasserversorgung und vorsorgende Niedrigwasser-Managementpläne.

Spitzenreiter Bayern

Die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag begrüßte das Programm „Naturoffensive Bayern“ der Staatsregierung. „Wir fördern den Artenreichtum und die Naturlandschaften und helfen mit, die Schöpfung in allen Teilen Bayerns zu bewahren“, sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende Thomas Kreuzer zum Beschluss des Ministerrats. „Der Freistaat ist damit erneut Vorreiter im Natur- und Umweltschutz.“

Die Offensive sieht unter anderem auch vor, das Vertragsnaturschutzprogramm um jährlich zehn Millionen Euro auszuweiten und die Bayerischen Naturparks mithilfe von Naturparkzentren und Rangern zu stärken. Zukunftsweisende regionale Projekte sind unter anderem in Augsburg, in der Rhön, am Riedberger Horn, im Spessart und an der Donau geplant. Neue Initiativen, insbesondere der „Blühpakt Bayern“, sollen zum Erhalt gefährdeter Insekten beitragen. Insgesamt haben die Projekte ein Volumen von 120 Millionen Euro. Bayern investiert mehr als jedes andere Bundesland in Klimaschutz und Agrarumweltmaßnahmen – zwischen 2008 und 2014 mehr als eine Milliarde Euro allein für den Klimaschutz. Zudem nimmt derzeit fast jeder zweite bayerische Landwirt am Kulturlandschaftsprogramm teil, das konsequent auf den Gewässer-, Boden- und Klimaschutz sowie den Erhalt der Artenvielfalt ausgerichtet ist. Kreuzer: „Die Mittel hierfür betragen mehr als 270 Millionen Euro jährlich. Kein anderes Bundesland erreicht nur ansatzweise unserer Niveau.“

(BK)