Vor mehr als 1100 begeisterten Zuschauer begann Karl-Theodor zu Guttenberg in Kulmbach seine Wahlkampftour für die CSU. (Foto: CSU)
Guttenberg

Ein Comeback der Superlative

Darauf hat die CSU sechs Jahre lang gewartet: Karl-Theodor zu Guttenberg feiert in seiner Heimat Kulmbach ein umjubeltes Comeback vor mehr als 1100 begeisterten Anhängern. Seine frei gehaltene Rede gerät weltläufig, witzig – und kämpferisch.

Diese CSU-Veranstaltung sprengte eindeutig den Rahmen üblicher Wahlkundgebungen: Mehr als 1100 begeisterte Anhänger in der prall gefüllten Kulmbacher Stadthalle bereiteten dem früheren Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg einen umjubelten und lautstarken Empfang. Mehr als 80 Journalisten aus Bayern, Berlin und dem europäischen Ausland verfolgten Guttenbergs Comeback gebannt.

Der in der CSU seit sechs Jahren schmerzlich vermisste KTG wagte in einer eineinhalbstündigen fulminanten Rede eine sehr kluge und unterhaltsame „tour d’horizont“ über die wichtigsten internationalen Krisenherde und warb dreieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl entschieden und kämpferisch für die CSU. Dabei präsentierte sich Guttenberg in freier Rede weltläufig, schlagfertig, witzig, geradezu kabarettistisch, hervorragend informiert, aber auch kämpferisch und entschlossen.

Jetzt ist auch mal irgendwann gut.

Karl-Theodor zu Guttenberg zur heftigen Kritik wegen der Plagiatsaffäre

Guttenberg begann seine Rede sehr still und nachdenklich – nach einer Lobrede auf seine oberfränkische Heimat („Ich sag es mal fränkisch: Daham is schö“) dankte er allen, die ihn in der schweren Zeit des Rücktritts wegen des Plagiatsskandals unterstützt und ihm die Treue gehalten haben. Er dankte aber auch „jenen, die mich zu Recht hart kritisiert haben“. Er zeigte sich erneut reumütig und sagte: „Ich habe alle Konsequenzen getragen.“

Dann betonte Guttenberg jedoch auch: „Aber ich darf auch nach so langer Zeit für mich sagen, jetzt ist auch mal irgendwann gut“ – wofür er den heftigsten Applaus des Abends erhielt. Zu den zahlreichen Medien-Spekulationen, ob, wie und wann er wieder in die aktive Politik einsteigt, sagt er nur bescheiden: „Auch wenn mancher Journalist diesen Auftritt als 728. Comeback-Versuch wertet: Ich spreche hier als engagierter Bürger.“

Freundschaft mit USA muss Trump überdauern

Eine Kostprobe seines selbstironischen Humors lieferte er ebenfalls gleich – unter Hinweis auf die schwere Zeit nach dem Rücktritt: „Ich habe in dieser Zeit viel lernen dürfen, unter anderem neue Facetten meines Humors. Deshalb turne ich auch hier auf offene Bühne herum und stehe nicht hinter dem Rednerpult, damit ich nicht in Versuchung komme, eine abgeschriebene Rede vorzulesen.“

Dauerhaft über dem Eimer zu hängen, ist weder für Journalisten noch für die Bürger eine dankbare Haltung.

Guttenberg zu den Massenmedien, die „sich täglich über Trump auskotzen“

Mit Blick auf die weltweiten Krisen nannte Guttenberg die Freundschaft mit den USA die „wichtigste Konstante der deutschen Außenpolitik“ – und diese müsse auch einen Präsidenten Donald Trump überleben. Er verwies auf die Massenmedien, die sich täglich über Trump „auskotzen“ und mahnte: „Aber dauerhaft über dem Eimer zu hängen, ist weder für Journalisten noch für die Bürger eine dankbare Haltung.“ Nicht die ganzen USA bestünden aus „blonden Wüterichen“, sagte Guttenberg. Deutschland dürfe nicht mit „Klugscheißerei und Besserwisserei“ über den Atlantik blicken.

Lob für die Kanzlerin

Guttenberg warnte vor einer Entzweiung des Westens, die nur im Interesse der der überaus selbstbewussten „Alphatiere“ Putin, Erdogan, Assad und Kim Yong Un liege. Gerade angesichts dieser charakterlich sehr schwierigen Staatsführer sei Angela Merkel die ideale Besetzung im Kanzleramt, betonte der frühere Bundesminister: „Meine ehemalige Chefin ist eine Garantin für Stabilität angesichts all dieser Krisen. Die ist auch in der Lage, diesen selbstbewussten Herren ins Auge zu blicken und mit der notwendigen Geduld zu Zugeständnissen zu bewegen. Wenn einer in der Lage ist, Alphatieren männlicher Natur die Stirn zu bieten und sie ins Leere laufen zu lassen, dann sie. Das habe ich selbst am eigenen Leib erfahren.“ Bei Merkel sei Deutschland „in den besten Händen“.

Wenn Angela Merkel abgehoben ist, dann ist Gerhard Schröder der Mann im Mond.

Guttenberg zu SPD-Vorwürfen an Angela Merkel

Umso unverständlicher sind für Guttenberg daher die Vorwürfe von SPD-Kandidat Schulz an Merkels Adresse: „Wenn der Herr aus Würselen ihr jetzt Abgehobenheit vorwirft: Abgehoben? Gerade Angela Merkel, die im Zweifel jeden Sonntag ihr Unkraut in der Uckermark selbst jätet. Wenn Angela Merkel abgehoben ist, dann ist Gerhard Schröder der Mann im Mond.“ Die SPD rief Guttenberg auf, sich klar von „Gazprom-Gerd“ Schröders Plänen, den Aufsichtsratsvorsitz des staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft zu übernehmen, zu distanzieren: „Alte Liebe rosneft nicht“, so Guttenberg unter dem schallenden Lachen des Saales.

Leitkultur ist eine Selbstverständlichkeit

Mit Blick auf die Integration hunderttausender zugewanderter Moslems forderte Karl Theodor zu Guttenberg die Deutschen zu mehr kulturellem Selbstbewusstsein auf. Dass sich Zuwanderer an die Kultur des Gastgeberlandes anpassen, nannte er „eine Normalität, die auch von uns in anderen Ländern verlangt wird. Der CSU dankte Gutenberg, dass sie als einzige Partei die „christlich-abendländische, jüdisch-christliche Leitkultur“ in den Mittelpunkt stelle.

„Dass die Integration auf Grundlage unserer Kultur stattfindet, sollte sich von selbst verstehen“, sagte er unter heftigem Beifall und Jubel. „Bei der Integrationsdebatte muss klar sein, dass wir das nicht weichkochen lassen, was uns und unsere Kultur ausmacht“, betonte Guttenberg. So sei ein Christkindlesmarkt nun einmal ein Christkindlesmarkt und kein Winterfest und ein Sankt-Martins-Umzug sei kein Lichterfest. Es gelte, den Kindern verstärkt das Bewusstsein um die Wurzeln der Kultur, also auch die Bedeutung religiöser Feste, zu vermitteln.